Bilder: Schwabing bebt sich wieder ein

Im Herzen des Viertels hat sich viel verändert. AZ-Stadtspaziergänger Sigi Müller schaut sich dort um.  
von  az
Ansicht mit Schwung: ein Blick in die Feilitzschstraße.
Ansicht mit Schwung: ein Blick in die Feilitzschstraße. © Sigi Müller

Im Herzen des Viertels hat sich viel verändert. AZ-Stadtspaziergänger Sigi Müller schaut sich dort um.

Mit der Idee, eine Spaziergängergeschichte über Schwabing zu machen, stieß ich schnell an die Grenzen einer AZ-Seite. Man kann Bücher darüber schreiben. So habe ich mich entschlossen, immer einmal wieder einen Teil vorzustellen. Dieses mal die Feilitzschstraße und die Siegesstraße.

Wenige Straßen in München haben sich so nachhaltig verändert wie diese beiden. Fangen wir mit der kleineren Siegesstraße an. Hier gab es das Domicile, den legendären Schwabinger Jazzclub, dann die Tomate, daneben den Musicshop mit seinem Logo in Bubble-Gum-Schrift, damals Treffpunkt aller lokalen und Gastmusiker, die in München spielten. Alles weg.

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Bleibt nur noch das Schwabinger Podium an der Ecke zur Wagnerstraße und auch das wird es irgendwann nicht mehr geben. An der Ecke der Sieges- zur Feilitzschstraße war bis zum Tod des legendären Pizzabäckers Haider Mithani seit 1967 das Haiders Pizza, heute ist es die Pizzeria Drugstore.

Gleich daneben: das Drugstore, als Schwabinger Institution. Gegenüber liegt der Wedekindplatz, mit der Schwabinger Laterne, dem Wahrzeichen der ehemaligen Kneipe der Schwabinger Gisela.

Eines Samstagnachmittags in den Achtzigern ging ich durch Schwabing und aus der Jukebox, einer Kneipe mit Livemusik, wurde gerade das Inventar in einem Container entsorgt. Nun, schön eingerichtet war’s innen nicht, aber es gab wunderbare Musik. „Ich bin mal gespannt, wie das Lokal jetzt eingerichtet wird“, dachte ich noch – bis ich ein Schild mit der Aufschrift „Hier eröffnet demnächst ein McDonald’s Restaurant“ entdeckte. Den Laden gibts bis heute. Ohne Livemusik.

Das Barbarella verschwand, Jahre später die Schwabinger 7, die ja sehr aufwendig zu Grabe getragen wurde, bestimmt auch von vielen Menschen, die nie drinnen waren. Zumindest nicht Anfang der Achtziger, denn da klebte der Boden und es war, sagen wir mal: „rustikal“. Die Sieben wanderte neben die Hopfendolde, in der auch die Zeit stehengeblieben scheint.

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Aus dem „Alten Hut“ war der „Neue Hut“ geworden, der aber mittlerweile wieder „Alter Hut“ heißt. Läden kamen und gingen – und irgendwie habe ich den Eindruck, dass sich dieser Teil Schwabings noch, tektonischen Platten gleich, wieder einbeben muss, um zur Ruhe zu kommen.

Da wo früher abends die Luft brannte, zogen ein bisschen Schicki und ein bisschen Micki ein. Da wundert es eigentlich nicht, dass bei Bauarbeiten eine Fliegerbombe gefunden wurde. Und sich das alte Schwabing im August 2012 symbolisch mit einem Big Bang verabschiedete.

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