Festspielhaus in Ramersdorf: Wie Phönix aus der Asche

Das Festspielhaus ist von Neuperlach nach Ramersdorf gezogen. Die wechselhafte Geschichte eines kleinen Theaters.
Paul Nöllke |
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Auf der großen Bühne entsteht ein neues Bühnenbild.
Daniel von Loeper 3 Auf der großen Bühne entsteht ein neues Bühnenbild.
Requisiten im Lager.
Daniel von Loeper 3 Requisiten im Lager.
Die kleine Bühne im Festspielhaus bietet Platz für 50 Besucher.
Daniel von Loeper 3 Die kleine Bühne im Festspielhaus bietet Platz für 50 Besucher.

Ramersdorf/Perlach - Der grobe Efeu aus Plastik ist schon in einer roten Box im Regal verstaut. Auf dem Boden davor liegen silberne Ritterhelme, goldene Kronen und ein großer Hamburger aus Stoff.

"Viele von den Requisiten schaffen wir noch in den Keller, da sind aber gerade noch die Bauarbeiter", sagt Helmut von Ahnen. Der Geschäftsführer des Festspielhauses steht auf dem Dachboden seines neuen Theaters. Durch die großen Fenster fällt viel Licht, die Wände sind frisch verputzt. "Vielleicht können wir hier auch einmal eine kleine Bühne hinbauen, aber noch gibt es keinen Fluchtweg."

"Fast wäre es das Ende unseres Theaters gewesen"

Fast 50 Jahre war das kleine, freie Theater an der Quiddestraße in einem blauen Blechhaus beheimatet. "Im Herbst letzten Jahres mussten wir ausziehen", berichtet von Ahnen. Schon lange war klar gewesen, dass dieser Standort zeitlich befristet war. "Fast", erzählt von Ahnen, "wäre es das Ende unseres Theater gewesen".

Auf der großen Bühne entsteht ein neues Bühnenbild.
Auf der großen Bühne entsteht ein neues Bühnenbild. © Daniel von Loeper

Als neue Spielstätte sollte das ehemalige Heizkraftwerk in der Rosenheimer Straße 192 dienen. Doch nachdem die Gewofag aus dem Gebäude ausgezogen war, wurden hier zunächst Flüchtlinge untergebracht. "Wir haben dann überall nach einer Alternative gesucht, aber nichts gefunden." Quasi in letzter Minute lief dann aber doch noch alles wie ursprünglich geplant. Die Flüchtlinge zogen um. Das Jugendtheater zieht in seine neue Wirkungsstätte.

Die Eröffnung fand statt, sobald die Bühne fertig war

Über der Tür zum Theater steht in griechischen Buchstaben "Panta Rhei" (alles fließt). Durch hohe Eingangstüren geht es ins Foyer mit den großen Glastüren. Im Herzen des neuen Theaters, auf der Bühne, steht eine Haus-Kulisse, davor eine leere Flasche Tequila. "Wir spielen schon die ersten Stücke", berichtet von Ahnen. "Man soll sich ja nicht selbst auf die Schulter klopfen", sagt der Theaterleiter. "Aber ich glaube, es läuft schon ganz gut!"

Requisiten im Lager.
Requisiten im Lager. © Daniel von Loeper

Die schwarzen Sitzbänke, die die Bühne fast wie in einem Amphitheater umringen, hat der Leiter des Festspielhauses aus Neuperlach mitgebracht. "Wir müssen die aber noch einmal neu zusammenbauen", erklärt er. "So ganz passt das alles noch nicht zusammen." Auch im Raum neben der Bühne wird noch gebaut: Hier sollen die Gäste künftig an einer kleinen Bar mit Erfrischungen und Snacks versorgt werden. "Wir haben dafür unsere alte Küche aus Neuperlach mitgebracht", sagt von Ahnen. "Aber hier passt das alles nicht so ganz hinein." Das Theaterbistro wird daher erst im Februar eröffnet.

Von Ahnen strahlt eine große Ruhe und Gelassenheit aus. Mit nur fünf Mitarbeitern hat er den Umzug bewältigt. Kaum stand die Bühne, wurde Eröffnung gefeiert. "Wir sind im Lieferwagen zwischen Neuperlach und Ramersdorf hin und her gefahren, haben Kisten voller Verkleidungen und Requisiten ins Haus getragen."

"Ein Phönix aus der Asche": Neue Nachbarn, Neue Stücke

Zum Neustart dachten die Theaterleute erstmal an ihre Nachbarn. "Wir haben allen Freikarten geschenkt, damit sie uns einmal kennenlernen." Einige gaben konstruktive Verbesserungsvorschläge: "Anwohner haben uns darauf aufmerksam gemacht, dass unsere Außenbeleuchtung die ganze Nacht an war", erzählt von Ahnen. "Wir konnten sie nicht abstellen, da die Zeitschalte noch nicht funktioniert hat." Die Lösung? Der Theaterleiter drehte einfach die Sicherungen heraus.

Die kleine Bühne im Festspielhaus bietet Platz für 50 Besucher.
Die kleine Bühne im Festspielhaus bietet Platz für 50 Besucher. © Daniel von Loeper

"Hier kann vielleicht noch eine Bühne hinein", sagt von Ahnen beim Rundgang gleich über mehrere Räume. Im Foyer liegen die neuen Programme aus. Am 24. Januar beginnt ein neues Stück: "Die Affäre Rue de Lorcine". Im Februar wird "Robin Hood" gespielt. Auf dem Titelbild des Programms ist das neue Haus mit dem Schriftzug des Festspielhauses zu sehen. Auf der Rückseite verkündet das Theater sein Motto für das Jahr 2019/2020: "Ein Phönix aus der Asche."

Als erstes Stück stand im Festspielhaus "Was ihr wollt" von William Shakespeare auf dem Spielplan. Die Geschichte handelt von der Ankunft in einem fremden Land, von Orientierung in ungewohnter Umgebung und vom Gestalten der gemeinsamen Zukunft.

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Lesen Sie hier: Ramersdorf-Perlach - Zwischen Dorfidylle und Hochhaus

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