Coronavirus! - Hass gegen Chinesen gipfelt in Schlägerei
Sendling - Am vergangenen Donnerstagabend ist ein 57-jähriger Mann an der S-Bahnhaltestelle am Harras komplett ausgerastet. Der Betrunkene schrie zwei in München lebende Chinesinnen (27, 28) mit den Worten "Coronavirus" an und spuckte in ihre Richtung.
Ein 28-jähriger Chinese bekam den Vorfall am Bahnsteig mit und schritt ein – es kam zum Streit mit dem Deutschen, der sich laut Polizei nach kurzer Zeit zu einer "wechselseitigen Körperverletzung" entwickelte. Verletzt wurde dabei allerdings niemand.
"Coronavirus"-Schreier hat 2,66 Promille
Die alarmierte Bundespolizei musste den polizeibekannten 57-Jährigen fesseln, weil er sich weiterhin äußerst aggressiv verhielt. Ein Alkoholtest ergab einen Atemalkoholwert von 2,66 Promille. Der Mann weigerte sich, seine Personalien herauszugeben, weswegen er von der Polizei auf die Wache am Hauptbahnhof mitgenommen wurde. Auch während der Fahrt beleidigte er die Beamten mehrfach.
Auf der Wache konnte der Wohnsitzlose dann seinen Rausch ausschlafen. Die Bundespolizei ermittelt wegen Beleidigung, Körperverletzung, Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte und Nötigung gegen den Mann.
Anfeindungen gegen Chinesen häufen sich
Pauschale Verdächtigungen gegen Chinesen sind kein Einzelfall. Die chinesische Botschaft in Berlin sorgt sich um die Sicherheit ihrer Staatsbürger in Deutschland. "Die jüngsten Anfeindungsfälle und die fremdenfeindlichen Äußerungen in einzelnen Medien haben nach dem Coronavirus-Ausbruch zugenommen und sind besorgniserregend", teilte die Botschaft auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur mit. Man habe beim Auswärtigen Amt notwendige Maßnahmen gefordert, um "die Sicherheit, legitimen Rechte und die Würde der chinesischen Staatsbürger zu gewährleisten".
Auch die Arbeitsgemeinschaft Deutscher China-Gesellschaften (ADCG) beobachtet "drastisch steigende Verunglimpfung und Ausgrenzung von chinesischen Menschen bis hin zum offenen Rassismus", wie ADCG-Vizepräsident Felix Kurz laut einer Mitteilung sagte.
Menschen mit asiatischen Wurzeln würden pauschal als chinesisch und damit als potenzielle Ansteckungsgefahr wahrgenommen, schreibt der ADCG unter Berufung auf Erzählungen Betroffener. Eine Frau im Supermarkt soll etwa Menschen aufgefordert haben, zuhause zu bleiben und aufzuhören, "das Virus zu verbreiten". Der Patient einer Ärztin habe darüber gescherzt, ihr nicht die Hand schütteln zu wollen. Mitschüler eines Kindes sollen davon gesprochen haben, es auf das Virus testen zu wollen.
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