1,5 Millionen Euro für den Neubau der Förderschule in Aubing
Aubing - Sebastian (27) hat von Geburt an eine schwere Behinderung. Er sitzt im Rollstuhl und hat Probleme mit der Atmung. Der junge Mann lebt mit einem Luftröhrenschnitt. "Sprechen kann mein Sohn nicht. Aber er versteht. Er verständigt sich gut mit Hilfe von Ja-Nein-Karten und Bildern", sagt seine Mutter Beate Bettenhausen: "Er ist ein total fröhlicher und selbstbewusster junger Mann geworden."
1,5 Millionen Euro für den Neubau der Förderschule
Die Münchnerin ist im Vorstand des Vereins "Helfende Hände" in Aubing, dem Sebastian eine liebevolle Betreuung, gekonnte Pädagogik und viele seiner Fortschritte zu verdanken hat. Der Verein, vor 51 Jahren mit einem Haus für mehrfach behinderte Menschen in Aubing gegründet, erlebt gerade "ein Weihnachtswunder", wie Beate Bettenhausen es ausdrückt: "Bei uns klingelte das Telefon. Jetzt sind wir von den Socken und ganz geplättet", erklärt sie.
Der Grund für ihre Weihnachts-Freude: CSU-Bundestagsabgeordneter Stephan Pilsinger hat in Berlin erwirken können, dass der Bundestag 1,5 Millionen Euro für einen Neubau der Behindertenschule mit Förderzentrum in Aubing zuschießt. "Es brauchte zwar einiges an Hartnäckigkeit, aber letztlich hat es sich ausgezahlt. Ich bin sehr glücklich, dass das große Engagement dieser so wertvollen Einrichtung in meinem Wahlkreis unterstützt wird", sagt der Politiker und Arzt, dessen Wahlkreis München West-Mitte ist. Im Frühjahr hatte er Menschen mit schwerer Behinderung im Wohnheim und in der Werkstatt persönlich besucht.

Weiteres Geld für Neubau in der Köferinger Straße nötig
Zum Hintergrund: Noch bis 1963 galten Kinder mit geistigen Behinderungen in Bayern als schul- und bildungsunfähig. Eltern gründeten die "Helfenden Hände" als Selbsthilfeaktion. Sie bauten neben der Förderschule eine heilpädagogische Tagesstätte, ein Wohnheim und ein weiteres Heim für die Kurzzeitpflege. "Die ist besonders wichtig, um Eltern einmal für ein Wochenende oder einen Urlaub zu entlasten", sagt Beate Bettenhausen.
Das alte Schulgebäude in der Köferinger Straße wird gerade abgerissen. Bis 2022 soll hier ein moderner Neubau stehen, dessen Finanzierung jedoch nicht komplett steht. Von den "Sternstunden", der Hilfsaktion des Bayerischen Rundfunks, gab es Geld. Auf weitere Spenden wird gehofft: "Wir brauchen dieses Haus. Wir brauchen Sonderausstattung wie Pflegeliegen und Duschliegen. Das ist kein Luxus, sondern lebensnotwendig", erklärt Beate Bettenhausen.
Übergangsweise Betreuuung in einem barrierefreien Container
Im Augenblick werden 74 Kinder und Jugendliche im Alter von drei bis 20 Jahren übergangsweise in barrierefreien Containern mit Spielplatz in der Rupert-Bodner-Straße betreut. Das Wohnheim und die Werkstatt für 84 Erwachsene bleibt am zweiten Aubinger Standort, in der Reichenaustraße 2.

Während des Lockdowns wird die Schule der "Helfenden Hände" offiziell geschlossen, doch gibt es eine umfassende Notbetreuung. Denn die Kinder hier haben mehr als eine Diagnose. Sprechen kann bei den "Helfenden Händen" so gut wie kein Kind, nur einzelne Worte. Viele haben Sinnesbeeinträchtigungen. Sie sind blind oder hören nicht gut. Natürlich lieben die betroffenen Eltern ihre Kinder. Sie möchten ihnen Fortschritte ermöglichen. Über ihren Sohn Sebastian berichtet Beate Bettenhausen schier Unglaubliches: "Sebastian weiß, was er will. Und das Beste ist: Ich glaube, er fühlt sich wohl, wie er ist."
Spendenkonto: Helfende Hände, IBAN: DE83 7002 0500 0007 8500 03, Bank für Sozialwirtschaft