Kahlschlag im Nußbaumpark: Was steckt dahinter?

Die Stadt hat im Nußbaumpark die Säge angesetzt und großzügig Gebüsch abgeholzt. Übrig geblieben sind fast nur Bäume. Dadurch soll auch das Sicherheitsgefühl verbessert werden – Kritik an den Maßnahmen kommt von Vertretern der LGBTIQ*-Szene.
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Im Nußbaumpark beim Sendlinger Tor bleiben nach umfassenden Maßnahmen der Stadt fast nur noch Bäume übrig.
Im Nußbaumpark beim Sendlinger Tor bleiben nach umfassenden Maßnahmen der Stadt fast nur noch Bäume übrig. © Sven Barthel

Ludwigsvorstadt - Der Nußbaumpark ist bis auf die Bäume kahl geschoren. Und er ist nachts besser beleuchtet denn je. Für die queere Szene in München ist das ein Problem, denn der Park war für sie ein Treffpunkt, "insbesondere für homo- und bisexuelle Männer", sagt Marc Tafertshofer, Vorsitzender der SPD Queer Oberbayern, auf AZ-Anfrage.

Nußbaumpark: "Safe Space" für homo- und bisexuelle Männer

Es sei ein offenes Geheimnis, dass man sich in dem Park anonym treffe: Für viele nicht geoutete homo- und bisexuelle Männer war das ein "Safe Space", also ein sicherer Rückzugsort. "Hierdurch wurde niemand belästigt und es kam auch niemand zu Schaden", so Tafertshofer. 

Im Nußbaumpark beim Sendlinger Tor bleiben nach umfassenden Maßnahmen der Stadt fast nur noch Bäume übrig.
Im Nußbaumpark beim Sendlinger Tor bleiben nach umfassenden Maßnahmen der Stadt fast nur noch Bäume übrig. © Sven Barthel

Er stellt fest, dass die Stadt dem Nußbaumpark in den vergangenen Jahren diesen Charakter immer mehr weggenommen hat, mit einer "nahezu durchgehenden Beleuchtung" und eben dem in den aktuellen Bildern sichtbaren Kahlschlag. 

Baureferat: Maßnahme verbessert "Sicherheitsgefühl der Nutzer"

Das Baureferat bestätigt auf AZ-Anfrage, dass neben der "Förderung der vorhandenen Vegetation" auch die Sicherheit ein Grund ist, warum der Park so kahlrasiert wurde. Es gehe um eine "Verbesserung des Sicherheitsgefühls der Nutzer*innen". Das sei im Sinne der Sicherheitsbehörden und auch mit dem Bezirksausschuss Ludwigsvorstadt-Isarvorstadt abgestimmt.

Im Nußbaumpark beim Sendlinger Tor bleiben nach umfassenden Maßnahmen der Stadt fast nur noch Bäume übrig.
Im Nußbaumpark beim Sendlinger Tor bleiben nach umfassenden Maßnahmen der Stadt fast nur noch Bäume übrig. © Sven Barthel

Das kann zwar auch Tafertshofer nachvollziehen. Es ist bekannt, dass der Nußbaumpark auch ein beliebter Park ist, wo Drogensüchtige konsumieren, illegal Drogen gehandelt und auch andere Straftaten begangen werden. "Nutzerinnen dieser Grünanlage sind auf der anderen Seite aber auch die queeren Menschen, die sich dort im Schutze der Dunkelheit bereits seit jeher trafen und diesen ist an dieser 'Verbesserung' gar nicht gelegen."

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Er glaube kaum, dass das bei der Entscheidung zum Kahlschlag berücksichtigt wurde und fragt sich, ob das wirklich eine Lösung kann. Ganz zu schweigen davon, dass ihm aus der Szene vermehrt erzählt wird, dass "teils massive Polizeikontrollen" stattfinden. Das lasse "schnell an dunkle Zeiten der Verfolgung von LGBTIQ* erinnern", so Tafertshofer. 

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17 Kommentare
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  • Tthomas am 01.02.2023 20:02 Uhr / Bewertung:

    Manuel Neuer sollte mit seiner Binde anrücken und helfen. Das ist ja die reinste Diskriminierung von Anderslebenden.

  • Rosinerl am 01.02.2023 19:00 Uhr / Bewertung:

    Man stelle sich nun einmal vor, ein normal orientierter Mann würde sich beschweren, dass er in diesem Park seine sexuellen Handlungen an sich selbst oder an anderen nicht mehr durchführen kann. Ob der Artikel dann auch noch so wohlwollend wäre?

  • Ironü am 01.02.2023 17:19 Uhr / Bewertung:

    Die sog. "Szene" hat sich dort schon lange nicht mehr getroffen. Der Grund lungert täglich vor der Marienapotheke herum - bestens mit Alkohol versorgt, vom unsäglichen Kiosk, der gleich daneben ist.

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