Stadtrat plant in München Gedenktag für Opfer des Hamas-Anschlags

Parteiübergreifend fordern die Fraktionen ein vielfältiges Aktionspaket für jüdisches Leben in München. Beauftragter gegen Antisemitismus ist begeistert.
Hüseyin Ince
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Münchner Rathaus-Fraktionen fordern gemeinsam Aktionspaket gegen Antisemitismus und wollen einen Gedenktag im Namen der die Opfer des blutigen Anschlags der Hamas vom 7. Oktober 2023 organisieren.
Münchner Rathaus-Fraktionen fordern gemeinsam Aktionspaket gegen Antisemitismus und wollen einen Gedenktag im Namen der die Opfer des blutigen Anschlags der Hamas vom 7. Oktober 2023 organisieren. © IMAGO / Manfred Segerer

München - Die Fraktionen der Grünen, SPD/Volt, CSU/Freie Wähler, der FDP sowie der ÖDP/München Liste haben am Freitag gemeinsam einen Dreifach-Antrag eingebracht. Darin fordern die Fraktionen Maßnahmen, die das Verständnis für jüdisches Leben fördern sollen. Antisemitismus solle so stärker bekämpft werden.

Kernpunkt der interfraktionellen Forderung ist dabei ein Gedenktag zum blutigen Hamas-Anschlag in Israel, vom 7. Oktober 2023. Wo genau diese Versammlung stattfinden wird, ist noch unklar. Sie soll von der Fachstelle für Demokratie gemeinsam mit der Protokollabteilung im Direktorium organisiert werden. Lediglich das Datum steht fest: am Jahrestag des Anschlags.

Weitere Forderungen sind, hohe jüdische Feiertage wie Yom Kippur oder Chanukka vorzustellen und in Schulen zu thematisieren. Die Stadtratsfraktionen wollen vor allem den jüdischen Beitrag zum Stadtbild und zur städtischen Kultur in den Mittelpunkt rücken. Das Pädagogische Institut, die Münchner Volkshochschule sowie die Fachstelle für Demokratie sollen hierzu Bildungspakete erarbeiten und anbieten.

München möchte Dialog fördern und Berührungsängste abbauen

Ein weiterer Teil des Antrags ist die Forderung, die Janusz Korczak Akademie zu stärken. Die Akademie wurde 2009 gegründet und hat sich zum Ziel gesetzt, durch Bildungsarbeit Berührungsängste abzubauen, in jüdischer Kultur fortzubilden und einen interreligiösen Dialog zu schaffen sowie zu pflegen. Namensgeber Korczak war Kinderbuchautor, Kinderarzt und Reformpädagoge jüdischer Abstammung. Er wurde im August 1942 im Vernichtungslager Treblinka ermordet.

Die ersten Reaktionen auf die Stadtratsinitiative sind durchweg positiv. Die Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde Charlotte Knobloch findet, dass das Antragspaket in Form und Inhalt "ein sehr wichtiges Signal für das jüdische Leben in München" ist. Es fördere gewiss die Bekämpfung von Judenhass und mache jüdische Tradition im Stadtbild präsenter.

Für die geplante Gedenkveranstaltung zum Jahrestag des Hamas-Anschlages zeigt sie gar Dankbarkeit. Mit ihr werde der "Schmerz in der jüdischen Gemeinschaft gesehen und aufgenommen". Ein wichtiges Zeichen ist für Knobloch der Schulterschluss der demokratischen Fraktionen im Stadtrat. Solche Gesten seien wichtig, um "nach vielen schweren Wochen und Monaten Vertrauen wiederherzustellen und auf Dauer zu sichern".

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Ludwig Spaenle: Idee für Gedenktag ist hervorragend und bislang einzigartig

Der bayerische Beauftragte gegen Antisemitismus, Ludwig Spaenle (CSU), hebt im AZ-Gespräch die Gedenkveranstaltung zum Hamas-Attentat hervor. "Beeindruckend, eine hervorragende Idee. Ich glaube, sie ist bayernweit, wenn nicht sogar deutschlandweit einzigartig", sagte er. Falls er eingeladen sei, werde er selbstverständlich teilnehmen.

Das Antragspaket der Fraktionen begrüßt Spaenle auch, vor allem anlässlich des weltweiten Gedenktages an den Holocaust am Samstag. "Ein sehr gutes Zeichen zum richtigen Zeitpunkt", sagt er, das der Würde der Erinnerung an die Holocaust-Opfer gerecht werde. Das NS-Dokumentationszentrum unter der Leitung von Mirjam Zadoff ist ebenso vollumfänglich erfreut über die Stadtratsinitiative. Auch das Doku-Zentrum habe schließlich einen seiner Schwerpunkte bei der Antisemitismus-Prävention.

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4 Kommentare
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  • HiggsBoson am 27.01.2024 23:49 Uhr / Bewertung:

    Gute Idee! Aber ob die derzeit 100.000 - 300.000 (je nach Medienberichten) pro-paläsitänsich orientierten Berufsdemonstranten und FFF Antisemiten das dann auch unterstützen bleibt zu bezweifeln.

  • tutnixzursache am 27.01.2024 13:54 Uhr / Bewertung:

    Dieser Krieg ist aber keine Einbahnstraße...

  • Monaco_Flote am 27.01.2024 09:05 Uhr / Bewertung:

    Fordern, fordern, fordern. Dann macht mal und labert nicht! Eine einfache Lösung gebe es dafür, aber das ist politisch nicht gewollt.

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