Ärger um die Pläne fürs Großmarkt-Areal

Eine Bürgerinitiative in Sendling kämpft gegen das städtische Vorhaben – unter anderem, weil dort Tausende Büros entstehen könnten.
Emily Engels
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Blick aufs alte Großmarkthallen-Gelände.
Blick aufs alte Großmarkthallen-Gelände. © AZ-Archiv

Sendling - Wenn Reinhold Rühl über den geplanten Umbau der Großmarkthalle spricht, merkt man schnell: Der Filmemacher und Sendlinger sieht sein Viertel bedroht. "Die Pläne passen einfach nicht ins Viertel", sagt Rühl, Mitglied einer Bürgerinitiative, die sich "Großmarkt mitgestalten" nennt und gegen den Umbau ist.

Die Mitglieder machen sich große Sorgen darüber, was quasi direkt vor ihrer Haustür passiert. Ein besonderer Dorn im Auge ist den Mitgliedern der gigantische Gebäudekomplex, der geplant ist. Auf fünf Stockwerken soll der Großmarktbetrieb stattfinden, und aus Sicht der Bürgerinitiative (BI) noch viel schlimmer: Nach den Plänen des privaten Investors, dem Umschlagzentrum Großmarkt München, werden dort bis zu 3.000 neue Büroarbeitsplätze auf 55.000 Quadratmetern Fläche entstehen.

Zum Vergleich: In Münchens höchstem Bürogebäude, dem "Uptown" am Georg-Brauchle-Ring, sind derzeit etwa 2.400 Menschen tätig. Die BI-Mitglieder sehen, ganz abgesehen von den optischen Auswirkungen, ein Verkehrschaos auf ihr Viertel zukommen. Ursprünglich wollte die Stadt die Sanierung selbst übernehmen. Doch vor einigen Jahren wurde das einst hochgelobte Konzept des Architektenbüros Ackermann über Bord geworfen. Aus Kostengründen. Die zirka 120 Millionen Euro hat man sich gespart - jetzt hat der private Investor übernommen und neben einer neuen Halle eben auch die Büros geplant, um die Kosten gegenzufinanzieren.

 Kristina Frank: "Der Großmarkt gehört zu Sendling"

Stadträtin Brigitte Wolf (Linke) hatte die BI schon im April im Stadtrat verteidigt. Sie findet: "Die Großmarkthalle sollte eigentlich Aufgabe der Stadt sein." Wolf fragt sich jedoch auch, ob Corona etwas an den Plänen ändern wird. Der AZ sagt sie: "Vielleicht werden die Büroräume bald gar nicht mehr benötigt." Aus dem Kommunalreferat, zuständig für die Markthallen, heißt es jedoch, man wisse nichts von eventuellen Änderungen der Planungen.

Kommunalreferentin Kristina Frank (CSU) sagt der AZ: "Der Großmarkt gehört zu Sendling wie Weintrauben zum Spätsommer." Sie verspricht: "Miteinander und mit vielen guten Ideen können wir ein Win-win-win erreichen: für das Stadtviertel, für die Händler und für das Großmarkt-Projekt." Rühl, der auch einen Film zu den Großmarkthallen gedreht hat, baut auf diese Worte. "Es wurde versprochen, dass Bürger einbezogen werden", sagt er. "Und wir werden ziemlich laut werden."

Am 24. September stellt sich die Initiative mit Livemusik, Infos und Film auf dem Kulturgelände der "Alten Utting" (Lagerhausstraße 15) vor. Die Veranstaltung beginnt ab 15.30 Uhr. Sprechen wird auch Markus Lutz (SPD), Chef des Bezirksausschusses Sendling.

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18 Kommentare
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  • _VSF_ am 09.09.2020 15:24 Uhr / Bewertung:

    heute:
    - LKW-Anfahrten (40t) täglich ca. 400 + An- und Abfahrten der 3000 Mitarbeiter und x Kunden
    - Anteil der nicht für den regionalen Markt bestimmten Waren zum Weitertransport mit LKW ca. 70%
    - Regionaler Einzugsbereich für Gastronomie und kleine Gemüsehändler von Salzburg bis Lindau, wo ist die Mitte?

    1912 wurde die Halle 'auf der grünen Wiese' auf dem Sendlinger Feld errichtet, verkehrsgünstig an der stinkenden Bahn.

    Die Stadt ist gewachsen in den letzten paar hundert Jahren, da kann ich mir schon vorstellen, so eine Logistikdrehscheibe macht mal wieder einen größeren Schritt - raus auf die grüne Wiese - verkehrsgünstig zwischen Bahn und Autobahn.

    Und dass sich hier was neues entwicklelt, wäre doch gar nicht so schlimm. Mix aus Alt und Neu, durchzogen von einem grünen Netz zwischen Sendling und Isar.

    Fürchten wir uns doch einfach mal ein bisserl weniger vor Veränderungen und sehen diese nicht pauschal negativ.
    Früher wars nämlich nicht besser.

  • Der wahre tscharlie am 10.09.2020 16:26 Uhr / Bewertung:
    Antwort auf Kommentar von _VSF_

    Die 400 LKW täglich halte ich mal für etwas hochgegriffen. Da müßte man mal ein Zählung von ca. 23Uhr nachts bis 16 Uhr des nächsten Tages machen.
    Punkt zwei trifft so einigermaßen zu.
    Punkt drei stimmt so leider nicht, denn im Allgäu gibts auch Fruchtgroßhändler, z.B. in Isen, dann gibts einen in Ulm usw.

  • Der Taxler am 10.09.2020 23:37 Uhr / Bewertung:
    Antwort auf Kommentar von Der wahre tscharlie

    Isen im Allgäu?
    Sie meinen sicher Isny.

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