Narrisch: Der erste Münchner Faschingszug nach Corona
Altstadt - Unzählige Menschen drängen sich am Straßenrand, keiner kommt mehr an ihnen vorbei. Manche ducken sich vor dem bunten Bonbonregen, der auf sie niederprasselt, andere wippen ausgelassen zur ohrenbetäubenden Musik. Die Sonne strahlt, und all die Hippies, die Römer und die Schlümpfe, die sich in der Innenstadt versammelt haben, sind bester Laune.
Faschingszug der Damischen Ritter in München mit 30.000 Menschen
Denn am Sonntag kann nach der Corona-Pause zum ersten Mal wieder der Faschingszug der Damischen Ritter stattfinden. Pünktlich um 13.13 Uhr ertönen die Fanfaren, die den Zug anführen, und das bunte Treiben setzt sich in der Frauenstraße auf Höhe des Viktualienmarkts in Bewegung. 30.000 Menschen nehmen an diesem Spektakel teil, etwa 40 Wägen sind angemeldet. Und in die haben die Narren teilweise viel Arbeit gesteckt.
Die Wagen sind bunt bemalt und wackeln teilweise stark, weil die verkleideten Faschingsfreunde wie verrückt darauf herumhüpfen. Alle sind mit Lautsprechern ausgestattet, jeder spielt ein anderes Lied, mehrmals hört man "Layla"", manche singen "Über den Wolken" und "Que sera sera", wobei auf dem Wagen der Narrhalla die Musik besonders laut aufgedreht wird – so, dass man sich beinahe die Ohren zuhalten muss.
Hier hat auch die SPD-Bürgermeisterin Verena Dietl Unterschlupf gefunden. Eigentlich wollte die SPD mit ihrem eigenen Wagen dabei sein, aber die Holzaufbauten, die den Faschingswagen am Sonntag schmücken sollten, hatten während der Einlagerung Schimmel angesetzt.
Strahlendes Wetter beim Faschingsumzug in München
Das stört die CSU nicht so sehr, die als gallisches Dorf mitfährt. Die Römer von der SPD vermisst der Wiesn-Chef Clemens Baumgärtner, heute als Obelix unterwegs, nicht: "Es is’ ganz gut, wenns amal weida san."
Andererseits: Ein SPD-Mann fühlt sich dann doch auch bei den Schwarzen willkommen. Stadtrat Roland Hefter, der in seiner Partei zuletzt mit einem Song gegen das Gendern polarisierte, lässt sich grinsend und demonstrativ vor einem Anti-Grün-Rot-Wagen der CSU fotografieren. Auf seinem T-Shirt witzelt es: "Da ganze Bua a Depp:innen."
Viele der Zuschauer am Straßenrand verfolgen das wilde Geschehen zwar mit Vergnügen, ein eigenes Kostüm tragen aber die wenigsten. Diejenigen, die sich doch verkleidet haben, scheinen das aus Überzeugung und mit viel Liebe zum Detail zu tun.

Die Arbeitskollegen Oliver, Katharina und Tobias haben sich ihre Kostüme selber gebastelt, sie sind heute als Vintage-Lampen unterwegs. "Beim Einkaufen habe ich ein paar Lampenschirme entdeckt und dachte, das wäre das perfekte Kostüm", erklärt Tobias.
München feiert – von Straßenfasching bis Marktfrauentanz
Die Schirme haben sie an Helmen befestigt und mit Lichterketten ausgestattet. "Jetzt wo Corona vorbei ist, können wir so ein bisschen Licht ins Dunkle bringen", sagt der Lampenschirm mit dem Leo-Muster.
Die Münchner scheinen sich sehr darüber zu freuen, dass der Fasching wieder zurück ist. Wer in die vielen lächelnden Gesichter blickt, sieht das. Und auch die Polizei berichtet, dass es zu keinerlei Störungen kam und der 16. Münchner Faschingsumzug friedlich verlaufen ist.
Weitere Münchner Faschingsadressen und -termine finden Sie hier.