Denning: Fliegerbombe gefunden – erfolgreich entschärft
Denning - Kurz vor zehn Uhr ist gewesen, als ein Baggerfahrer am Freitag auf Widerstand gestoßen ist. An der Denninger Ostpreußenstraße, direkt an einem Kiosk und Elektroladen, hob der Mann eine Grube aus. Plötzlich neigte sich der Bagger nach vorne. Es klackerte. Ein genauer Blick: Die Schaufel hob etwas aus Metall an, was Längliches.
Geistesgegenwärtig hat der Mann reagiert, sagt Torsten Seifert, Sprecher der Münchner Feuerwehr. Der Baggerfahrer habe wohl gleich geahnt, was das sein könnte, so Seifert. Die Schaufel fuhr er langsam hinunter, den Bagger schaltete er aus – und wählte unverzüglich den Notruf.
US-Weltkriegsbombe gefunden
Am Ende war es tatsächlich eine Bombe. „Eine Weltkriegsbombe US-amerikanischer Bauart“, bestätigte die Feuerwehr. Was nun zum Einsatz fuhr, war volles Münchner Notfallprogramm: Feuerwehr, Polizei, Lautsprecherwagen, Sanka, Sprengmeister. Bevor die Sprengstoffexperten der Firma Tauber eingetroffen waren, hatten Feuerwehr und Polizei bereits einen Sicherheitsradius von 250 Metern rund um die Ostpreußenstraße 11 festgelegt.
Doch der war nicht genug. Eine erste Inspektion der Sprengmeister ergab, dass es sich um eine 250-Kilogramm-Bombe handelte – und dass sie noch scharf ist. Es handelt sich wahrscheinlich um den gleichen Bombentyp, der vor zehn Jahren in Schwabing kontrolliert gesprengt wurde. Sofort wurde der Sicherheitsradius verdoppelt. Tausende Einwohner mussten so schnell wie möglich aus ihren Wohnungen, bevor versucht werden konnte, die Bombe zu entschärfen.
Akutbetreuung im Gymnasium
Während der Evakuierung wurde im Gymnasium in der Elektrastraße 61 eine Akutbetreuungsstelle eingerichtet. Leute aus dem Sperrbereich, die anderswo für die Dauer der Sperrung nicht unterkommen, finden dort Obdach.
Die Feuerwehr baute einen Pavillon über die Fundstelle. Was erst ein wenig absurd klingt, erklärt der Feuerwehrsprecher Seifert so: „Sie müssen sich vorstellen, dass diese Bombe seit über 80 Jahren kühl und dunkel gelagert war. Wenn da die Sonne draufstrahlt, erhitzt sie sich. Da wollten wir das Risiko natürlich verringern, dass da eine gefährliche Reaktion entstehen könnte.“
Sofort begann die Evakuierung der Sperrzone.
Fliegerbombe: Entschärfung nicht vor 16 Uhr
Frühestens um 16 Uhr könnte die Entschärfung der Fliegerbombe erfolgen. Die Bombe sei scharf, das hat eine Analyse der Sprengmittelfirma vor Ort ergeben.
Klingelnde Polizisten und Lautsprecherwagen
Polizisten klingelten sich von Tür zu Tür. Feuerwehrautos fuhren stundenlang durch die Straßen mit der Lautsprecherdurchsage, dass die Anwohner das Areal sofort verlassen müssten – für den Fall der Fälle, dass hier bei der Entschärfung etwas schief geht. Doch so einfach war die Evakuierung nicht: „Wir haben in der Gegend sehr viele Senioren angetroffen, Leute, die teils bewegungseingeschränkt sind und auch Covid-Patienten, die sich gerade in Isolation befinden“, sagte Seifert.
Einer der Anwohner, die gegen 13 Uhr auf unbestimmte Zeit ihre Wohnung verlassen mussten, war Josef Eisner, Jahrgang 1932, ein ehemaliger Architekt. Er wohnte 20 Jahre lang nur wenige Hundert Meter von der Bombe entfernt. „Meine Frau kann leider sehr schlecht gehen“, erzählt er. Man habe ihnen einen Krankenwagentransport angeboten. „Aber dann hat es meine Frau doch alleine geschafft“, sagt er.
Also fuhr Eisner mit seiner Frau ein wenig spazieren, im Auto. Am Ende tranken sie in der Nähe einen Kaffee und waren verwundert, dass immer noch abgesperrt war. Da war es etwa 15 Uhr am Freitag. Eisner fragte sich, wie lange sie wohl noch warten müssen.
„Eine Weltkriegsbombe, hier außerhalb der Stadtmitte?“
Eisner versucht, es locker zu nehmen. Aber ausgerechnet in Denning? „Ich verstehe nicht, warum hier eine Bombe gelandet ist“, sagt Eisner, „so weit am Stadtrand. Hier war doch früher nichts, was man zerbomben wollte.“
Wie die Feuerwehr um 17 Uhr auf Twitter mitteilte, war dann die Evakuierung abgeschlossen und die Fliegerbombe wurde entschärft. Etwas mehr als eine Stunde später, um 18.19 Uhr, konnte die Feuerwehr dann mitteilen, dass die Bombe erfolgreich entschärft wurde und dass in Kürze alle Sperrungen aufgehoben würden.
In einer früheren Version haben wir fälschlicherweise von einer geplanten Sprengung der Bombe berichtet. Das ist falsch, zunächst wird versucht, die Bombe zu entschärfen.
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