Brücke in Moosach kaputt: Der Ärger der Anwohner

Am Freitag hat ein Betontransporter an einer Brücke in Moosach einen Millionenschaden angerichtet. Jetzt beschweren sich Anwohner über die Untätigkeit der Bahn.
von  Nina Job

Am Freitag hat ein Betontransporter an einer Brücke in Moosach einen Millionenschaden angerichtet. Jetzt beschweren sich Anwohner über die Untätigkeit der Bahn.

Moosach - Die Spuren des schweren Unfalls, bei dem Freitagfrüh ein Betontransporter auf der Dachauer Straße in Moosach gegen die nur 3,40 Meter niedrige Eisenbahnbrücke gekracht ist, sind auch mit bloßem Auge gut zu sehen: der äußerste Eisenträger ist völlig verbogen - so stark, dass es auf der Brücke das Gleis um fünf Zentimeter angehoben hat. Die Nieten des Stahlträgers wurden durch die Wucht geradezu herausgesprengt.

Auf mindestens fünf Millionen Euro schätzt die Bahn den Schaden an der Eisenbahnbrücke - von denen es insgesamt über 100 in München gibt. Leidtragende des Unfalls sind die S-Bahn-Nutzer. Viele Züge der Linie S1 fielen am Wochenende ganz aus, die anderen verkehrten nur bis Feldmoching und endeten vorzeitig. Zwischen München Ost und Feldmoching fuhren die S-Bahnen gar nicht. Auch am Montag wird es zu Störungen kommen, kündigte die Bahn an. Aktuelle Infos gibt es unter: www.s-bahn-muenchen.de

Leidtragende des folgenschweren Unfalls an der Unterführung, die die Polizei wegen der häufigen Unfälle „Seufzerbrücke“ nennt, sind aber auch wieder einmal die Anwohner. „Mein Mann wohnt seit den 1950er Jahren hier. Aber es ist nie etwas gemacht worden“, ärgert sich Rosi Marzok (74).

Auch für Andreas Nagel, Sprecher der Aktion Münchner Fahrgäste, war der Unfall vorhersehbar. Er fordert gar eine Überprüfung aller Unterführungen und sogenannte Höhenkontrollen: „Die sind sicher preiswerter, als Brückenneubauten“, sagt er. Diese Höhenkontrollen waren an der „Seufzerbrücke“ schon im Gespräch, wurden aber auch rechtlichen Gründen wieder verworfen.

Natasha Heuse (48) aus Moosach ärgert die Untätigkeit der Bahn: „Muss es hier erst einen Toten geben, bis sie endlich reagiert und bauliche Maßnahmen trifft, die die Situation verbessern?“ Die Brücke ist auch für Fußgänger und Radfahrer gefährlich. Der kombinierte Weg ist nur 1,10 Meter breit.

Bislang sah die Bahn keinen Handlungsbedarf. Ihre Devise: Wenn sich die Verkehrsteilnehmer an die Regeln halten würden, gäb’s keine Unfälle. Doch insbesondere Ortsunkundige tun sich schwer: Sie übersehen die zusätzlichen Warnschilder und Markierungen auf dem Asphalt offensichtlich, erst recht in der Dunkelheit.

Nun müssen die Statiker ein Machtwort sprechen: nämlich, ob die schwer demolierte Brücke überhaupt zu retten ist - oder gleich abgerissen und neu gebaut werden muss.

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