Karl-Preis-Platz: Hier bestimmen die Mieter mit

In Ramersdorf haben Mieter ein Mitspracherecht. Die Gewofag stellt ihre Pläne für die Sanierung der Innenhöfe vor, die Mieter sollen ihre Vorschläge einbringen. Die Beteiligung fällt allerdings eher mau aus.
Ramersdorf - Die Zukunft steht auf wenigen Zetteln. Stefan Feller von der Gewofag hält sie in der Hand. Es ist ein lauer Abend unter der Woche. Die Wohnungsbaugesellschaft hat Bewohner zu einem Rundgang durch ihr eigenes Quartier am Karl-Preis-Platz geladen. Die Innenhöfe sollen saniert werden, auf den Zetteln in Fellers Händen steht, wie genau. Jetzt sollen die Bewohner ihre Meinung dazu kundtun. Es zeigt sich: Beteiligung ist ein hartes Geschäft.
300 000 Euro stehen als Budget für die Innenhofsanierung zu Verfügung. Die Siedlung am Karl-Preis-Platz stammt noch aus den 1930er-Jahren, grüner Innenhof reiht sich an Innenhof. Die Mieter (etwa 2100) sind überwiegend alteingesessen und wurden vorab dazu befragt, wie sie sich ihre Innenhöfe künftig wünschen. 20 Prozent der Haushalte füllten den Fragebogen aus. Das ist viel.
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Zum Rundgang sind jedoch nur ein Dutzend Mieter gekommen. Feller von der Gewofag und die Landschaftsarchitektin Heide-Marie Eitner präsentieren ihre Ideen vor einem deutlich kleineren Kreis, als sie gedacht hätten.
Bürgerbeteiligung - oft ganz viel Klein-Klein
Die Gewofag hat mithilfe der Anwohnerwünsche Pläne für die Innenhöfe entwickeln lassen. Wo sollen neue Bänke hin? Braucht es hübschere Spielplätze? Einen neuen Rasen? Die Ideen liegen jetzt auf dem Tisch, die Anwohner sollen auch jetzt noch einmal mitreden dürfen.
Bürgerbeteiligung, das klingt nach moderner Entscheidungsfindung. In der Praxis ist es jedoch oft auch ganz viel Klein-Klein. Das zeigt sich auch an diesem Abend. Eitner erzählt gerade, wie die Spielplätze einmal aussehen könnten. Die Kinder sollen mit Farbe mitgestalten können, statt nur Sand und Rutsche soll es hübschere Spielgeräte geben. „Wir versuchen, das Ganze mit kreativen Ideen zu verbessern.“
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„Bloß kein neues Spielgerät“, entfährt es da einer Anwohnerin. Es kämen eh schon zu vieler Kinder aus der Nachbarschaft. Und spät abends seien Jugendliche da, die Lärm machten. Offenbar sind die Höfe schon ohne Sanierung nicht unattraktiv.
Ein älterer Herr wiederum meint, dass Kinder eben spielen, das sei halt so. Und eine junge Mutter findet den Vorschlag, in einem Hof eine lange Spiel-Hängematte aufzuhängen sogar richtig gut. Ältere Teilnehmer finden sie jedoch viel zu gefährlich.
So geht es einige Zeit dahin. Zwei Stunden später löst sich die Gruppe recht rasch auf. Feller bleibt trotzdem noch eine Weile da. Eine Mieterin hat noch Gesprächsbedarf. Die Veranstaltung findet er gelungen – trotz der eher geringen Mieterbeteiligung.
Infoveranstaltungen habe man oft. „Aber wir wollten zu den Leuten rauskommen. Da fühlen sie sich wohler“, sagt Feller. Sie seien in einer vertrauten Umgebung auch ehrlicher. Und das wolle man ja, damit das fertige Konzept letztendlich möglichst viele überzeugt.