Hochhaus-Entwurf für die Ridlerstraße: Brav und gezähmt

Zensur? Architekten, die den Stadtrat beraten, verreißen den ersten Entwurf für die Ridlerstr. 35. Der jetzige Entwurf ist brav und gezähmt.
Eva von Steinburg |
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Vorher (li.): Cool und etwas futurisisch – der erste Entwurf von Fabian Ochs für die Ridlerstraße 35 wurde verrissen. Nachher (re.): Das Haus wirkt angepasst und auf Linie.
Visualisierungen: OSA Vorher (li.): Cool und etwas futurisisch – der erste Entwurf von Fabian Ochs für die Ridlerstraße 35 wurde verrissen. Nachher (re.): Das Haus wirkt angepasst und auf Linie.

Schwanthalerhöhe - Hier hat einer eine Idee gehabt: Ein vielwinkliges, verdrehtes Prisma hat der Münchner Architekt Fabian Ochs (49) entworfen – Ein cooles, etwas futuristisches Hochhaus für eine verkehrsumtoste, hässliche, aber sehr belebte Ecke im Westend. Das spektakuläre Gebäude mit 12 Stockwerken soll gegenüber dem Hotel Sheraton nahe S- und U-Bahnhof Heimeranplatz entstehen.

Doch die Stadtgestaltungskommission im Rathaus ist gegen die Realisierung in dieser Form in der Ridlerstraße 35: "zu verdreht, zu gedrungen", so das Urteil. Auf der Februar-Sitzung hat das Architekten-Gremium das ungewöhnlich kreative Konzept heftig verrissen - und Architekt Ochs zu einer aufwendigen Überarbeitung verdonnert. Der stark korrigierte Entwurf hat bei der letzten Sitzung Anklang gefunden – und wird dem Stadtrat zur Absegnung empfohlen.

Warum bremst das Gremium Innovation und Kreativität?

Jetzt fragen sich viele Münchner: Was ist das für ein Gremium, das mit fachlichen Einwänden ("Das Haus bringt eine völlig neue Architektursprache in das Stadtgebiet"), aber auch mit subjektiven Einwänden Kreativität bremsen und Innovation abschmettern? Ulrike Lauber, Mitglied der Architekten-Kommission sagte zum Beispiel: "Mir wäre wohler, das Haus wäre ruhiger."

Fakt ist: Architekten und Bauherren zittern, wenn Sie ihr frisches Projekt dem Architekten-Gremium vorstellen müssen. Die Fachleute, die den Stadtrat beraten, zwingen mit ihrer Kritik an den Entwürfen, kreative, mutige und renommierte Architekten zur Überarbeitung ihrer Ursprungs-Idee – bevor die Masse der Entscheider in der Politik sie sehen. Faktisch hat die Kommission die Macht Entwürfe zu zähmen. Damit betreibt sie eine Art ästhetische Zensur in München. Stadtbaurätin Elisabeth Merk allerdings widerspricht (siehe Interview).

"Wir wünschen uns ein neues Wahrzeichen für das Westend"

"Die erste Version wäre ein neues Wahrzeichen für das Westend – etwas was wir uns im Viertel wünschen", meint Sibylle Stöhr (Grüne), die BA-Chefin der Schwanthalerhöhe. Lokalpolitiker hatten aber noch nicht die Chance im Stadtteilparlament über das "Prisma" zu diskutieren. Das passiert in der Mai-Sitzung. Sibylle Stöhr jedenfalls hat eine klare persönliche Meinung zu dem zwangs-überarbeiteten Projekt: "Schade. Ein mutiger und spritziger Entwurf wurde zerredet. Das neue Haus ist brav, angepasst und auf Linie. Mit der leichteren Verdrehung erinnert es an gestapelte Legosteine". Was außerhalb der Norm sei, werde bedauert die 47-jährige noch: "Ich bin viel in Frankreich. Dort gibt es moderne, wirklich gute Architektur."

Das Architekturbüro Ochs Schmidhuber aus der Müllerstraße hat die extravagante Jochen Schweizer Arena in Taufkirchen gebaut. Eigentlich hatten die Kreativen wieder das Glück, dass ihr Auftraggeber kein klassischer Investor ist, sondern eine dänische Familie, mit Gespür für Style. Lokalpolitikerin Sibylle Stöhr ist für das markantere Bürohaus: "An einer ästhetisch so suboptimalen Ecke wie am Mittleren Ring, könnte man sich was trauen.

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