Containerbau verfällt: Hilferuf aus Münchner Schimmel-Schule

Überall fault es, Klos werden zugemauert und ein Schrank bricht durch den Boden: Seit Jahren schlagen Eltern hier Alarm, doch die Stadt ignoriert sie.
Paul Nöllke |
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Vor den Containern (v.l.): Christian Brensing, Polina Gordienko, Esther März und Steve Gebhardt.
Vor den Containern (v.l.): Christian Brensing, Polina Gordienko, Esther März und Steve Gebhardt. © Sigi Müller

Obersendling- Zugemauerte Toiletten, ein Schrank, der durch den Boden bricht und schwarzer Schimmel, der sich durch Wände und Böden zieht - in diesen Räumen werden täglich Kinder unterrichtet.

Der Zustand des Containerbaus der Grundschule an der Baierbrunner Straße ist katastrophal. Der Schimmel hat die einst knallig-rosa Container in eine Ruine verwandelt. Seit Jahren weisen Eltern auf die Probleme hin und die Schulleitung setzt sich für eine Verbesserung ein.

"Wir haben doch eine Verantwortung, unsere Kinder zu schützen"

"Zwei Toiletten wurden wegen des Schimmels zugemauert, der Boden in den Containern gibt beim Gehen nach", erzählt Christian Brensing, Vorsitzender des Elternbeirats der Schule. Sogar ein Schrank brach plötzlich durch den maroden Boden. "Die Container sind in einem unglaublich schlechten Zustand", meint Brensing. "Und Personal und Schüler verbringen täglich Stunden in den Räumen."

Das besorgt nicht nur ihn: "Wir haben doch eine Verantwortung als Eltern, unsere Kinder zu schützen", meint Esther März. Auch ihr Kind geht in die Schule, sie ist die Vorsitzende des "Kooperativen Ganztags" (KOGA) an der Schule und stellvertretende Vorsitzende des Gesamtelternbeirats für Horte, Tagesheime und KoGa.

Container sind eigentlich nur fünf Jahre nutzbar

Doch wer ist verantwortlich für den schockierenden Zustand der Schule? Es ist die Stadt. 2013 wurden die Container neben der Grundschule an der Baierbrunnerstrasse errichtet - damals leuchteten sie noch in einem mutigem Pink, heute schauen sie recht verwaschen neben den weißen Neubauten hervor. Doch der schäbige Zustand von außen, lässt kaum erahnen, in welch desolatem Zustand die Räume von innen sind.

Eigentlich sollten die Container auch gar nicht lange hier stehen. "Container wie diese sind auf eine Nutzung von etwa fünf Jahre ausgelegt", erklärt Steve Gebhardt, der stellvertretende Vorsitzende des Gesamtelternbeirats Grundschule in München, der sich aber auch beruflich mit solchen Bauten auseinandersetzt.

Im Jahr 2013 wurden die Container gebaut - nun wurde beschlossen, sie bis 2038 stehenzulassen.

Eltern nehmen Kinder von der Schule – aus Sorgen um ihre Gesundheit

Ist das bei all den Mängeln überhaupt möglich? Gebhardts Befund: "Man müsste alles einfach komplett neu bauen." Dann allerdings mit besseren Containern, die auf eine dauerhafte Nutzung ausgelegt sind, und von der Stadt bereits an Grundschulen genutzt werden. "An dem Beispiel zeigt sich, wie gravierend die Folgen des Sparprogramms sind", sagt Gebhardt.

Die Stadt scheint das anders zu sehen: Zur Zeit sind die verwaschenen Container eingerüstet, die Metall-Ränder werden neu gestrichen. "Wir könnten uns aussuchen, ob grau oder grün", erzählt März.

Zudem sei es im Gespräch, sogar noch Solarzellen auf das Dach zu bauen - während im Inneren Lehrer und Schüler über Wasserbottiche springen müssen und sich wegen der Schimmelsporen Sorgen um ihre Gesundheit machen. "Manche Eltern haben ihre Kinder schon von der Schule genommen", berichtet März.

"Die Stadt sagt, sie spart nicht im Sozialen, das stimmt nicht"

"Inakzeptabel" findet das Polina Gordienko (SPD). Sie ist Mitglied im Bezirksausschuss 19, in dem die Schule liegt. "Die Stadt sagt, sie spart nicht im sozialen Bereich. Aber das stimmt nicht", sagt die junge Politikerin der AZ. "Es wird bei Schulen, Sport und Kitas gespart."

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Seit Gordienko 2020 in den Bezirksausschuss gewählt wurde, beschäftigt sie sich mit der Schule. "Die Stadt hat Monate gebraucht zuzugeben, dass hier überhaupt Schimmel ist!", erklärt sie. Als sie selbst in dem Gebäude unterwegs ist, sieht sie den Schimmel überall.

Auf AZ-Anfrage teilt das städtische Sportreferat nun mit, "tatsächlich" sei geplant gewesen, dass das Provisorium nicht so lange stehen bleibe. "Allerdings haben sich die Schülerzahlen höher als ursprünglich angenommen entwickelt." Noch im Mai werde man "die Schulfamilie und den Bezirksausschuss" zu einem Informationsgespräch einladen. "Feuchteschäden/Undichtigkeiten" bestätigt die Stadt, man arbeite an Lösungen.

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13 Kommentare
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  • Fahrradträger am 10.05.2022 00:40 Uhr / Bewertung:

    Wenn ich mich recht erinnere, war dort mal ein richtiger Schulbau geplant. Dieser wurde aber nicht umgesetzt, wegen zu geringer Schülerzahlen.
    Nachdem die Container dann standen, wurde nebenan doch eine Schule gebaut allerdings sehr klein mit nur einem Stockwerk.
    Alles irgendwie schwer zu erklären, vielleicht bringt die AZ darüber noch einen Artikel.

  • Monika1313 am 09.05.2022 16:52 Uhr / Bewertung:

    Wie wäre es denn, wenn man als Eltern die Kinder so schützt, dass man sie von dieser Schule nimmt?

  • katzenfliege am 09.05.2022 18:24 Uhr / Bewertung:
    Antwort auf Kommentar von Monika1313

    Wie wäre es denn, wenn Du dann den Eltern auch erklärst, wo die Kinder stattdessen zur Schule gehen sollen?

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