Jannik-Inselkammer-Tod: Was passiert bei Augustiner?

Schwanthalerhöhe Wenn zu einer außerordentlichen Betriebsversammlung geladen wird, geht’s meist um Entlassungen oder die Verkündung einer Insolvenz. Jedenfalls passiert immer etwas Schlimmes. Gestern an der<strong> Landsberger Straße</strong> war’s etwas sehr Schlimmes.
Das war sofort klar, als um 9 Uhr in der Kantine von Augustiner 200 Mitarbeiter zusammenkamen: „Unser geschäftsführender Gesellschafter Jannik Inselkammer ist gestern bei einem tragischen Lawinenunfall ums Leben gekommen“, sagten Augustiner-Geschäftsführer Werner Mayer und Catherine Demeter, Chefin des Hauptanteileigners, der Edith-Haberland-Wagner-Stiftung. Der Rest war lähmendes Entsetzen. Und Stille.
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Es ist der zweite große Schicksalsschlag für die älteste Brauerei Münchens innerhalb von nur vier Monaten. Erst im November war der langjährige Augustiner-Boss Ferdinand Schmid, bis zuletzt Chef der Haberland-Wagner-Stiftung, im Alter von 88 Jahren gestorben.
Er war der Garant für die Kontinuität der Augustiner-Bräu Wagner KG, wie die letzte große Münchner Privatbrauerei ohne Konzernanbindung eigentlich heißt. Und er war ebenso beliebt wie der jetzt verunglückte Boss, der an der Landsberger Straße eine unglaubliche Präsenz verströmte – immer da, immer ansprechbar, kein abgehobener Boss mit affektiertem Manager-Gehabe.
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Wie’s jetzt weiter geht? „Ich habe keine Idee, wer in die Fußstapfen steigt“, sagt ein Augustiner-Insider der AZ, „damit hat einfach keiner gerechnet.“ Als wahrscheinlich gilt, dass ein Mitglied der Familie Inselkammer die Nachfolge des verstorbenen Jannik antreten wird. In der Brauerei KG wird bereits heute darüber beraten werden.
Dass Augustiner in einer Welt aus Fernseh-Bieren und multinationaler Brau-Konkurrenz weiterlebt, daran besteht kein Zweifel. 51 Prozent gehören der Haberland-Wagner-Stiftung, 35 Prozent der Familie Inselkammer. Das steht für Kontinuität. Kein Platz für Experimente mit Münchens Kult-Bier.
Ob nun vom aromagehopften Edelstoff (für Fans), dem süffigeren hellen Vollbier (für Genießer) oder dem legendären Dunklen (für Kenner) – mehr als 1,3 Millionen Hektoliter brauen die 350 Angestellten im Jahr. Ein Trend, der seit Jahrzehnten immer nur nach oben geht.
Nun ja. zumindest fast immer. 2006 war’s, als ausgerechnet der Rivale Tegernseer die Clubs und Discos mit stylischen 0,33-Flascherl stürmte. Bis Augustiner – der übrigens als einzige Münchner Brauerei bis heute an den kultig-bauchigen „Euro-Flaschen“ festgehalten und nicht wie alle anderen Anfang der 90er Jahre auf die schlanken „NRW-Flaschen“ umgestellt hat – 2008 Edelstoff und Helles halt ebenfalls in kleinere Flaschen füllte.
Und seither in der Szene-Gastronomie wieder voll präsent ist. Tradition und Moderne passen eben bei Augustiner immer schon zusammen. Ein Erfolgsrezept, das auch der kommende geschäftsführende Gesellschafter beherzigen wird.