Er ersticht seine Freundin, dann springt er in die Tiefe
München - Kurz nach acht Uhr hört ein Nachbar am Mittwochmorgen einen dumpfen Schlag. Ein Mann liegt blutend auf den Pflastersteinen in der Grünanlage im Innenhof des Mietshauses. Robin L. ist schwer verletzt. Der 42-Jährige ist aus einem Fenster im dritten Stock in die Tiefe gesprungen.
Minuten später trifft der Notarzt ein. Der Zustand des Patienten ist kritisch. Mit Blaulicht wird er auf die Intensivstation eines Krankenhauses gefahren. Die Ärzte versetzen ihn in ein künstliches Koma.
Rettungskräfte finden eine blutüberströmte, halbnackte Frau
Etwa zur selben Zeit öffnen Rettungskräfte die Wohnung und durchsuchen sie. In einem der Zimmer stehen sie plötzlich vor einer halbnackten Frau. Sie trägt nur einen Slip am Leib. Silvia Z. ist blutüberströmt, ihr Körper weist mehrere Stichwunden auf.
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Notarzt und Sanitäter kümmern sich sofort um die 35-Jährige. Doch sie können nicht mehr helfen. Silvia Z. ist bereits tot. Die Mordkommission wird verständigt. Minuten später wimmelt es von Polizisten in dem Mietshaus.
Die Spurensicherung durchsucht jeden Winkel der Wohnung. Ein blutiges Messer wird gefunden. Es ist offenbar die Tatwaffe.
Langsam fügt sich für die Ermittler das Bild einer blutigen Tragödie zusammen: Offenbar hat Robin L. nach einem Streit am Morgen seine Frau erstochen. Anschließend rennt der 42-Jährige aus der Wohnung quer durch das Treppenhaus, er öffnet das Fenster und springt in die Tiefe. Offenbar will er Selbstmord begehen. "Nach Auskunft der Ärzte wird er den Suizidversuch überleben", teilt am Nachmittag ein Polizeisprecher mit.
Motiv ist völlig unklar
Unklar ist das Motiv der Bluttat. "Die beiden haben sich immer gut verstanden, nie gab es Streit", erzählt Nachbarin Maria A. Gerüchteweise wollte sich die 35-Jährige von ihrem Mann trennen. Robin L. ist wegen des künstlichen Komas noch nicht von der Polizei vernommen worden. Die Ermittler befragt unterdessen die Angehörigen des Ehepaares, Freunde, Kollegen und Nachbarn.
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Das Paar lebte seit etwa zehn Jahren in der Wohnung im Stadtteil Gern. Silvia Z. hat an der Uni Betriebswirtschaft studiert, machte einen Abschluss als Diplomkauffrau und arbeitete zuletzt als Kundenbetreuerin sowie für ein Wirtschaftsmagazin. In ihrer Freizeit machte sie gerne Sport, reiste viel und engagierte sich bei einem Faschingsverein.
Robin L. verdient sein Geld als selbstständiger Unternehmer. Der 42-Jährige ist sportlich, unternimmt gerne Fernreisen. Nie zuvor war er mit dem Gesetz in Konflikt geraten. Nachbarn beschreiben ihn als "freundlichen und hilfsbereiten Menschen".
Nie hätte ihm jemand einen Mord zugetraut.
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