"Ich wollte einfach nur Frieden"
Maxvorstadt - Es war eine Schlagzeile, die Hubert Haupt nicht gefallen hat: „100 000 Euro, wenn Sie ausziehen“ titelte die AZ vor recht genau einem Jahr. Der Satz stammt von Hubert Haupt, einem Immobilien- und Grundstücksentwickler.
Er hat dieses Angebot einer Mieterin gemacht, anderen 50 000 Euro geboten. Vor Gericht, als eine Räumungsklage zu scheitern drohte. Die Mieter weigerten sich und Haupt stand schlecht da: Als wolle er um jeden Preis sanieren, als zählten nur Geld und die Immobilie. Das ärgert Haupt heute noch, vor allem, weil es aus seiner Sicht nun doch alles ganz gut gelaufen sei.
Es geht um das Eckhaus an der Blütenstraße 8. Haupt hat es 2007 seiner Grünwalder Vermögensverwaltung „Rock Capital“ abgekauft, vorher gehörte es lange einer Privateigentümerin. Die hat nie groß saniert, deshalb wollte Haupt das anpacken – und zunächst alle Mieter raushaben.
Erst nach gescheiterten Gerichtsprozessen, abgelehnten Geldangeboten und viel Ärger gab es eine andere Lösung. Die Altmieter, die bleiben wollten, blieben im Haus – und während der Renovierung in ihren Wohnungen. „Dadurch hat mich der Umbau knapp eine Million Euro mehr gekostet“, sagt Hubert Haupt. Insgesamt habe er drei Millionen Euro für die Sanierung des Hauses mit einer Fläche von 1360 Quadratmetern ausgegeben. Ein ganzes Haus mit Mietern drin sanieren, das sei natürlich aufwendig: Etwa, weil alte Leitungen so lange drinbleiben müssen, bis die neuen fertig sind, sonst würde die Versorgung ja nicht klappen. „Der Baustellenablauf war ein Albtraum vom Aufwand her, aber es herrschte eine gute Stimmung dort“, sagt Hubert Haupt. Er habe seinen besten Bauleiter eingesetzt und dieser habe einen guten Draht zu den Mietern aufgebaut. „Es wurde vorher alles mit den Mieter abgesprochen, die Pläne und wie sie umgesetzt werden.“
Und auf das Ergebnis ist er äußerst stolz: „Das Haus ist ein Traum, es sieht jetzt fantastisch aus, kein Luxus-Bau, aber ein Top-Haus.“ Er habe es geschafft, neuen Mietwohnraum zu schaffen und auch die Altmieter zufriedenzustellen.
Sehen das die Altmieter auch so? Zum Großteil: ja. Auf Anfrage der AZ äußern sich alle ausführlich, namentlich in der Zeitung stehen will aber niemand mehr. „Um das gute Verhältnis zu Herrn Haupt nicht zu gefährden“, heißt es in einer Antwort. Man will Frieden.
Der Tenor der Altmieter: Das Verhältnis zur Bauleitung sei gut gewesen, auch wenn die Organisation teils chaotisch gewesen sei. Während der Bauarbeiten sei das Treppenhaus so gut wie nie gereinigt worden. Es habe Planungsfehler gegeben, die auch teuer waren. Und schließlich: Das Haus sei schon schön renoviert, man fühle sich wohl.
Aber eine gewisse Skepsis bleibt, schließlich war der Streit in der Vergangenheit durchaus eskaliert. Besonders nachdrücklich war Hubert Haupt gegen die Mieterin vorgegangen, die ganz oben lebte. Ohne ihre Wohnung konnte das Dachgeschoss nicht wie gewünscht ausgebaut werden. Es gab eine erfolglose Räumungsklage, dann meldete Haupt Eigenbedarf an, seine Schwiegermutter sollte einziehen. Vor Gericht bot Haupt den Mietern hohe Summen, falls sie ausziehen.
„Mir hat er 100 000 Euro geboten“, sagt die Mieterin der oberen Wohnung. Doch sie und die anderen Mieter lehnten ab. Da Haupt vor Gericht zu verlieren drohte, einigte man sich doch noch außergerichtlich. Die Mieter durften bleiben, teils in einer anderen Wohnung, damit das Dachgeschoss doch ausgebaut werden konnte.
„Ich wollte einfach Frieden“, sagt Hubert Haupt heute dazu. „Er hätte vor Gericht verloren und hat das eingesehen“, heißt es dagegen vonseiten der Mieter. Vor einem Jahr war das.
Jetzt ist das Haus fertig saniert. Es sieht schick aus und hat neue Wohnungen. In die 230 Quadratmeter große Dachgeschosswohnung ist ein Banker eingezogen, in eine andere Wohnung eine Familie. Die Quadratmeter-Mietpreise der neuen Wohnungen liegen laut Haupt bei „15 Euro plus“. Rentieren tue sich das nicht, sagt er. Er werde die nächsten zehn bis 15 Jahre nichts an dem Haus verdienen, erst danach wachse es in den Wert rein. „Hätte ich Teileigentum draus gemacht, hätte ich das Doppelte verdient. Aber ich wollte ein Signal setzen.“
Die Mieter hätten neue Mietverträge, die zusagen, dass die Mieten nur moderat erhöht werden und ihre Verträge nicht gekündigt werden. Im Schnitt liege die Bestandsmiete bei sechs Euro pro Quadratmeter.
Die Mieter weisen darauf hin, dass das eben aufgrund jahrezehntelanger Mietverhältnisse so sei. In all der Zeit hätten die Mieter Reparaturen und Renovierungen immer selbst gemacht, dafür sei die Miete unter der alten Vermieterin kaum gestiegen.
Auch bei der neuen Renovierung habe es in den Wohnungen der Altmieter auf eigenen Wunsch keine Sanierung, sondern nur eine Instandhaltung gegeben. Außerdem habe man Speicherabteile für die Aufstockung abgegeben.
Ein bisserl knirscht es schon noch. Aber der Ärger legt sich. Die Mieter sind froh, dass sie die Renovierung hinter sich haben und zufrieden mit dem Ergebnis. Auch, wenn bei einigen die Skepsis bleibt und sie ihrem Vermieter teils noch nachtragen, dass er sie raushaben wollte.
Hubert Haupt sagt, dass er den Streit vergessen wolle, die Lösung gut finde und er sich über das schöne Haus freue. Aber dass man das alles auch einfacher hätte haben können, wenn man von Anfang an mehr miteinander geredet hätte. Das sagen die Mieter auch.
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