Giesinger Bräu braut künftig in Milbertshofen
München - Schon Wahnsinn dieser Aufstieg: Vor gut zehn Jahren startete Steffen Marx mit einer Garagen-Brauerei in Untergiesing. 2011 eroberte er dann den Giesinger Berg. Und nun?
Nun ist Giesinger Bräu dabei, zu einer Großbrauerei aufzusteigen. In der Detmoldstraße in der Nähe vom BMW-Forschungszentrum in Milbertshofen wird die Brauerei spätestens 2020 einen zweiten Standort eröffnen. Das gab Marx am Montag in seiner Brauerei-Gaststätte in Obergiesing bekannt.
Giesing ist zu klein geworden
Die Produktionsstätte zu Füßen der Heilig-Kreuz-Kirche ist mittlerweile auch zu klein, um den Münchner Bierdurst zu löschen. 12.000 Hektoliter verlassen die Brauerei derzeit im Jahr. Das sind immerhin 2,4 Millionen Halbe. Aber auch das: zu wenig. "Wir können schon jetzt nicht mehr alle unsere Kunden beliefern", sagt Brauerei-Chef Marx.
Giesinger Bräu plant schon länger zu expandieren
Giesinger Bräu sucht deshalb schon länger nach einer Möglichkeit zu expandieren. Die Stadt, die 2011 noch das Gelände am Giesinger Berg anbieten konnte, fiel als Vermittler dieses Mal aus. Gewerbeflächen sind in München inzwischen eben Mangelware. "Es war unmöglich, wir haben nichts gefunden", erinnert sich Marx.
Am Ende half der Grundentwickler Aurelis mit einem freien Grundstück aus. "Wir haben erst einmal abgewunken", sagt Geschäftsführer Stefan Wiegand. Bier gehört schließlich normalerweise nicht zum Geschäftsfeld des Immobilienkonzerns. Die Brauerei habe dann aber einen derart perfekten Businessplan vorgelegt, da sei die Liebe für Giesinger Bräu entflammt gewesen, sagt Wiegand.
Aurelis wird auf einem 10.000 Quadratmeter großen Grundstück in Milbertshofen nun eine Halle hinstellen und langfristig an die Brauerei vermieten. Der Neubau kostet rund 15 Millionen Euro. Giesinger Bräu steckt in seine Bierfabrik zusätzlich noch einmal einen hohen siebenstelligen Betrag.
In Milbertshofen entsteht das Helle
Brauerei-Chef Marx ist sich sicher, dass sich die Investition lohnt. In die Halle in Milbertshofen wird nämlich auch eine eigene Füllerei integriert. Bislang hat Giesinger Bräu sein Bier zum Abfüllen immer nach Eitting an der A92 gekarrt, eine Lkw-Stunde weg von München. "Diese Gurkerei hat schon genervt", sagt Marx.
Fertig soll das neue Sudhaus Ende 2019, Anfang 2020 sein. Giesinger Bräu wird dort vor allem sein Helles herstellen. Die Brauerei und die Gaststätte am Giesinger Berg sollen künftig vornehmlich als Testlabor für neue Biersorten dienen.
Mit dem zweiten Standort wird Giesinger Bräu künftig 25.000 Hektoliter Bier im Jahr brauen – also mehr als doppelt so viel wie heute. Den Ruf als charmante Kleinbrauerei will man sich trotzdem unbedingt bewahren. Vom Tegernseer zum Beispiel, auch so eine Kultmarke, würden jedes Jahr 350.000 Hektoliter gebraut. "Da sind wir noch weit weg", sagt Giesinger-Chef Steffen Marx.
Giesinger Bräu bald schon auf der Wiesn?
Also von wegen Großbrauerei: Davon will Marx nichts wissen. Der Marktanteil in München werde auch nach der Expansion nur bei etwa 1,6 Prozent liegen, sagt er.
Auch ums Oktoberfest macht er sich deshalb derzeit noch keine Gedanken. "Dafür sind wir nicht leistungsfähig genug", so Marx. Obwohl: Ein kleines Zelt mit vielleicht 200 Plätzen? Nicht jetzt. Aber vielleicht in zehn Jahren? Warum eigentlich nicht. Josef Schmid (CSU) zumindest hätte sicher nichts dagegen. Der Wiesn-Chef gilt als ausgesprochener Fan vom Giesinger Bier.
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