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Stadtgeschichte zum Mitnehmen: Das Café Fink, ein legendärer Künstler-Treff

Am Frauenplatz, Ecke Löwengrube sorgte einst ein Künstlertreff für Furore – später stand hier das "Posteck".
Thomas Müller
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1923 war Schluss mit Cafés: Nach einem Umbau war hier ab 1925 die Deutsche Reichspost untergebracht. In München firmierte das Eck seither als "Posteck".
Foto: Stadtarchiv 6 1923 war Schluss mit Cafés: Nach einem Umbau war hier ab 1925 die Deutsche Reichspost untergebracht. In München firmierte das Eck seither als "Posteck".
Frauenplatz mit Dechanthof und Café Fink und ehemaliger Augustinerkirche (Mitte, heute: Jagdmuseum) um 1860.
Foto: Stadtarchiv 6 Frauenplatz mit Dechanthof und Café Fink und ehemaliger Augustinerkirche (Mitte, heute: Jagdmuseum) um 1860.
1832 verewigte der dänische Maler Wilhelm Ferdinand Bendz (1804-1832) die gesellige Künstlerrunde des Café Fink. Unter den Dargestellten finden sich Wilhelm von Kaulbach, Christian Morgenstern, Karl Altmann, Thomas Fearnley, Christen Christensen, Hermann Kauffmann, Philipp Foltz, Andreas Borum, Bernhard Stange, Georg Heinrich Crola, Heinrich Marr und Bendz selbst.
Quelle: Thorvaldsens Museum 6 1832 verewigte der dänische Maler Wilhelm Ferdinand Bendz (1804-1832) die gesellige Künstlerrunde des Café Fink. Unter den Dargestellten finden sich Wilhelm von Kaulbach, Christian Morgenstern, Karl Altmann, Thomas Fearnley, Christen Christensen, Hermann Kauffmann, Philipp Foltz, Andreas Borum, Bernhard Stange, Georg Heinrich Crola, Heinrich Marr und Bendz selbst.
Um 1900: Jetzt heißt es Café Baumann (vormals Café Fink) - mit Blick auf die Ecke Augustinerstraße (links).
Foto: Stadtarchiv 6 Um 1900: Jetzt heißt es Café Baumann (vormals Café Fink) - mit Blick auf die Ecke Augustinerstraße (links).
1904: Das Café Baumann (l.) mit Blick in die herrlich kleinteilige Löwengrube.
Foto: Stadtarchiv 6 1904: Das Café Baumann (l.) mit Blick in die herrlich kleinteilige Löwengrube.
Das ehemalige "Posteck" an der Frauenkirche aus der Luft. 2002 erbaut, ist es jetzt Teil des Polizeipräsidiums.
Foto: Google Earth 6 Das ehemalige "Posteck" an der Frauenkirche aus der Luft. 2002 erbaut, ist es jetzt Teil des Polizeipräsidiums.

München - Wer kennt es heute noch? Wem sagt der Name noch was? Sicherlich nicht mehr allzu vielen. Derweil war das Café Fink, ab 1830 in der Löwengrube 1, mal ein legendärer Künstler-Treff. Hier wurde gezecht, gequalmt, gesungen und lebhaft diskutiert.

Künstlertreff und Malerkneipe

"Eines der interessantesten Kaffeehäuser ist das Fink'sche, die sogenannte Malerkneipe, vor dem Carlsthore. Hier versammeln sich die jungen Maler, und oft schon sind Genrebilder mit dem Beifall der Kunstwelt beehrt worden, deren Originale in diesem unansehnlichen Winkel zusammengedrängt sitzen." So beschrieb der Publizist August Lewald († 1871) das legendäre Kaffeehaus.

Stammlokal des Münchner Kunstvereins

Im Kreuzviertel, unmittelbar an der Frauenkirche, war das Café Fink eines der Stammlokale der Künstler des Münchner Kunstvereins, der sich 1823 in Konkurrenz zur "Königlichen Akademie der Bildenden Künste" gegründet hatte.

Wie's dort mal ausgesehen hat in etwa, weiß man. Gäste und Interieur des Kaffeehauses wurden von den Künstlern in Skizzen und Gemälden festgehalten. So etwa ein Gemälde des dänischen Malers Wilhelm Ferdinand Bendz († 1832). Dessen Kaffeehausszene zeigt die Künstlerrunde, unter ihnen Wirt Christian Morgenstern und Wilhelm von Kaulbach.

Münchens künstlerischer Kern

Wenig bekannt sind die Anfänge des Cafés. Das Eckhaus in der Löwengrube war Teil des ehemaligen Augustinerstocks, gehörte also bis zur Aufhebung 1803 zum Augustinerkloster. Nach der Säkularisation wurde das Eckhaus verkauft. Wohl spätestens Ende der 1820er beheimiatete es das Kaffehaus von Josef Anton Fink, der das Gebäude 1837 schließlich auch ersteigerte.

Nach Finks Tod wechselte es oft den Besitzer. Um 1860 übernahm Cafetier Karl Riederer († 1884) das Lokal unter seinem Namen. Im Jahr 1868 erwarb der vorher in Paris tätige Cafétier Adolf Baumann das Kaffeehaus und führte es fortan unter dem Namen "Café Baumann". Später übernahmen dessen Frau bzw. Tochter die Führung, bevor es 1923 endgültig seine Tore schloss.

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Ab 1925 war hier dann die Deutsche Reichspost untergebracht – weshalb das Eck noch lange unter "Posteck" firmierte. Im Krieg zerstört, war lange nur eine niedrige Nachkriegsbaracke an der Stelle. Das Posteck wurde dann 2001 abgerissen und durch einen Neubau ersetzt, der jetzt Teil des Polizeipräsidiums ist.


In einer neuen AZ-Serie stellen wir einige dieser kunst- und kulturhistorischen Stadtrundgänge vor - hier etwa zum Café Fink.
Im Internet: municharttogo.zikg.eu/ oder im App-Store: MunichArtToGo

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3 Kommentare
Bitte beachten Sie, dass die Kommentarfunktion unserer Artikel nur 72 Stunden nach Veröffentlichung zur Verfügung steht.
  • Münchner Flaneur am 04.01.2023 16:30 Uhr / Bewertung:

    Hallo, könnten Sie bitte nochmal nachschauen, wann das Café Fink ersteigert bzw. eröffnet wurde? Irgendwas passt da im Artikel nicht. Dankeschön!
    Und vielen Dank für diese tolle Serie, gerne mehr davon! (So etwas ist definitiv interessanter, als die ewig gleich öden Berichte über Starlets und Möchtegern-Promis.)

  • tutnixzursache am 04.01.2023 09:11 Uhr / Bewertung:

    ein schönes Beispiel, wie sich eine Stadt durch Abriss, Umbau, Neubau entwickelt und nicht wie so gerne behauptet "ein Stück München verschwindet"

  • AllesBesser am 05.01.2023 13:02 Uhr / Bewertung:
    Antwort auf Kommentar von tutnixzursache

    Ach, Menschen setzen da sehr willkürliche Maßstäbe an. Wenn es danach ginge müssten heute noch die 2. Stadtmauer stehen. Die war über 500 Jahre "ein Stück München". Wollen wir wieder eine Salzlagerstätte wo heute der Starnberger Bahnhof steht? Und eine Erzgießerei in der Ergießereistraße? Einen Richtplatz anstelle des Augustiner Keller? Ein Leprosenhaus in Haidhausen? Wo zieht man die Grenze?

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