Hohenzollernstraße: Die echte Schwabinger Meile

Schwabing - Veränderungen erleben wir ständig. Veränderungen in der Stadt gehen schleichend und oft ertappt man sich dabei, durch eine Straße zu schlendern, zu sehen, dass hier das x-te Nagelstudio aufgemacht hat und man sich kaum noch erinnert, was da eigentlich vorher war. Der Bäcker mit der netten Verkäuferin? Oder war es die alte Metzgerei, in der es für die Kinder immer ein Stück Lyoner oder Gelbwurst mit Petersilie auf die Hand gab?
Kaum eine Straße in München hat sich in den letzten Jahren so verändert wie die Hohenzollernstraße. Viele alteingesessene Läden sind verschwunden. Der ursprüngliche Charme der Straße ist nur noch durch wenige Bastionen der Vergangenheit erhalten.
Grimme-Preisträger Wolfgang Ettlich hat mit Kameramann Hans-Albrecht Lusznat die Straße von 2003 bis 2018 gefilmt und in Szene gesetzt. Vieles hat sich seit 2003 verändert und Schilder wie "Final Sale" hängen mittlerweile oft in den Geschäften.
Die Gastronomie funktioniert, der Einzelhandel kämpft
Ich bin mit Wolfgang Ettlich in der Hohenzollernstraße unterwegs. Jeder kennt ihn hier, überall ein großes "Hallo". Schnell einen Espresso im Café Reed. Inhaberin Julia Huber erzählt, dass sich die Kundschaft in den letzten Jahren verändert hat. Heute kommen viele aus den umliegenden, zum Teil neu entstandenen Büros. So ist unter der Woche gut Betrieb. Dafür ist es samstags eher ruhig.
Unterwegs im Luitpoldpark: Schwabings grüne Oase
Weiter ins La Tazza D'oro. Die ganze Crew kommt für das Foto nach vorne. Die Gastronomie funktioniert in der Straße, der Einzelhandel kämpft. Wir schauen noch bei Kostüm Breuer vorbei, einem der größten Kostümverleiher Europas. Seit 1950 gibt es die Firma und seit 1976 im Rückgebäude der Hohenzollernstraße 22a. Unglaublich, hier alles hängt.
Die Hohenzollernstraße hat immer noch einen großen Charme
Nur ein Stück weiter, wieder in einem Rückgebäude, sitzt seit über 50 Jahren die Buchwerkstatt Schiedeck. Andrea Fellinger übernahm die Firma von ihrem Vater. Es ist schön, die alten Maschinen anzuschauen, die Arbeitsgänge, die sich in den letzten Jahren nicht wesentlich verändert haben, zu beobachten. Andrea Fellinger: "Wir haben einen guten Vermieter, der mit der Miete nicht bis an die möglichen Grenzen geht und es uns so ermöglicht, das Geschäft weiterzuführen."
Ist die Hohenzollernstraße also tot? Kaputt? Nein, nur anders, sie hat immer noch einen großen Charme. Man muss sich manchmal nur ein bisserl Mühe geben, die versteckten Oasen zu finden - oder halt das Glück haben, mit Wolfgang Ettlich unterwegs zu sein.
Die Filmpremiere von "15 Jahre Hohenzollernstraße (2003- 2018) - Leben zwischen Schuhen, Klamotten und Cafés" ist am 23. Februar um 18 und 20.30 Uhr im Heppel und Ettlich (Feilitzschstraße 12) - ein sehenswertes Stück Schwabinger Stadtgeschichte.
In diesem Sinne eine schöne Woche
Ihr Sigi Müller