Älteste Metzgerei Münchens schließt: Das Ende einer Haidhauser Wurstlegende
Haidhausen - Wer kürzlich durch die Preysingstraße in Haidhausen spazierte, hat es vermutlich noch gerochen: Hier räuchert jemand. Und zwar Kaminwurzn. Denn hier befand sich bis zuletzt noch die Wurstküche der Metzgerei Wittmann, ein Relikt des Familienbetriebs.
Gabi und Franz Pichler: Schließung eigentlich schon 2016
Eigentlich hatten Gabi und Franz Pichler ihr Geschäft in der Inneren Wiener Straße schon 2016 geschlossen und die Firma abgemeldet. Doch dann kam alles anders als geplant.

"Ewig schad'! Kannst ned weitermachen?" fragten treue Kunden Franz Pichler nach der Schließung der Metzgerei – was letztlich dazu führte, dass er seine Firma eine Woche später wieder anmeldete. Das Geschäft in der Inneren Wiener Straße blieb zwar geschlossen, aber in der Wurstküche der Preysingstraße 14 ging die Produktion weiter – mit neuem Konzept.
Seit 2016 produzierten die Pichlers ihre Wurst nur noch auf Bestellung. "Wir hätten nie gedacht, dass wir das nochmal sieben Jahre machen", erzählt Gabi Pichler über diese spontane Wendung.
Älteste Metzgerei Münchens schließt
Die Metzgerei war Münchens älteste. Über 100 Jahre gab es sie in der Inneren Wiener Straße 54. Seit 1881 wurde das Geschäft von Generation zu Generation weitergegeben. Doch das ist nun endgültig vorbei.
Die Pichlers hören jetzt auch mit ihrem Bestellkonzept auf. "Altersbedingt", erklärt Gabi Pichler. Sie ist jetzt 67 Jahre alt, ihr Mann Franz 72. Und ihre Töchter werden die Metzgerei nicht weiterführen. Denn die eine ist Lehrerin geworden und die andere kümmert sich im Moment um ihr neun Monate altes Baby. "Auf die Enkel können wir nicht mehr warten", sagt Gabi Pichler. Und so wurden die letzten Bestellungen am 4. Februar abgeholt - von sehr dankbaren Kunden.
"Wir haben so schöne Karten bekommen, wenn ich die lese, fang' ich gleich an zu weinen", sagt Gabi Pichler. "Wir haben immer viel Spaß mit den Kunden gehabt."
CSU-Landtagskandidat Alexander Dietrich war Kunde
Zu diesen Kunden gehört auch CSU-Landtagskandidat Alexander Dietrich. Mit der Metzgerei Wittmann endet für ihn ein Stück Familiengeschichte, denn Franz und Gabi Pichler sind sein Onkel und seine Tante dritten Grades. Er findet es zwar schade, aber die zwei hätten sich ihren Ruhestand mehr als verdient, erzählt er der AZ.
"Für mich verbinden sich mit der Metzgerei viele Kindheitserinnerungen", sagt Dietrich. "Ich kann mich noch gut erinnern, wie ich mit der Oma von Milbertshofen mit der Trambahn nach Haidhausen gefahren bin", sagt Dietrich. Für ihn habe es dann immer ein Radl Gelbwurst gegeben, "die beste der Welt", wie er sagt. Die haben auch seine Kinder geliebt. "Und ich habe bis zuletzt immer mein Radl Gelbwurst bekommen, wenn ich dort war. Gelbwurst und Kaminwurzn werde ich sehr vermissen", sagt Dietrich.
Erdbebenkatastrophe in der Türkei und Syrien: So können Sie helfen
Das Erdbeben in der Türkei und Syrien forderte bereits über 40.000 Todesopfer, unzählige Menschen sind verletzt, verloren zudem ihr gesamtes Hab und Gut. Wer spenden möchte, kann dies unter anderem beim speziellen Spendenkonto der Stadt München tun:
Überweisungen an die Stadtsparkasse München | IBAN DE86 7015 0000 0000 2030 00 | Verwendungszweck "Erdbebenhilfe"
Die Pichlers sind dankbar, dass sie ihre Arbeit so lange machen konnten. Dabei hatte Franz Pichler ursprünglich gar nicht vor, eine Metzgerei zu führen. Und doch hat er jahrzehntelang in dem Familienbetrieb gearbeitet. "Eigentlich wollte er Schreiner werden. Er bereut aber keine Minute, dass er das gelernt hat", erzählt Gabi Pichler.
Jetzt freut sich das Paar auf den neuen Lebensabschnitt. Sie sind gerne in den Bergen, verbringen viel Zeit mit ihren vier Enkeln. "Mir wird's nicht langweilig", ist sich Gabi Pichler sicher.
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