"Einfach zu viel": Bürger in München wehren sich gegen die Pläne der Stadt

Die Stadt München prüft ein 900 Hektar großes Gebiet in Feldmoching auf sein Potenzial für Bebauung. Anwohner befürchten Schlimmes.
Anna-Maria Salmen |
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Auf diesem Feld am nördlichen Stadtrand beginnt das insgesamt 900 Hektar große Untersuchungsgebiet für die städtebauliche Entwicklungsmaßnahme. Bürgerinitiativen befürchten eine massive Bebauung und protestieren.
Auf diesem Feld am nördlichen Stadtrand beginnt das insgesamt 900 Hektar große Untersuchungsgebiet für die städtebauliche Entwicklungsmaßnahme. Bürgerinitiativen befürchten eine massive Bebauung und protestieren. © Hannes Magerstädt

Feldmoching - Der Regen will nicht aufhören an diesem Freitagvormittag. Schon nach wenigen Minuten sind die Menschen, die sich auf einem Feld am Münchner Stadtrand in Feldmoching versammelt haben, völlig durchnässt. Trotzdem sind sie hier – zu wichtig ist ihnen das, was dort im Münchner Norden passieren könnte. Gemeinsam hängen sie große, gelbe Plakate auf, halten kleinere Schilder in den Händen. "Fruchtfolge auf diesem Acker: Kartoffel – Mais – Beton", ist auf einem davon zu lesen. "Die Investoren finden's toll, der Norden wird jetzt voll", steht auf einem weiteren.

Auf dem Feld am Stadtrand beginnt das Untersuchungsgebiet für die städtebauliche Entwicklungsmaßnahme (SEM) im Münchner Norden. Insgesamt 900 Hektar groß ist das Areal, das die Stadt gerade auf sein Potenzial für eine Siedlungsentwicklung überprüft. Nach Angaben der Stadt soll nur ein Anteil dieses Untersuchungsgebiets tatsächlich bebaut werden. Wie groß dieser Anteil sein wird, ist allerdings noch unklar.

Das Bündnis rechnet mit 65.000 neuen Bewohnern in Feldmoching

Doch ein Blick nach Freiham beunruhigt das Bündnis München Nord, ein Zusammenschluss aus mehreren Bürgerinitiativen und Vereinen, die sich gegen eine zu dichte Bebauung in Feldmoching einsetzen. Denn in Freiham, so schreibt das Bündnis auf seiner Internetseite, wird derzeit auf gerade einmal 350 Hektar ein neuer Stadtteil für mehr als 25.000 Einwohner entwickelt.

Rechnet man dieses Beispiel auf Feldmoching hoch, würde nach Angaben des Bündnisses München Nord dort ein Quartier für 65.000 neue Bewohner und mit mehr als 38.000 Arbeitsplätzen entstehen. Feldmoching wäre damit laut Bündnis größer als Landshut.

Stadtrat Dirk Höpner.
Stadtrat Dirk Höpner. © Hannes Magerstädt

"Wir stellen uns nicht komplett gegen eine Bebauung", sagt Dirk Höpner, Stadtrat von der Wählergruppe München-Liste und Vorsitzender des Bündnisses München Nord. Er zeigt auf die niedrigen zweistöckigen Wohnhäuser am Rand des Feldes. "Aber es muss sich einfügen. Und das wird es so nicht tun." Höpner und seine Mitstreiter befürchten eine dichte Bebauung mit Hochhäusern.

Ein Teil des 900 Hektar großen Untersuchungsgebiets in und um Feldmoching ist laut Höpner zudem ein Erholungsgebiet, in dem unter anderem drei beliebte Seen liegen. "Wir wollen möglichst viel von diesem Grün erhalten." Denn das Areal ist ökologisch wertvoll: Wie das Bündnis München Nord mitteilt, halten Umweltverbände wie der BUND Naturschutz und der Landesbund für Vogelschutz rund 95 Prozent der Fläche für besonders schützenswert.

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Protest in München: Wird die "Getreidekammer" der Stadt zugebaut?

Aktuell wird ein großer Teil des Gebiets landwirtschaftlich genutzt, das Bündnis München Nord bezeichnet es als die "Getreidekammer Münchens". Würden durch eine neue Bebauung weite Teile dieser Flächen wegfallen, müssten nach Einschätzung des Bündnisses zahlreiche Betriebe weichen. "Wir haben eh so viele Baufelder im Münchner Norden", sagt Johannes Kagerbauer aus Feldmoching. "Die Entwicklung ist gerade einfach zu viel."

Er ist deshalb auf das Feld am Stadtrand gekommen, um dort gemeinsam mit weiteren Mitgliedern des Bündnisses München Nord große Schilder aufzustellen. Sie wollen damit ein Zeichen setzen und die Menschen aufmerksam machen, "damit man die Stadt nicht so gewähren lässt, wie sie sich das vorstellt", so Kagerbauer. Auch Höpner hofft, dass sich damit noch etwas bewegen lässt. "Wir sind optimistisch bis zum Schluss. Widerstand und öffentliche Diskussion können Grenzen verschieben."

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  • OnkelHotte am 02.06.2024 22:02 Uhr / Bewertung:

    Also das Wetter im Norden zieht meistens auch da oben lang.
    Wie soll das zu einer möglichen Kühlung in der Mitte oder im Süden beitragen ?

  • MUC58 am 03.06.2024 13:49 Uhr / Bewertung:
    Antwort auf Kommentar von OnkelHotte

    Ich empfehle die Lektüre "Klimaanalyse der Landeshauptstadt München". Stichwort wäre da z.B. "Alpines Pumpen" von Nord nach Süd, bzw. andersrum.

  • OnkelHotte am 03.06.2024 15:36 Uhr / Bewertung:
    Antwort auf Kommentar von MUC58

    Och neee,
    bitte keine Analysen zitieren mit folgendem Wortlaut:
    " ..Unter diesen ... Rahmenbedingungen können nächtliche Kalt und/oder Frischluftströmungen aus dem Umland ... Grünflächen zum Abbau der
    Belastungen beitragen ..."
    Ein "können beitrage" heißt nicht, dass es so ist.
    Auch der Hinweis auf ein Alpines Pumpen endet mit " ... haben kann"
    Das sind keine Fakten, sondern Konjunktivsätze.
    1 + 1 = 2 - das ist mathematische Tatsache, die Experten der Analyse täten dann sagen: 1 + 1 könnte 2 sein (?)
    So viel zum Thema Studien oder Analysen

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