HIV-Prävention im Sub: Arbeit wird schwieriger

Nach 20 Jahren zieht das Schwulenzentrum München die Bilanz seiner HIV-Präventionskampagne – und muss neue Wege gehen.
von  Lisa Marie Albrecht
Die S'AG (Safety Aktionsgruppe) bei einem Auftritt auf dem Christopher Street Day.
Die S'AG (Safety Aktionsgruppe) bei einem Auftritt auf dem Christopher Street Day. © Sub

Isarvorstadt – Die gute Nachricht vorweg: Das Konzept, mit dem in Deutschland über das Infektionsrisiko von HIV aufgeklärt wird, geht auf. Mit 3200 Neuinfektionen im Jahr 2014 liegt die Bundesrepublik im internationalen Vergleich sehr niedrig. In der Ukraine etwa sei die Zahl zehnmal so hoch, erklärt Kai Kundrath, Projektleiter der HIV-Prävention im Sub, dem Schwulen Kommunikations-und Kulturzentrum München. Seit 20 Jahren wird hier Aufklärungsarbeit geleistet – in dieser Zeit hat sich sowohl die Szene als auch das Leben mit HIV deutlich gewandelt.

Die Diagnose bedeute heute längst kein Todesurteil mehr, sagt Kundrath. Viele können dank verbesserter Therapiemöglichkeiten mit dem Virus alt werden. Das führe allerdings vor allem bei der jüngeren Generation manchmal zu Leichtfertigkeit. Am häufigsten sind nach wie vor Männer betroffen: Von den geschätzt 3200 Menschen, die sich im letzten Jahr neu infizierten oder bei denen eine HIV-Infektion erstmals diagnostiziert wurde, sind 2700 männlich, 2300 steckten sich beim Sexualkontakt mit anderen Männern an (Quelle: Robert Koch Institut).

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Deshalb bietet das Sub, gemeinsam mit der Münchner Aids-Hilfe und der Stadt, an zwölf Abenden im Monat HIV-Tests an und hat eine Selbsthilfegruppe für positive Männer ins Leben gerufen. Gezielte Präventions-Aktionen gestalten sich jedoch zunehmend schwieriger, erzählt der ehemalige Leiter des Präventionsprojekts, Guido Vael: „Die Szene hat sich verändert. Früher war sie sehr stark auf Orte begrenzt, es gab Kneipen nur für Männer. Heute verlagern sich viele Kontakte ins Internet und ins Private. Die schwulen Kneipen verschwinden und das Publikum ist vielerorts gemischt.“

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Die Safety-Aktionsgruppe „S’AG“ des Sub hat sich dieser Verteilung angepasst. Sie überrascht auf Events wie dem CSD oder der Wiesn mit lustigen und kreativen Foto-und Aufklärungskampagnen, die teilweise auch Heteros ansprechen. Generell sei das Thema HIV natürlich kein rein Homosexuelles, sagt Vael. Das Gesundheitsamt oder die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung sieht er in der Pflicht, Prävention für alle zu betreiben: „Am wichtigsten ist und bleibt Kommunikation“.

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