Abriss! 6 Jahre Baustelle am Altstadtring

München - Die gute Nachricht: der hässliche Parkhausklotz neben dem Luxushotel „Mandarin Oriental“ kommt weg. Als Ersatz wird eine moderne Tiefgarage unterhalb des Thomas-Wimmer-Rings gebaut (AZ berichtete). Die schlechte Nachricht: Anwohner und Geschäftsleute im Viertel müssen sechs Jahre mit Baulärm, Dreck und Verkehrsbehinderungen am Altstadtring leben. Bis 2021.
Ein „Monstrum“ nennt Stadtbaurätin Elisabeth Merk das alte Parkhaus, ein „hässlicher Klotz im Herzen von München“. „Ein solcher Klopper ist nicht mehr zeitgemäß“, sagt die Professorin bei einer Podiumsdiskussion am Montagabend im Hofbräuhaus. Der Saal fasst kaum alle Zuhörer, so groß ist das Interesse an dem Millionen-Projekt.
Auf dem Gelände an der Hildegardstraße soll ein modernes Ensemble entstehen mit zwei Gebäuden, dazwischen eine Gasse und eine Grünanlage mit Freischankfläche. Projektname: „Hilde“. Eine Mischung aus Einzelhandel, Gastro, Kultur, Hotel, Büros und einem Wohnanteil von mindestens 30 Prozent - alles in bester Wohnlage in der City. Die Stadt hat den Grund für Hilde für 50 bis 60 Millionen Euro an den Projektentwickler Wöhr+Bauer verkauft.
So hässlich das alte Parkhaus auch sein mag, es bietet knapp 500 Stellplätze. Auf die will man nicht verzichten. Deshalb beschloss der Stadtrat, vor dem Abriss Ersatz zu schaffen. Diese Vorgabe zieht das gesamte Projekt gewaltig in die Länge – insgesamt rechnen Stadt und Bauherr mit acht Jahren bis zur Fertigstellung.
Die neue Tiefgarage bietet 467 Stellplätze, 33 für Anwohner und 20 für die Straßenreinigung. Gebaut wird im Untergrund. Projektname: „Tom“. Die dreigeschossige Tiefgarage entsteht einen Katzensprung vom alten Standort entfernt unter dem Thomas-Wimmer-Ring ungefähr auf Höhe des Knöbelblocks.
Für den Bau wird der Altstadtring in jede Fahrtrichtung auf zwei Spuren reduziert. Zuerst wird auf einer Seite eine Baugrube ausgehoben, anschließend das erste Untergeschoss errichtet. Untergeschoss zwei und drei werden unterirdisch weiter gebaut. „Das spart 50 Prozent an Lärm und Dreck“, versichert Wolfgang Roeck von Wöhr+Bauer. Ist man auf der einen Seite fertig, geht’s auf der anderen Seite des Thomas-Wimmer-Rings weiter.
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Die Anwohner fürchten vor allem zwei Dinge, dass günstige oberirdische Stellplätze verloren gehen und das sie jahrelang mit Staus, Baustellenlärm und Dreck vor der Haustür leben. Manche warnen vor Schäden an benachbarten Häusern in Folge der Arbeiten im Untergrund. Doch Roeck wiegelt ab, man habe genug Erfahrung und kompetente Partner.
Fragen nach den Kosten für künftige Dauerparker kann Wolfgang Roeck nicht beantworten. Dazu sei es noch zu früh. Genauso wie er über die Gesamtkosten des Projekts schweigt. Nur eine Zahl fällt: die Stadt bezuschusst jeden Parkplatz mit 18 000 Euro.
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Im Herbst 2013 beginnt der Architektenwettbewerb, dann folgt das Baugenehmigungsverfahren. Im Dezember 2015 sollen Bohrer und Bagger anrücken. Bauzeit: mindestens zweieinhalb Jahre. Am Ende ist sogar die hässliche Unterführung am Thomas-Wimmer-Ring überflüssig. Sie soll behindertengerecht ausgebaut in die Tiefgarage integriert werden.
Erst wenn Tom in Betrieb ist, schlägt dem alten Parkhaus das letzte Stündlein. Hilde soll zwischen Juli 2018 und April 2021 hochgezogen werden – Lärm, Dreck und Staus für weitere rund drei Jahre. Positiver Nebeneffekt: der Schilderwald im Viertel soll gelichtet werden.
Allerdings, so fürchtet die Stadtbaurätin, könnte auch der eine oder andere Baum gefällt werden müssen.
Bei einer Bürgerversammlung im Dezember, so BA-Chef Wolfgang Püschel, können Anwohner ihre Vorschläge und Einwände zu Tom und Hilde formulieren.