Jetzt kommt die Silicon Maxvorstadt: Wo sollen die ganzen Tech-Arbeiter wohnen?

Maxvorstadt - Der erste neue Apple-Bau in der Karlstraße wird schon bald fertig gebaut und bezugsbereit sein – hier entstehen Arbeitsplätze für 1.500 Menschen. Einen Steinwurf weit weg, im Postpalast an der Arnulfstraße, ist bald ein neuer Google-Standort fertig. Auch dort: 1.500 neue Arbeitsplätze für Menschen, die gut verdienen und es sich leisten können, in zentralen Lagen zu wohnen.
Silicon Maxvorstadt: Tausende neue Arbeitsplätze mitten in München
Das sind also rund 3.000 neue Arbeitsplätze im kommenden Jahr – von Menschen besetzt, die oft auch Familie haben.
Doch damit ist noch lange nicht Schluss mit dem Zuzug bestens ausgebildeter Menschen, die in zentraler Lage – in der Silicon Maxvorstadt sozusagen – arbeiten werden. Apple hat das Nachbargrundstück an der Karl-/Seidlstraße dem Freistaat abgekauft und will auch dort neue Büros bauen. Die konkreten Pläne sind noch nicht bekannt.
Wie so oft bei diesen großen Plänen von großen, weltweit tätigen Unternehmen ist die Stadt München nicht viel mehr als Zaungast, die die Entwicklungen zwiegespalten mitverfolgt: Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) sagte jüngst zur AZ, er mache "seit Jahren Anti-Werbung", damit sich diese Firmen nicht in München ansiedelten. Denn "Millionen an Gewerbesteuern werden uns trotzdem nicht aus den Ohren laufen". Aber: Sie kommen trotzdem.
Apple und Google in der Maxvorstadt: Langfristiges Wachstum und Wohndruck
Etwas anders sieht das Wirtschaftsreferent Clemens Baumgärtner (CSU), der sich bei einer Baustellenbesichtigung bei Google in der Arnulfpost freut, dass ein "inspirierender, einzigartiger Standort für langfristiges Wachstum" geschaffen werde.
Aber auch Baumgärtner scheitert an dem Thema, das dieser Tech-Boom in der Maxvorstadt auch mit sich bringt: massiver Druck auf den Wohnungsmarkt. Schon seit Jahren geistert darum immer mal wieder das Zauberwort "Werkswohnungen" durch die Medien. Die Unternehmen sollen ihren Mitarbeitern gleich Wohnungen bauen, damit das Problem nicht noch verschärft wird. Bisher zeigen einzelne, lokal verankerte Unternehmen da Verantwortung: die Stadtwerke etwa oder Rischart.
Vor vier Jahren noch forderte OB Reiter medienwirksam eine Werkswohnungspflicht für alle, die städtische Gewerbeliegenschaften neu bebauen – im Fall von Apple würde auch die nichts bringen, die Liegenschaft kauft Apple vom Freistaat.
Werkswohnungen in der Maxvorstadt? "Keine Bereitschaft"
Und die Unternehmen selbst? Google habe bisher "keine Bereitschaft erkennen lassen, sich dem Thema Werkswohnungsbau in irgendeiner Weise inhaltlich zu nähern", wie Baumgärtner auf Instagram etwas ernüchtert schreibt.
Der Milliarden-Konzern selbst sagt auf Anfrage der AZ: "Google bietet keine Werkswohnungen an, da sich unsere Mitarbeiter:innen selbst entfalten wollen." Sowieso wohne "der größte Teil unserer Mitarbeiter:innen außerhalb der Münchner Innenstadt".
Zudem habe die Pandemie gezeigt, dass "hybride Lösungen" – also eine Mischung aus Arbeit im Büro und Homeoffice – die Zukunft der Arbeit prägen würde. Das "führt auch dazu, dass Mitarbeiter:innen durchaus bewusst längere Arbeitswege für die Tage, in denen sie ins Büro kommen, in Kauf nehmen". Es entspräche ihren Lebensumständen besser, außerhalb der Stadt zu wohnen, argumentiert Google.
Das Unternehmen betont gleichzeitig das große Engagement fürs Viertel, das im Zuge der Ausbauten der Arnulfpost gezeigt wird: Nachbarschaftshilfe, Fahrrad-Reparateure und die Wanderbaumallee von Green City e.V. werde unterstützt, außerdem gebe es auch Aufräumaktionen und "Community-Aktivitäten".
Apple umgeht Fragen zu Werkswohnungen in München
Bleibt noch der zweite Tech-Riese: Apple. Das kalifornische Unternehmen antwortet auf konkrete Anfragen der AZ zu Werkswohnungen und der Integration im Stadtviertel lediglich mit Links zu bereits bekannten Pressemitteilungen, die die Fragen nicht beantworten.
Warum auch – ihre Angestellten sind in der Regel kaufkräftig genug, um sich auf dem überteuerten Münchner Wohnungsmarkt trotzdem gut zurechtzufinden. Für jene, die jetzt noch in einigermaßen bezahlbaren Wohnungen in der Gegend wohnen, dürfte es in den kommenden Jahren schwieriger werden.
Werkswohnungen für Großkonzerne: Antrag im Stadtrat
Die ÖDP will darum per Antrag im Stadtrat erreichen, dass große Unternehmen dazu verpflichtet werden, Werkswohnungen für ihre Mitarbeiter zu bauen.
Das wiederum bringt die Münchner Jungliberalen auf die Palme. Das sei ein "Anti-Apple-Antrag" wettern sie in einer Mitteilung: "Allem Anschein nach wurde in den letzten Jahren eine derart schlechte Wohnungsbaupolitik betrieben, dass eine 1,5 Millionen-Einwohner-Stadt nun Angst davor hat, wenn ein Weltkonzern Milliarden Euro investieren und dadurch neue Arbeitsplätze schaffen will", sagt der Co-Vorsitzende Leonard Deutsch.