Endlich Frieden in der Blütenstraße 8
Maxvorstadt - Hubert Haupt spricht von Neuanfang. „Ich habe versäumt, auf die Mieter zuzugehen“, sagt er. Er will jetzt mehr reden.
Noch vor zwei Wochen hätte der Münchner Immobilien-Geschäftsmann viel Geld gezahlt, um sich das Reden zu sparen. Er besitzt das Haus in der Blütenstraße 8 und will es sanieren lassen. Einzelnen Mietern bot er bis zu 100000 Euro, wenn sie ausziehen. Nach einem AZ-Bericht änderte sich der Ton: Hubert Haupt will jetzt „Friede in der Blütenstraße“.
„Ich dachte immer, mit denen kann man nicht reden“, erzählt Eigentümer Hubert Haupt. „Aber dann habe ich die Bedürfnisse der Mieter verstanden und gemerkt, dass sie mich nicht nur schikanieren wollen.“ Nun dürfen die Mieter bleiben. Renoviert wird trotzdem, und zwar zügig. Aber Haupt will dabei Rücksicht auf die Mieter nehmen. „Ich habe meinen besten Bauleiter eingesetzt, die Beeinträchtigungen sollen so gering wie möglich sein.“
Die Räumungsklage gegen eine der Mieterinnen hat er zurückgezogen, die bisherigen Gerichtskosten trägt er. Auch Fatema Mian nimmt ihre Klage zurück, weil das hässliche Gerüst an der Fassade abgebaut wurde. Haupt will ihre Anwaltskosten übernehmen.
Überhaupt zeigt sich der Eigentümer großzügig: „Die Mieterin im Dachgeschoss kann sich eine der freien Wohnungen im Haus aussuchen, während oben renoviert wird“, sagt er. „Und falls bei der Sanierung die Fenster ausgetauscht werden müssen, zahle ich sogar die Hotelkosten für alle Mieter.“
Nach der Renovierung soll zwar die Miete erhöht werden, allerdings nur „moderat“. Haupt lädt ein: „Ich bin da sehr offen. Die Mieter sollen mir einen fairen Vorschlag machen.“ Der Eigentümer freut sich: „Alle Beteiligten sind höchst zufrieden.“
Die Gegenseite hält sich mit solcher Begeisterung noch zurück. „Wir sind zufrieden und verhalten optimistisch“, sagt Mieter Harald Ries. „Nach fast zwei Jahren Schikane hat Herr Haupt allerdings noch viel zerschlagenes Porzellan zu kitten.“ Seine Nachbarin Fatema Mian sagt: „Es ist gut, dass wir reden. Aber nach allem was war, sind wir vorsichtig.“
Die Mieter wollen nun Tatsachen haben. „Bisher gibt es nur mündliche Absichtserklärungen, noch keinen schriftlichen Vertrag.“ Das Reden allein genügt ihnen noch nicht.
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