Gleisausbau in Trudering: Brückenabriss steht bevor
Trudering - Der Güterverkehr soll von der Straße auf die Schiene, da sind sich Politik und Umweltverbände weitgehend einig. Damit das funktioniert, muss das Schienennetz kräftig ertüchtigt werden.
Es kan zu Enteignungen kommen
Aktuell will die Bahn die Gütergleise am Truderinger Bahnhof passend zur europäischen Standardlänge für Güterzüge ausbauen. Dazu muss die Schatzbogen-Brücke abgerissen werden, Privatgrund wird gebraucht. Wer nicht verkauft, dem droht schlimmstenfalls Enteignung.
740 Meter ist die europäische Standardlänge für Güterzüge, die damit rund 52 Lastwagen ersetzen. Damit die Züge ungebremst mit 100 Stundenkilometern den Truderinger Bahnhof durchfahren oder dort abgestellt werden können, will die Bahn die Güterverkehrsgleise 5 bis 8 auf jeweils 740 Meter verlängern und die Abstellgleise 9 und 1 entsprechend anpassen.
Die Züge brauchen mehr Platz
Zudem soll der Streckenabschnitt zwischen Trudering und Daglfing durchgehend zweigleisig werden. Damit das alles Platz hat, muss der nördliche Teil der Schatzbogenbrücke - eine der beiden Nord-Süd-Straßenverbindungen im Münchner Osten - abgerissen werden. Laut Norbert Barth ist das der "letzte Flaschenhals auf dem Güterzug-Nordring".
Problematisch nur, dass die Gleise nach der Brücke noch näher als bisher zur Reihenhaus-Siedlung an der Heltauerstraße heranrücken werden. So weit, dass die Bahn Privatgrund von den Eigentümern braucht.
Norbert Barth, der erst mal auf Dialog und gütliche Einigung setzt, ahnt, dass dies nicht leicht wird. Schlimmstenfalls drohe Enteignung, denn laut deutschem Gesetz stehe das Allgemein- vor dem Einzelwohl.
Gewerbebetriebe und Kleingärtner sind betroffen
Betroffen sind auch die Gewerbebetriebe auf den bahneigenen Grundstücken an der Birthälmer Straße, denen die Bahn kündigen wird. Im August will man die Leute informieren. Auch einige Kleingärtner am Lehrer-Götz-Weg müssen ihre Parzellen für die Schienen räumen.
Die dortige Fußgänger-Unterführung wird nach Norden erweitert, während unter der Schmuckerbrücke schon genug Schienen liegen. Durch neue Schallschutzmauern wird es laut Barth "künftig leiser als heute", zudem werde es - wo notwendig - Dämmungen an Häusern und Fenstern und Lüftungssysteme geben.
Das ist zum Lärmschutz geplant
Die Schule am Lehrer-Götz-Weg ist laut Barth nicht gesondert im Flächennutzungsplan ausgewiesen, weshalb der dort sonst übliche höchste Schallschutz nicht gelte. Quietschgeräusche, die man nicht selten bei Zügen aus dem osteuropäischen Raum hören muss, kann es laut Barth eigentlich nicht geben.
"Auf dem DB-Schienennetz sind Flüsterbremsen vorgeschrieben. Wer hier fährt, muss das nachweisen!" Ob auch kontrolliert wird, sagte Barth nicht. Schallschutz für das künftige Baugebiet für 1.500 Wohnungen zwischen Heltauer- und Birthälmer Straße wird die Bahn nicht vorsehen, da sie nur verfestigte Planungen berücksichtigt.
Die Planfeststellung für den Bahnausbau soll 2024 starten und könnte 2026 abgeschlossen sein. Für Brückenabriss, Neubau und Schienenverlegung kalkuliert man rund dreieinhalb Jahre.
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