"Absoluter Lichtblick": München bekommt sein erstes Wohnheim für queere Senioren
Sendling - Queere ältere Menschen haben in ihrem Leben oft schlimme Erfahrungen gemacht: Sie wurden angefeindet, ausgegrenzt und diskriminiert. Dementsprechend empfindlich reagieren sie manchmal auf andere Menschen. Deshalb ist es wichtig, ihnen auch im Alter besonders sensibel und mit Respekt zu begegnen. In Zusammenarbeit mit der Münchner Aidshilfe hat die Münchenstift mit dem Queer Quartier Herzog*in nun in Sendling das erste queere Heim für betreutes Wohnen Münchens eröffnet.
Die 28 Wohnungen bieten alles, was es für ein selbstbestimmtes Leben im Alter braucht: barrierefreie Ein- und Zwei-Zimmer-Apartments, 24-Stunden-Notruf, Menü-Service, Gemeinschaftsräume und sogar eine barrierefreie Terrasse für alle. Und vor allem: psycho-soziale Betreuung und Nachbarn mit ähnlichen Sorgen und Erfahrungen.
Wohnheim für queere Senioren in München: Bürgermeisterin Dietl hofft auf Vorbildfunktion für andere Städte
Das Besondere: Das Heim arbeitet unter anderem mit dem Pflegedienst St. Josef zusammen. Der ist sogar zertifiziert in LGBTIQ*-sensibler Pflege, wie Münchenstift-Chefin Renate Binder versichert. Zur feierlichen Einweihung des neuen Wohnheims am Herzog-Ernst-Platz ist auch die Dritte Bürgermeisterin Verena Dietl (SPD) gekommen.

"Das ist ein absoluter Lichtblick", sagt die Politikerin, es gebe nur wenige Kommunen, die sich so für die LGBTIQ*-Community engagieren. "Mit dem Wohnheim wollen wir queeren Senioren nicht nur ein Dach über dem Kopf geben, sondern ein Leben, in dem sie sich geborgen und sicher fühlen, und das zu sozialverträglichen Preisen", verspricht Dietl. Sie hofft, dass das Queer Quartier Herzog*in auch ein Vorbildprojekt für andere Städte wird.
Ältere Menschen aus München haben noch die Aids-Politik der 80er Jahre erlebt
"Eine bunte Stadtgesellschaft ist ohne Vielfalt nicht denkbar", so Dietl und weiter: "Auch das Gender-Sternchen ist Teil unserer Anti-Diskriminierungspolitik. Dafür wollen wir uns engagieren." Gerade ältere queere Menschen hätten zum Teil noch die Auswirkungen der NS-Politik sowie die rigide Aids-Politik der 80er Jahre erlebt. Viele hätten schlimme, zum Teil traumatische Erfahrungen in ihrem Leben gemacht. Diese Menschen sollen ohne Angst vor Diskriminierung leben können.
Auch Sprachregelungen seien wichtig für die LGBTIQ*-Communitys. "Dafür haben diese gekämpft und wir als Stadt stellen uns klar gegen das Gender-Verbot." 21 der Wohnungen sind bereits vermietet. Aber es wird sicher nicht lange dauern, bis sich noch ein paar weitere Nachbarn im Quartier finden. Erste Ansprechpartnerin für Interessent*innen ist die Münchner Aids-Hilfe.