Beim Einsteigen in U-Bahn geschubst: Rentner stirbt!
Altstadt - Es ist eine Tat, die fassungslos macht. Ein 87-Jähriger aus München muss sterben, weil ein Lagerist (36) am Marienplatz nicht schnell genug in seine U-Bahn kommt und er ihn deshalb im Gedränge am Bahnsteig einfach umstößt.
Freitagnachmittag, 3. Juni, der Andrang im U-Bahnhof Marienplatz ist groß, wie so oft um diese Zeit. Die Menschen stehen dicht an dicht. Unter ihnen Martin S. (36). Der Lagerist will nach Schwabing. Ein Mann drängt sich an der Bahnsteigkante entlang an ihm vorbei. Bleibt stehen. Paul V. (87) wartet auch auf die U-Bahn. Die U 3 fährt ein. Der Zug hält. Die Türen gehen auf. Los geht das Geschiebe.
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Martin S. geht es nicht schnell genug. „Er drängt sich an dem Rentner vorbei und schubst ihn zu Boden“, sagt Polizeisprecherin Constanze Spitzweck. Paul V. stürzt, schlägt mit dem Hinterkopf auf. Er blutet heftig. Umstehende Fahrgäste bringen ihn zu einer Sitzbank. Martin S. hilft dabei. Doch dann will er zum Zug. Die Umstehenden halten ihn zurück.
Paul V. kommt ins Krankenhaus. Diagnose: Schädelhirntrauma mit Einblutungen. Der 87-Jährige erholt sich nicht mehr von den Verletzungen. Er wird zum Pflegefall, stirbt knapp drei Monate später, am 25. August, in einem Seniorenheim nahe Fürstenfeldbruck.
Körperverletzung mit Todesfolge
Die Obduktion ergibt, dass der Rentner an den Folgen des Sturzes starb. „Wir ermitteln wegen Körperverletzung mit Todesfolge“, sagt Kriminaloberrat Markus Kraus, Chef der Mordkommission. Ein Ermittlungsrichter erlässt Haftbefehl.
Martin S. sitzt seitdem in U-Haft. Es tue ihm Leid, er habe das nicht gewollt, sagt er. Über sein Motiv ist bislang nichts bekannt.
Möglicherweise stand er unter Drogeneinfluss. Martin S. soll seit vielen Jahren in der Rauschgiftszene unterwegs sein. Cannabis, auch härtere Drogen, Rezeptfälschung, mehrere gescheiterte Therapien, auch in Haft habe er gesessen, erzählen Bekannte.
Dem Lagerist drohen wegen Körperverletzung mit Todesfolge laut Strafgesetzbuch (§ 227) mindestens drei Jahre Haft.
Alles nur, weil es ihm beim Einsteigen in die U-Bahn nicht schnell genug ging.
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