Priester aus München segnen queere Paare vor dem Kölner Dom

Ein Priester aus München hat die Segnung queerer Paare am Kölner Dom für den 20. September angezettelt. Warum und was Kardinal Woelki damit zu tun hat, erklärt Wolfgang Rothe der AZ.
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Der Kölner Dom von außen.
Der Kölner Dom von außen. © IMAGO / Vitalii Kliuiev

Köln/München - Daran erinnert sich wohl nicht jeder ad hoc auf den Tag genau: Am 20. September 2014 trat Kardinal Rainer Maria Woelki sein Amt an der Spitze des Kölner Erzbistums an. Und trotz diverser Kritik steht er diesem auch neun Jahre später noch vor.

Der katholische Priester Wolfgang Rothe aus München hat nun genau an dem Tag, an dem sich die Amtseinführung Woelkis jährt, eine Protest-Aktion initiiert, die provokant direkt vor den Toren des Kölner Doms stattfinden wird: Er hat angeregt, dass dort am kommenden Mittwoch ab 18.30 Uhr gleichgeschlechtliche Paare gesegnet werden sollen.

Münchner Priester Wolfgang Rothe ärgert sich über Kardinal Woelki

Warum? Ein Priester aus Mettmann in Woelkis Wirkungsbereich war abgemahnt worden, weil er einen Segnungsgottesdienst "für alle sich liebenden Paare" abgehalten hatte. Demnach soll sich laut WDR jemand anonym in Rom beschwert haben, und das Erzbistum Köln untersagte dem Mettmanner Pfarrer solche Segnungsgottesdienste.

"Das hat mich ziemlich geärgert", sagt Rothe zur AZ und verweist auf den Synodalen Weg. Die Synodalversammlung hatte im März vorsichtige Reformen beschlossen, darunter offizielle Segensfeiern für homosexuelle Paare.

Priester aus München will gleichgeschlechtliche Paarung vor dem Kölner Dom segnen

Der Münchner postete daraufhin bei Facebook den Vorschlag – "ohne groß zu überlegen", ob nicht als Zeichen eine Segnung gleichgeschlechtlicher Paare vor dem Kölner Dom denkbar wäre.

Im Wortlaut schrieb er: "Wie wäre es, wenn wir einen gemeinsamen Segnungsgottesdienst auf der Kölner Domplatte, also direkt vor dem Dom feiern würden? Wie wäre es, wenn viele katholische Seelsorgerinnen und Seelsorger aus verschiedenen Diözesen und Orden daran teilnehmen und sich aktiv daran beteiligen würden, sodass ein Sanktionieren unmöglich würde?"

2022 hat der katholische Priester Wolfgang Rothe beim CSD teilgenommen.
2022 hat der katholische Priester Wolfgang Rothe beim CSD teilgenommen. © dpa

Der Vorschlag sei begeistert aufgenommen worden und die Idee verselbstständigte sich. "Es geht nicht um Kardinal Woelki, es geht um die Sache", sagt Rothe der AZ.

Er ist bekannt dafür, sich für die Rechte queerer Menschen (in der Kirche) einzusetzen. Rothe segnete in München schon gleichgeschlechtliche Paare und lief beim CSD mit. Auch hat er ein Buch herausgegeben: "Gewollt. Geliebt. Gesegnet. Queer-Sein in der katholischen Kirche".

Priester Wolfgang Rothe rechnet mit großem Zuspruch bei der Segnung

Die Veranstaltung "für alle sich liebenden Paare", wie es im Flyer heißt, sei von der Stadt genehmigt – der Platz ist städtisch – und wird von einem Organisationsteam, das sich auf Rothes Idee hin gebildet hat, vorbereitet. Rothe steht jetzt im Wort, wie er sagt, und will nach Köln reisen. Er hat sich für den Tag schon Urlaub genommen.

Mai 2021: Wolfgang Rothe segnet zwei Frauen in München.
Mai 2021: Wolfgang Rothe segnet zwei Frauen in München. © dpa

Die Segnung wird nicht im Dom, sondern davor stattfinden. "Der Ort vor dem Kölner Dom schien mir insofern passend, weil damit eine gewisse Heimatlosigkeit zum Ausdruck kommt. Menschen, die in keine Schemata passen, an denen die katholische Kirche festhält."

Wie viele Menschen letztlich teilnehmen werden, sei nicht abzusehen, so Rothe. Aber er rechne mit großen Zuspruch, auch ein Chor mit 120 Sängerinnen und Sängern habe sich schon angekündigt. Ihm zufolge wird es mehrere Segnungsorte geben. Auch solche, die für die Presse nicht zugänglich sein werden. Paare und Seelsorger sollen sich unbeobachtet und geschützt fühlen, wenn es das Bedürfnis dazu gebe.

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 "Der Stimme enthalten": Kardinal Woelki wird wohl nicht dabei sein

Die AZ wollte vom Erzbistum Köln wissen, wie es zu der geplanten Segnungsfeier steht. Ein Sprecher teilt mit: "Der Erzbischof weiß um den tiefen Wunsch von gleichgeschlechtlichen Paaren nach einem kirchlichen Segen und hat großes Verständnis für ihr Ringen. Zugleich sieht er, dass es sich bei der Segnung gleichgeschlechtlicher Paare um eine Frage handelt, die zunächst auf weltkirchlicher Ebene zu entscheiden ist. Entsprechend hat er sich bei der Abstimmung auf der Synodalversammlung in Frankfurt der Stimme enthalten."

Was wäre, wenn Kardinal Woelki höchstpersönlich vorbeischauen würde? Rothe sagt: "Ich rechne nicht damit. Er wäre herzlich willkommen und dürfte gerne mitsegnen."

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2 Kommentare
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  • Himbeergselchts am 16.09.2023 13:29 Uhr / Bewertung:

    Tja, sexuelle Gewalt der Hirten an Kindern vertuschen und Homopaare als sündig betrachten - auch eine Art von Katholen. Nennt sich Doppelmoral. Sünde ist, was Bischöfen und Kardinälen nicht passt. Dabei reduzieren die Homopaare auf deren Sexualität. Als würde Liebe nur aus Sex bestehen. Verkommene Betrachtungsweise, das.

  • Dr. Right am 16.09.2023 12:49 Uhr / Bewertung:

    Jesus hatte noch den Kontakt gesucht zu gesellschaftlich geächteten Personen
    etwa Zöllnern und Prostituierten. Die katholische Kirche weiß es besser und grenzt solche Menschen aus. Außer Kinderschänder, bei denen eine ausgeprägte integrative Arbeit erfolgt. Verstehe ich nicht. Was würde Jesus zu solchen Pharidäern in ihren Tempeln und Palästen sagen?

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