Gefeilsche um Großmarkthalle: "Rumgeeiere muss aufhören"
Sendling - München ohne Großmarkthalle? Kann man sich eigentlich kaum vorstellen. Trotzdem hat der Fruchthandelsverband der Stadt Anfang des Monats damit gedroht, notfalls nach Vaterstetten umzuziehen, sollte die Stadt nicht endlich Klarheit schaffen, wie es mit dem Gelände künftig weitergeht.
Seit 2009 gebe es Gespräche über einen Neubau, schimpft Andreas Buchner vom Fruchthandelsverband. "Jetzt haben wir 2017 und es ist immer noch alles offen." So könne man keine Geschäfte betreiben. "Das Rumgeeiere muss endlich aufhören", fordert Buchner. Das klingt zunächst einmal nach ziemlich verhärteten Fronten. Eigentlich wollen die Großhändler aber gar nicht weg aus Sendling. Die Nähe zu den Restaurants, die gute Anbindung an den Mittleren Ring – all das wäre mit einem Umzug nach Vaterstetten verloren. Was die Händler allerdings schon umtreibt, ist die Unsicherheit.
Seit vier bis fünf Jahren seien die Mietverhältnisse nicht mehr erträglich, sagt Christian Kieslinger. Seit über 20 Jahren sei er mit seinem Obstgroßhandel in der Großmarkthalle präsent. "Wir wollen am liebsten mitten in München bleiben", sagt er. Weil die Zukunft des Geländes aber immer noch nicht geklärt sei, hätten die Händler zuletzt teilweise nur noch Verträge für drei Monate bekommen. Von Planungssicherheit könne man da natürlich nicht sprechen, so Kieslinger.
Der für die Großmarkthalle zuständige Kommunalreferent Axel Markwardt (SPD) hat die Planungen deshalb nun beschleunigt. Eigentlich sollte der Stadtrat erst im Herbst über den geplanten Neubau der Halle entscheiden. Nun soll der Beschluss noch im Juli vor der Sommerpause fallen.
Auch die Händler sorgten für Verzögerung
Er verstehe die Ungeduld sehr gut, sagte Markwardt nach einem Treffen mit Vertretern der Händlerschaft am Dienstag. Den Vorwurf, die Stadt habe in den vergangenen acht Jahren nichts getan, wies er zwar zurück. Schließlich hätten nicht zuletzt auch die Händler selbst mit ihren Wünschen den Prozess verzögert. Aber auch er sei mittlerweile ungeduldig, so Markwardt.
Zu den voraussichtlichen Kosten wollte sich Markwardt nicht näher äußern. Sie dürften sich wohl in einem Bereich um die 120 Millionen Euro bewegen. "Wir werden da keine billige Blechschachtel hinstellen. Das können wir dem Viertel nicht antun", so der Kommunalreferent. Die zuletzt kolportierten 180 Millionen seien jedoch absoluter Quatsch.
2018 könnte es losgehen
Die vermeintliche Preissteigerung hatte zuletzt zu Spekulationen geführt, ob die Stadt den Neubau nicht einfach zusammenstreicht. Sollte sich der Stadtrat im Juli aber nun zu dem Projekt bekennen, könnten an der Thalkirchner Straße schon 2018 die ersten Bagger anrücken. Sechs, sieben Jahre später könnte die neue Großmarkthalle fertig sein.
Die Großhändler trauen dem Frieden allerdings noch nicht so recht. Zwar sind die Pläne in Vaterstetten noch äußerst vage. So lange in Sendling aber noch keine Baumaschinen am Werk sind, will sich der Fruchthandelsverband diese Alternative offenhalten. "Ich denke, dass die Gespräche weitergeführt werden", so Vorstandsmitglied Andreas Buchner.
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