"Extrablatt"-Haus: Ist das noch unsere Leopoldstraße?
Schwabing - Das Haus kennen viele Münchner wohl noch, als das frühere "Café Extrablatt", geführt von Klatschkolumnist Michael Graeter. "Dieses Haus war nie besonders hübsch. Aber es wurde verdeckt von der Markise und von Schirmen. Das Erdgeschoss war das Wichtigste", sagt der Münchner Architekt Markus Allmann.
Ein lichter Glasbau mit Flachdach ist geplant
Für das Büro Allmann Sattler Wappner hat er nun Pläne präsentiert, wie die Leopoldstraße 7 um zwei Etagen aufgestockt werden soll. Und nicht nur das: Das jetzige Gebäude mit Mansardendach wird zu einem lichten Glasbau mit Flachdach umgebaut. Nötig sei die Sanierung, weil die Beton-Brüstung marode ist. Zur Sicherung werde sie abgenommen, so wie auch die gesamte Natursteinfassade.
Die Architekten heben auch das Dach des Gebäudes herunter. In ihrem Sanierungsentwurf betonen sie die Ecke durch einen Erker und bauen im obersten Geschoss umlaufende Balkone, von denen es eine gute Aussicht gibt auf den Süden der Stadt. Große Glasfenster, horizontale Bänder, Schiebetüren und Kupferelemente sollen in Zukunft das Gesicht des Gebäudes ausmachen. "Durch die Neukonzeption wirkt die Fassade offen und einladend und verschafft dem Büro- und Geschäftshaus ein modernes und wertiges Äußeres", schreiben die Architekten zu ihrem Entwurf.

Die Politik ist größtenteils dagegen
Die Lokalpolitiker in Schwabing-Freimann wollen sich mit dieser Neu-Gestaltung nicht abfinden. Nur zwei von den insgesamt 33 Mitgliedern des Stadtviertelparlaments sind dafür. Bei der Vorstellung des Entwurfs in der Kommission für Stadtgestaltung in der vergangenen Woche wetterte BA-Chef Patric Wolf (CSU): "Wir haben uns in drei Sitzungen damit beschäftigt und unsere Bedenken bezüglich der Fassade mitgeteilt. Wir sehen die hochtransparente Fassadengestaltung an diesem Ort kritisch. Das Haus fügt sich nicht in die Umgebung ein."
Die Architektin Petra Piloty (SPD), Vorsitzende des Unterausschusses Stadtplanung, Wohnen, Architektur im BA 12 stichelte, das Gebäude sei ein hochmoderner Verwaltungsbau, der in jedem Gewerbegebiet ein gutes Bild abgeben würde: "Mich stört unten die Transparenz. Das Haus wirkt wie eine Dame ohne Unterleib. Es fügt sich nicht ins Ensemble ein."

Denkmalschützer empfiehlt, an der Tradition festzuhalten
Auch das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege, vertreten durch Uli Walter, spricht sich gegen das geplante flache Dach aus: "Seit 200 Jahren ist die Leopoldstraße, als Nachfolgerin der Schwabinger Landstraße, geprägt von frei stehenden Solitärbauten mit geneigten Dächern. Ich empfehle, an der Tradition festzuhalten", so der Denkmalschützer.
Doch den Architekten in der Stadtgestaltungskommission gefällt dieser etwas andere, hochmoderne Gebäudetyp an exponierter Stelle: Gelobt wurden hier die "unwahrscheinliche Eleganz" des Entwurfs und die "feine Gliederung". "Gerade diese Strecke der Leopoldstraße ist so heterogen. Ich würde das Gebäude nie als Störung empfinden", meint Architekt Piero Bruno aus Berlin.
"Eine radikale Verbesserung zum alten Zustand"
Architekt Christoph Sattler, der für die Akademie der Bildenden Künste in der Kommission sitzt, versteht zwar die Skepsis der Traditionalisten. Doch auch er erklärt überzeugt: "Das ist eine radikale Verbesserung im Vergleich zum alten Zustand. Ich bin dafür." Das Fazit der Kommission für Stadtgestaltung: "Eher Zustimmung als Ablehnung", hält die Stadt das Ergebnis der Diskussion fest.
Architekt Markus Allmann will die örtlichen Politiker jetzt noch überzeugen: Er kündigt an, den Schwabingern die weiterentwickelte Fassade gerne wieder vorzustellen. Doch der 46-jährige Schwabinger BA-Chef Patric Wolf bleibt "sehr unzufrieden": "Ich bin ziemlich gefrustet! Dieses schöne Haus mag an den Stiglmaierplatz passen, nach Frankfurt oder vielleicht nach Hamburg. Aber an unsere Leopoldstraße passt es nicht", wettert er. Nun liegt der Ball bei der Stadt.
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