Irrer Kunst-Krimi: Was weiß Gurlitt vom Bernsteinzimmer?

München - Der Schwabinger Sensationsfund hat groteske Folgen. Der Münchner Rolf Gurlitt (79), der in seiner Wohnung über 1400 Bilder gehortet hat, soll angeblich sogar wissen, wo sich das sagenumwobene Bernsteinzimmer befindet.
Das behauptet Ekkehart Gurlitt, ein Cousin des Münchners, in der britischen Zeitung „Daily Mail“. Rolf Gurlitt habe vor Jahren erzählt: „Ich kann dir sagen, wo das Bernsteinzimmer ist.“ Aber erst kurz vor seinem Tode wolle er den Aufenthaltsort preisgeben.
Das Bernsteinzimmer ist ein auf 100 Millionen Euro geschätztes, geschnitztes Kunstwerk, das Preußen einst Russland geschenkt hat. Seit dem Zweiten Weltkrieg ist der Schatz verschollen. Unklar ist, ob er überhaupt noch existiert.
Ekkehart Gurlitt (65) sagte dem Blatt, er habe seinen Cousin aus München seit 30 Jahren nicht gesehen – und genauso lange habe der niemanden in seine Schwabinger Wohnung gelassen. Dort hatte der Zoll 2012 einen Kunstschatz mit Werken von Beckmann, Matisse, Dix und vielen anderen entdeckt – im geschätzten Gesamtwert von einer Milliarde Euro.
Die Familie, sagt der Cousin, habe davon gewusst, aber geschwiegen: Rolf habe „uns nichts getan“; auch aufs Geld sei die Familie nicht scharf gewesen. Ekkehart Gurlitt ist Fotograf und lebt in Barcelona.
Und der Schwabinger Bilderfund? Immer mehr Experten und Behörden drängen darauf, dass die gefundenen Werke publik gemacht werden. Die Staatsanwaltschaft sperrt sich in dieser Frage.
Der Berliner Anwalt und Kunstexperte Peter Raue forderte im „Tagesspiegel“ nachdrücklich, die Bilder ins Internet zu stellen. Nur so könne man sie den Eigentümern zuordnen. Raue schlägt auch einen Deal mit Rolf Gurlitt vor. „Er überlässt die Werke dem Staat und geht dafür straffrei aus. Das würde die Rückgabe an berechtigte jüdische Familien oder Museen erheblich vereinfachen“.