Hanns-Seidel-Platz: Ärger um Neuperlachs Mitte

Neuperlach - Im Warten sind die Neuperlacher geübt, seit über 50 Jahren warten sie auf ihr Stadtteilzentrum am Hanns-Seidel-Platz.
Licht am Horizont blinkte 2017: Der Grundstein für Neuperlach-Mitte wurde gelegt, exakt ein halbes Jahrhundert nach dem ersten Grundstein der Trabantenstadt. Endlich sollte das Herz des Viertels Wirklichkeit werden. Doch nun kippt die Stadt ihre Planung, die städtischen Bauten durch einen privaten Investor realisieren zu lassen. Das soll die Stadtrats-Vollversammlung am Mittwoch beschließen.
Eine architektonisch herausragende Mitte sollte Neuperlach nach dem Realisierungswettbewerb bekommen, den Kommunalreferat und städtische Wohnbaugesellschaft Gewofag 2013 ausgelobt hatten. Der Entwurf der Sieger Delugan Meissel Associated Architects mit Helmut Wimmer und Partner sah einen trapezförmigen, siebenstöckigen Turm auf einem soliden mehrgeschossigem Sockel vor. Spektakulär das darauf verankerte "Flugdach", das auf dem Gewofag-Bau nebenan aufliegen sollte.
Zwischen den umliegenden kompakten Bestandsgebäuden hätte dieses "Leuchtturmprojekt" klar das Herz Neuperlachs markiert. Der Turm war für Wohnungen gedacht, der Sockel für Kultur- und Sozialbürgerhaus sowie Bibliothek und Kindertageszentrum. Das Festspielhaus, das auch einziehen sollte, kam inzwischen anderweitig unter. Im Mai 2017 war das Lob groß: Stadtbaurätin Elisabeth Merk (parteilos) freute sich, den Grundstein für ein Projekt zu legen, "an dem vier Stadtbauräte gearbeitet haben" und Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) lobte die spannende Architektur und alle, die "jetzt" zur schnellen Realisierung von Neuperlachs Mitte beigetragen hätten.
Baureferat soll Neuperlachs Mitte planen
Knapp zwei Jahre später heißt es "Kommando zurück". Mit dem privaten Investor wird es nichts, weil laut Kommunalreferentin Christina Frank (CSU) die Stadt zu hohe rechtliche und finanzielle Risiken eingehen müsste.
Nun soll das Baureferat Neuperlachs Mitte planen. Bis Ende 2019 haben die städtischen Referate, die dort einziehen oder Projekte durchführen wollen, dem Baureferat zu melden, was sie wünschen. Dann wird geplant. Zur Disposition steht auch das markante Flugdach, das auf dem Gewofag-Bau aufliegen soll. Der ist planerisch aber so weit fortgeschritten, dass "ein Flugdach konstruktiv nicht mehr aufliegen kann", heißt es von der Stadt.
Freitragend würde das Dach teuer, doch das Planungsreferat mahnt an, dass aufs Flugdach nicht verzichtet werden kann. Gerade dieses Element sei für die Wettbewerbsjury ausschlaggebend gewesen, Delugan Meissl Architekten zum Sieger zu küren. Der Kommunalausschuss beschloss vergangene Woche: "Es sollen zwei Varianten mit und ohne Flugdach" ausgearbeitet werden. Auf dem Grundstück werden ausschließlich Flächen für städtischen Gemein-Bedarf und die Verwaltung untergebracht und keine Wohnungen. Die Stadtrats-Vollversammlung soll das heute bestätigen.
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