Happy-End für Dult-Ponys

Der Tierschutzverein kauft vier Pferdchen frei, die ihr Leben lang im Kreis laufen mussten. Sie werden aufgepäppelt und dann vermittelt.
von  Natalie Kettinger
Ankunft im Tierheim: Tierschützer präsentieren die Shetland-Stuten Anja, Lydia, Tanja und Ilse.
Ankunft im Tierheim: Tierschützer präsentieren die Shetland-Stuten Anja, Lydia, Tanja und Ilse. © Tierschutzverein München

Riem - Seit Jahren kritisieren Tierfreunde die sogenannten „Ponykarussells“ auf Jahrmärkten und Volksfesten: Stundenlang marschieren die kleinen Pferdchen dort zur Kinder-Belustigung im Kreis. Kopf an Schweif, oft mit festgezurrten Ausbindezügeln, mitten im Besucher-Trubel. Der Münchner Tierschutzverein hat jetzt gehandelt – und vier Ponys freigekauft, die noch vor kurzem auf der Jakobidult ihre Runden drehen mussten.

Am Anfang der Aktion stand ein Spaziergang von Vereins-Chef Kurt Perlinger über die Dult. Der gesundheitliche Zustand mehrerer Ponys habe ihn sehr betroffen gemacht, erzählt Sprecherin Judith Brettmeister. „Deshalb hat er unsere Tierschutz-Inspektoren zu Verhandlungen losgeschickt.“
Die Gespräche dauerten mehrere Wochen. Erst dann willigte der Besitzer der Tiere, ein Reitbahn-Betreiber aus dem Landkreis Fürstenfeldbruck, ein, dem Tierschutzverein vier Ponys zu verkaufen: die Shetland-Stuten Anja (16), Lydia (18), Tanja (19) und Ilse (16).

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Den Kaufpreis wollen Perlinger und seine Mitstreiter übrigens zu einem Teil von der Spende begleichen, die Gänseretter Friedrich Mülln, Gründer der „Soko Tierschutz“, unlängst vom Amtsgericht auferlegt wurde.

Zwei Ponys sind jetzt im Münchner Tierheim untergebracht, zwei auf dem Gnadenhof Kirchasch. Alle vier sind krank: Entweder haben sie entzündete Augen oder sie leiden am Equinen Cushing-Syndrom (ECS). Diese Krankheit, bei der ungewöhnlich viel Cortisol ausgeschüttet wird, trifft vor allem unterbeschäftigte, übergewichtige Pferde. Sie kann zu Sehnenentzündungen, Osteoporose und Herz-Kreislaufproblemen führen. ECS ist nicht heilbar, bei richtiger Behandlung können die betroffenen Tiere aber noch jahrelang beschwerdefrei damit leben.

Anja, Tanja und Co. sollen nun aufgepäppelt und später vermittelt werden. Während sie sich erholen, müssen auf der Wiesn wieder etliche Artgenossen ihre Runden drehen. Denn unter den Oktoberfest-Schaustellern sind heuer die Betreiber von gleich zwei Reitbahnen. Tierfreunden rät Judith Brettmeister, ihre Kinder nicht auf die Ponys zu setzen: „Durch das stupide Im-Kreis-Laufen der Ponys wird den Kindern ein Bild von Pferden nahegebracht, das ethisch nicht vertretbar ist: Tiere sind nicht zur Unterhaltung da!“

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