Gewofag vergibt Großauftrag an Uhrmacherhäusl-Eigentümer
Obergiesing - Schon im Gerichtsstreit um das abgerissene Uhrmacherhäusl hatte die Stadt sich einen folgenschweren Patzer erlaubt. Im Sommer hat das Verwaltungsgericht dem Eigentümer des illegal abgerissenen Uhrmacherhäusls Andreas S. recht gegeben. Die Begründung: ein Formfehler der Stadt.
Patzer im Gerichtsstreit um das Uhrmacherhäusl
Die Stadt hatte den Wiederaufbau des Uhrmacherhäusls gefordert. Nach Ansicht des Verwaltungsgerichts hätte sich die Stadt mit dieser Forderung aber zuerst an den Bauunternehmer wenden müssen, der das Haus zerstört hatte.
Jetzt gibt es einen neuen Skandal rund um das Häusl in Obergiesing: Die Gewofag hat ausgerechnet an jenen Eigentümer Andreas S. einen Großauftrag vergeben. S., Chef der Firma RRS Rohrreinigungs-Service GmbH, soll bei einer Ausschreibung der städtischen Gewofag das günstigste Angebot abgegeben haben.
Eine Sprecherin der Gewofag bestätigt auf Anfrage den Vertragsabschluss mit der RRS GmbH "zu Erbringung von Rohrreinigungsdienstleistungen". Sie gibt vor, dass bei der Gewofag bis Ende vergangener Woche keinem Beteiligten bekannt gewesen sei, dass es sich bei dem Geschäftsführer der RRS GmbH um Andreas S. handelt.
Gewofag-Chef Klaus-Michael Dengler beteuert: "Nachdem wir erfahren haben, dass es sich um den Eigentümer des Uhrmacherhäusls handelt, haben wir den Vertrag mit sofortiger Wirkung gekündigt."
Dieter Reiter kämpft um Wiederaufbau des Uhrmacherhäusls
OB Dieter Reiter (SPD) hatte seit dem Abriss für den Wiederaufbau des Uhrmacherhäusls gekämpft und nach dem Gerichtsurteil im Sommer angekündigt, dass man als Stadt "alle rechtlichen Möglichkeiten ausschöpfen" werde, damit das Häusl wieder aufgebaut wird. Den Vertragsabschluss der Gewofag mit S. bezeichnet er als "unglaublich".

Er habe die Gewofag beauftragt, den Vertrag schnellstmöglich zu kündigen. Reiter: "Jemand, der unser Vertrauen so verloren hat, wie der Eigentümer des Uhrmacherhäusls, darf mit der Stadt kein Geld verdienen!"
Carmen Dullinger-Oßwald (Grüne), Chefin des örtlichen Bezirksausschusses, kritisiert wiederum: "Man sieht, dass die Kommunikation innerhalb der Stadt sehr schlecht ist."
Ähnlich erstaunt zeigt sich die OB-Kandidatin der Partei "Mut", Stephanie Dilba, die in der Nachbarschaft wohnt. Sie sagt: Bereits vor Wochen sei der Vertragsabschluss bei einer Mahnwache vom Bündnis "HeimatGiesing" erwähnt worden, auch Politiker seien vor Ort gewesen. "Dass das Thema erst jetzt auf dem Schreibtisch vom OB gelandet ist, ist schon seltsam", findet sie.
Bündnis "HeimatGiesing": Patzer wird Nachspiel haben
Angelika Luible vom Bündnis "HeimatGiesing´" glaubt, dass der Patzer noch ein Nachspiel haben wird. "Ich gehe davon aus, dass S. Klage gegen die Kündigung erheben wird", sagt sie.
Auch für CSU-Fraktionschef Manuel Pretzl ist der Fall längst nicht vorbei. Er schimpft: "Ein solch instinktloses Vorgehen schadet dem Ansehen der gesamten Stadtverwaltung." Er fordert eine "lückenlose Aufklärung". Das verlangt auch die ÖDP.
CSU-Stadträtin Sabine Bär ergänzt: "Reiter und die zuständigen Referate müssen zu dem stehen, was sie seit Monaten versprechen – den Wiederaufbau des Uhrmacherhäusls."
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