Baustelle am Elisabethmarkt: Standlbesitzer fordern mehr Platz

Sieben Wochen nach dem Umzug der Standlleute in Container auf dem Elisabethmarkt läuft das Geschäft zwar an. Aber es fehlt Freifläche für die Kundschaft.
von  Irene Kleber
Von außen nicht sehr einladend: Die Interims-Containerstandl am Elisabethmarkt. Links dahinter ist die leer stehende Grünfläche mit Hecke zu sehen, die die Marktleute gern öffnen würden.
Von außen nicht sehr einladend: Die Interims-Containerstandl am Elisabethmarkt. Links dahinter ist die leer stehende Grünfläche mit Hecke zu sehen, die die Marktleute gern öffnen würden. © Daniel von Loeper

Schwabing - Mittwoch gegen 14 Uhr am Schwabinger Elisabethmarkt. Eine Kundin steht vorm "Kaffeeland" im Standl 20 und bestellt einen Milchkaffee mit Bananenkuchen. Auf einer Holzbank vor dem Interimscontainer sitzt eine zweite.

Weiter vorn in der nur drei Meter engen, einzigen Gasse zwischen den weiß lackierten Holzcontainern, aus denen 13 Standlleute Obst, Gemüse, Wurst oder Käse verkaufen, sieht man vereinzelt Kundschaft stehen.

Die einzige Gasse im Interims-Elisabethmarkt ist nur rund drei Meter breit. Viel los ist hier am Mittwoch gegen Mittag nicht gerade.
Die einzige Gasse im Interims-Elisabethmarkt ist nur rund drei Meter breit. Viel los ist hier am Mittwoch gegen Mittag nicht gerade. © Daniel von Loeper

So richtig belebt sieht das gerade nicht aus, knapp sieben Wochen nachdem die Markthändler zum 4. August ihre alten Elisabethmarkt-Buden geräumt haben. Und wegen der beginnenden Abrissarbeiten in die Zwischenlösung ein paar Meter weiter gezogensind, an die Arcis-, Ecke Agnesstraße.

Von der Nordendstraße aus finden Passanten den kleinen Zwischenlösungs-Markt ohnehin nur, wenn sie wissen, dass es ihn gibt. Dort ist nach dem Abriss des SWM-Umspannwerks nur Baustellen-Kraterlandschaft zu sehen. Die ehemaligen Markthäusl, die man durch die Bauzäune hindurch sehen kann, schauen bedauernswert marode aus. Werbeplakate hier wären eine gute Idee, hört man von Anwohnern. "Das könnte unsere Marktleute sehr unterstützen", sagt eine Frau, die um die Ecke wohnt.

Eine kleine erste Bilanz der Händler fällt gemischt aus. "Wir haben zehn, 15 Prozent Umsatzminus", sagt Filialleiter Matteo vom Kaffeeland, "aber es wird schon noch werden, wir sind zuversichtlich." An einem der Obststandl ist zu hören, dass nach den ersten zwei Wochen, als viele Neugierige da waren, die Kundschaft nur noch sehr ausgedünnt komme.

Filialleiter Matteo im "Kaffeeland" im Standl 20: "Wenn wir hinter dem Stand die Wiese nützen könnten, käme sicher mehr Kundschaft."
Filialleiter Matteo im "Kaffeeland" im Standl 20: "Wenn wir hinter dem Stand die Wiese nützen könnten, käme sicher mehr Kundschaft." © Daniel von Loeper

Immerhin vorn beim Demeter-Standl ist man zufrieden. "Läuft", sagt ein Mitarbeiter. Und Karl Huczala, der Sprecher der Händler hier, klingt ebenfalls entspannt, was das aktuelle Geschäft angeht.

"Aufenthaltsqualität" fehlt am Interimsmarkt am Elisabethplatz 

"Aber die Samstage schwächeln sehr", erzählt er. Es könnte daran liegen, dass man zwar einkaufen könne am Interimsmarkt, "aber eine Aufenthaltsqualität haben wir hier nicht".

Nur eine sehr kleine Fläche zwischen den Containern mit vier Stehtischen und vier Minibiergarten-Garnituren teilen sich vier Standlleute, die Gerichte zum Hieressen verkaufen - wie der Imbiss der Metzgerei Weil oder auch Mario Tola, der in seiner Casa Sarda am Standl 13 köstliche hausgemachte Pasta und sardische und italienische Spezialitäten verkauft. "Dieser kleine Platz ist sehr eng und nicht sehr gemütlich", sagt Händlersprecher Huczala. "Auch in dem einzigen Gang, den wir haben, kann man kaum Abstand halten."

Eine Wiese als Lösung?

Dabei schiene eine Lösung so einfach: Direkt hinter den Containern, mitten am Elisabethplatz, liegt eine geschätzt 800 Quadratmeter große Wiese, in der zwölf alte Linden, Eichen und Ahornbäume stehen. Sie ist mit einer brusthohen Hecke und einem niedrigen Metallzaun eingezäunt.

Von außen nicht sehr einladend: Die Interims-Containerstandl am Elisabethmarkt. Links dahinter ist die leer stehende Grünfläche mit Hecke zu sehen, die die Marktleute gern öffnen würden.
Von außen nicht sehr einladend: Die Interims-Containerstandl am Elisabethmarkt. Links dahinter ist die leer stehende Grünfläche mit Hecke zu sehen, die die Marktleute gern öffnen würden. © Daniel von Loeper

"Das ist, seit ich ein Kind war, eine Hundewiese, die kein Mensch betreten kann, weil sie verschlossen ist", sagt Huczala. "Ich würde mir wünschen, dass man die jetzt für uns aufmacht." Für Liegestühle, ein paar Sitzgelegenheiten - eine Art Schanigarten für die Standl.

Das idyllische Stück Grün gehört der Stadt, erklärt das städtische Kommunalreferat auf AZ-Anfrage, verwaltet werde es vom Baureferat. "Wir haben diese Idee immer mal wieder genannt bei den Gesprächen mit der Stadt", sagt Huczala. "Das ist aber jedes Mal versandet."

Interimsmarkt wohl bis 2023

Nun suchen die Standlbetreiber Unterstützer für ihre Idee. Lohnen würde sich ein nächster Vorstoß, die Wiese für die Kundschaft gemütlich zu machen, allemal: Die Händler werden voraussichtlich während der kompletten Abriss- und Neubauphase bis 2023 an ihrem Containerstandort bleiben. Erst danach können sie ihre neuen, modernen Standl auf dem früheren Platz beziehen.

Die werden teils Dachterrassen haben und eine barrierefreie Kundentoilette. Lager, Technikräume und Parkplätze verschwinden dann im Untergeschoss, noch ein Stockwerk drunter kommen über 50 Anwohnerstellplätze. Warum also nicht auch noch einen neuen Schwabinger Schanigarten?

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