E-Mail-Konto von Arzt geknackt!

"Mein Telefon lief heiß!" Was der Professor aus Neuhausen erlebte...
von  Anne Hund
Diese Nachricht ging über den Verteiler an die Kontakte in dem E-Mail-Adressbuch.
Diese Nachricht ging über den Verteiler an die Kontakte in dem E-Mail-Adressbuch. © ho

Ein Professor verschickt über seinen Google-Mail-Account hunderte E-Mails. Seine Kreditkarte sei ihm Urlaub verloren gegangen, er brauche Geld. Doch die Nachricht mit dem Hilferuf ist gefälscht.

Neuhausen - An Geburtstagen passiert es, oder zu besonderen Anlässen: Freunde, Bekannte und Kollegen melden sich plötzlich alle auf einmal. Um zu gratulieren, Anteil zu nehmen, Hallo zu sagen.

Im Fall von Sascha Maier (Name von der Redaktion geändert) war der Anlass kein schöner. Rund 500 Mails aus seinem Bekannten- und Kollegenkreis hat er seit Freitag bekommen, "und locker an die 60 Telefonate", sagte der Professor und Arzt aus Neuhausen der AZ. "Das Telefon lief heiß."

Denn Hacker haben sein privates Google-Mail-Konto geknackt. Eine automatisierte E-Mail von seinem Account ging daraufhin an alle Kontakte in seinem Mail-Adressbuch. So wie neulich bereits bei Manuela Clarin, die Tochter von Hans Clarin.

Die Massen-Nachricht lässt die Empfänger in dem Glauben, der Professor selbst habe diese Nachricht in einer Notlage aus dem Urlaub geschrieben.

In der gefälschten E-Mail heißt es, Rechtschreib- und Kommafehler inklusive:

lch hoffe du hast dies schnell erhalten, ich bin nach England verreist und habe meine Tasche verloren samt Reispass und kreditkarte. Die botschaft ist bereit, mich ohne meinen Pass fliegen zu lassen. Ich muss nur noch für mein ticket und die hotelrechnungen zahlen. Leider habe ich kein Geld dabei, meine kredit karte könnte helfen aber die ist auch in der Tasche. Ich habe schon kontakt mit meiner Bank aufgenommen, aber sie brauchen mehr zeit, um mir eine neue zu schicken. Ich wollte dich fragen ob du mir ein bisschen Geld so schnell wie möglich leihen kannst. Ich gebe es dir zurück sobald ich da bin. Ich muss unbedingt den nächsten Flug bekommen. Das Geld durch Western Union ist die beste möglichkeit. Lass mich wissen wenn du angaben zur meiner person brauchst (Vorname, Adresse...) mich das Geld schicken zu können. Ich warte auf deine Antwort.

Gezeichnet ist die Nachricht mit dem Namen des Professors. Seltsamerweise hat der Hacker jedoch keine Bankverbindung in der E-Mail angegeben, berichtet der  60-Jährige, der seinen Namen im Zusammenhang mit dem Internet-Angriff lieber nicht öffentlich nennen will.

Was den unbekannten Angreifer betrifft, mutmaßt er: "Das war keiner, der Geld haben wollte, anders als bei vielen Hackern. Sondern es ging ihm darum, das bestehende System zu zerstören."

Bis heute bekommt der Arzt Anrufe von Freunden, die sich über die E-Mail gewundert haben. "Man hat erstmal große Angst, dass noch mehr angezapft wird", sagt der Arzt nach der Attacke. Kontodaten über den PC zum Beispiel. "Und zusätzlich ist da der Äger, wenn Kollegen und Freunde in Unruhe versetzt werden und sich Sorgen machen."

Das Kuriose: Sogar der Professor selbst hat die gefälschte Nachricht via E-Mail bekommen. Der Schwindel ist also schnell aufgeflogen. Als er sich daraufhin erneut über seinen E-Mail-Account am PC anmelden wollte, war die Startseite von Google Mail auf arabische Sprache umgestellt, berichtet er, "ich konnte also auch nicht mehr mein Passwort nicht ändern".

Ein IT-Experte hat ihm geholfen. "Jetzt habe ich das Passwort geändert", sagt der Arzt. "Es kann aber sein, dass der Fremde auf meinem Computer ein Programm installiert hat, das wieder meinen Account manipuliert." 

Nicht geklärt ist, wie der Hacker von extern Zugriff auf das E-Mail-Konto bekommen konnte.

Der Neuhauser hat seinen Fall sofort bei Google gemeldet. Das diffuse Gefühl der Unsicherheit bleibt. 

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