Stadtbaurätin: "Wir sind keine Gestaltungspolizei"

Im Herbst wechselt die Hälfte der Kommissionsmitglieder, sagt die Stadtbaurätin Elisabeth Merk - und wehrt sich gegen Vorwürfe, das Gremium betreibe Zensur.
Eva von Steinburg |
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Elisabeth Merk ist Münchens Stadtbaurätin.
Martha Schlüter Elisabeth Merk ist Münchens Stadtbaurätin.

München - Was ist eigentlich gute Architektur – und wer entscheidet darüber? Stadtbaurätin Elisabeth Merk (parteilos) sagte auf der letzten Sitzung der Stadtgestaltungskommission am Dienstag: "Mit der Rolle und dem Selbstverständnis der Stadtgestaltungskommission wollen wir uns im Juni beschäftigen." Die AZ fragt aber jetzt schon genau nach.

AZ: Frau Merk, wie geht es weiter mit der Stadtgestaltungskommission?
ELISABETH MERK: Die Mitglieder sind Architekten, die auf sechs Jahre berufen werden. Nach drei Jahren wechselt die Hälfte. Im Herbst ist der nächste Wechsel.

Als neutraler Beobachter hatte man bei der Februar-Sitzung den Eindruck, dass ein Architekt, wie Fabian Ochs, der ein mutiges Projekt für München vorstellt (Entwurf Ridlerstraße) von der Stadtgestaltungskommission regelrecht fertiggemacht worden ist.
Diese Ansicht teile ich nicht. Architekten haben ein dickes Fell. In diesem Beruf, bei dem viele mitreden, müssen sie auch eines haben. Architekten sind Kritik gewöhnt. Architekten legen uns manchmal einen Entwurf vor und schauen dann, wie es sich entwickelt. In unserem Gremium ist der fachliche Diskurs gewünscht.

Worin besteht die Qualität der Kommission?
Sie achtet auf die Proportion, das ist die wichtigste Aufgabe. Es gibt auch asymmetrische Proportionen. Gute Architekten sehen aber sofort: ist es gut oder nicht, passt es oder passt es nicht. Wie ist die Nahwirkung, wie ist die Fernwirkung von einem Gebäude.

Warum ist die Kommission für München so wichtig?
Weil Architekten mit Gebäuden die Umwelt dauerhaft und sichtbar verändern.

Warum sitzen eigentlich keine jungen Architekten in dem Fachgremium, das die Stadt von Morgen mitgestaltet, wie 40-Jährige?
Schauen Sie, Architekten brauchen Zeit, um sich beruflich zu profilieren. Ein Architekt muss gebaut haben, Wettbewerbe gewonnen haben, um sich zu qualifizieren. Ich kann mir schon vorstellen, dass ein Architekt unter 40 Jahren hier dabei ist. Aber er muss auch gut sein.

Sie sagen, München sei einen Tick kleiner vom Maßstab her als Hamburg, Berlin und Wien. Das würden manche Architekten bei ihren Entwürfen für unsere Stadt vergessen.
Die Kommission beurteilt alle Bauprojekte, die für München vom Ort und vom Bauauftrag wichtig sind. Aber wir sind keine Gestaltungspolizei. Dafür ist München zu heterogen.

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