Der Münchner Norden: Milbertshofen - Am Hart ist jung und bunt

BMW und andere Industriebetriebe werden knapp 10.000 Neubürger nach Milbertshofen-Am Hart locken – vor allem ausgebildete Leute aus dem Ausland.
von  Irene Kleber
In der Siedlung "Nordhaide" an der Panzerwiese sind seit 2003 rund 2.500 Wohnungen entstanden, darunter viele Sozialwohnungen und 545 Plätze für Studenten.
In der Siedlung "Nordhaide" an der Panzerwiese sind seit 2003 rund 2.500 Wohnungen entstanden, darunter viele Sozialwohnungen und 545 Plätze für Studenten. © Sigi Müller

München - Im Süden der Petuelring, im Norden die Stadtgrenze, dazwischen ein schmaler Streifen zwischen Ingolstädter und Schleißheimer Straße: Im südlichen Teil prägen der BMW-Vierzylinder und die vielen Arbeiter- und Sozialwohnungen drumherum die Stadtteile Am Riesenfeld und Milbertshofen, wo sich in den 60er Jahren viele Gastarbeiter aus Italien, Griechenland und der Türkei angesiedelt haben. Inzwischen lebt die Enkelgeneration hier.

Jetzt schon werden im elften Stadtbezirk mehr Babys geboren als Bewohner sterben. Das bleibt auch so.
Jetzt schon werden im elften Stadtbezirk mehr Babys geboren als Bewohner sterben. Das bleibt auch so. © Grafik: Planungsreferat

Milbertshofen-Am Hart: Jeder Fünfte zwischen 20 und 29

Im Südosten gehören auch das Olympiagelände, der Olympiaturm und die Hochhäuser im Olympiadorf zum Stadtbezirk.

Nördlich des Frankfurter Rings trennt ein breiter Gewerbegürtel Milbertshofen vom Bezirksteil Am Hart. Dort gibt es noch einige alte Einfamilienhäusl der ehemaligen "Reichskleinsiedlungen". Stück für Stück aber baut die Erbengeneration nun Neubau-Mehrspänner in die Grundstücksidylle.

Milbertshofen - Am Hart: 40 Prozent haben Migrationshintergrund

Aktuell leben rund 75.000 Menschen in Milbertshofen-Am Hart, jeder fünfte Bewohner ist 20 bis 29 Jahre jung; unterm Strich ist nur das Studentenviertel Maxvorstadt jünger (da ist jeder Vierte in dieser Altersklasse).

Schon jetzt hat der Bezirk mit rund 40 Prozent den höchsten Anteil von Menschen mit Migrationshintergrund. Der wird laut den Prognosen im städtischen Demografiebericht bis zum Jahr 2040 auf fast 45 Prozent anwachsen. Dann wird also fast jeder zweite Viertelbewohner ausländische Wurzeln haben.

Deutlich viele junge Menschen im Alter von 20 bis 29 leben in Milbertshofen-Am Hart, wie man hier sehen kann. Was bis 2040 zunehmen wird, ist die Zahl der Frauen zwischen 30 und 50 – und die Zahl der Kinder.
Deutlich viele junge Menschen im Alter von 20 bis 29 leben in Milbertshofen-Am Hart, wie man hier sehen kann. Was bis 2040 zunehmen wird, ist die Zahl der Frauen zwischen 30 und 50 – und die Zahl der Kinder. © Grafik: Planungsreferat

Industrieunternehmen schaffen 10.000 neue Arbeitsplätze

Wie das kommt? Die Industrieunternehmen, vor allem BMW, werden bis zu 10.000 neue Arbeitsplätze schaffen. "Das werden hoch qualifizierte Jobs sein, für die viele Leute aus dem Ausland kommen", erklärt der Chef des örtlichen Bezirksausschusses Fredy Hummel-Haslauer (SPD).

9.500 Neubürger erwarten die Demografen. Sie werden in die Neubaugebiete an der Neuherberg-/Rockefellerstraße ziehen, in die nachverdichtete Harthof-Siedlung, ans Oberwiesenfeld, aufs Wackergelände und auch in das "Wohnen für Alle"-Projekt an der Schmalkaldener Straße.

Dass die vielen Nationalitäten im Viertel nicht harmonieren könnten, diese Sorge hat Hummel-Haslauer nicht. "Die, die schon da sind, vertragen sich ziemlich gut", sagt er. "Sie akzeptieren, dass die anderen da sind, weil sie selber ja ebenfalls da sind." Das Haus an der Riesenfeldstraße, in dem er wohne, habe 22 Parteien. "Davon sind vier Deutsche, die anderen sind Griechen, Türken, Franzosen, Polen oder Asiaten." Es seien "gesettelte Leute, die gutes Geld verdienen und oft Eigentumswohnungen haben". Die, die neu kommen, "werden gut ausgebildete Leute sein. Ich sehe da keine Probleme".

Arbeitsplätze und neue Wohnungen bringen Zuzug: Die Zahl der Bewohner in Milbertshofen-Am Hart steigt laut Prognosen um rund 10.000 Menschen.
Arbeitsplätze und neue Wohnungen bringen Zuzug: Die Zahl der Bewohner in Milbertshofen-Am Hart steigt laut Prognosen um rund 10.000 Menschen. © Grafik: Planungsreferat

Es mangelt an Pflegeheimen und Ärzten

Woran es fehlt im Viertel? "Wir brauchen ein Seniorenwohn- und Pflegeheim, wir haben kein einziges", sagt der BA-Chef. "Und wir haben einen eklatanten Mangel an Haus- und Kinderärzten, das muss sich ändern."

Was es bis 2040 sonst noch braucht? Den S-Bahn-Nordring, sagt Hummel-Haslauer, wünsche man sich dringend im Stadtbezirk – vor allem für die BMW-Mitarbeiter, die teilweise ja auch aus dem Raum Dachau oder Fürstenfeldbruck anreisen. "Das würde unser Stau- und Parkplatzproblem lösen oder zumindest abschwächen."

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