Spenden-Stopp beendet - neue Mitarbeiter gesucht
Die Innere Mission München will langfristige Perspektiven für Flüchtlinge anbieten – die Hilfe muss aber auch koordiniert werden.
München – Einmal, erzählt Günther Bauer, habe ein Mann angerufen. Er wolle helfen bei der Unterbringung von Flüchtlingen – ein Extrazimmer habe er. Dort würde er gern eine junge Afrikanerin einquartieren. Die könne bei ihm putzen, dann verlange er auch kein Geld vom Staat für seine Hilfe.
Bauer, Vorstand der Inneren Mission München (IM), atmet einmal tief durch. Es tun sich mitunter Abgründe auf, wenn es darum geht, den Flüchtlingen in Deutschland zu helfen.
Glücklicherweise sind solche Anrufe nicht die Regel, die meisten Hilfsangebote sind sinnvoll. Bauer lobt die mehr als 700 freiwilligen Helfer, die die IM und deren Untergruppen wie die diakonia unterstützen, sowie die Mitarbeiter von Stadt, Regierung von Oberbayern, Polizei und Bundesamt für Migration und Flüchtlinge. Doch Bauer kritisiert auch: „Ich sehe es als ein Versagen der Politik in ihrer Hauptaufgabe, vorausschauend unsere Verhältnisse so zu planen, dass Notmaßnahmen wie die der vergangenen Wochen nicht notwendig sind.“ Die „Verweigerung der Realität“ in der Politik habe beispielsweise zur Folge, dass es schon bei der Registrierung hakt“. (Über den Aktentrick des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge lesen Sie hier.)
„Die Zahl der Leute, die wir brauchen, ist nach oben offen“
Die Innere Mission hat gerade den Spenden-Stopp aufgehoben, den sie vor einem Monat ausgerufen hatte – die unzähligen Kleider- und Sachgaben sind sortiert, es ist wieder Platz für neue Spenden. Freiwillige Helfer sind immer gebraucht – 6000 Flüchtlinge betreut die IM zur Zeit in verschiedenen Einrichtungen, davon 1300 Kinder und Jugendliche.
Nun gehe es darum, langfristige Perspektiven für die Flüchtlinge zu entwickeln. Dabei ist eine der größeren Herausforderungen für die IM die Verwaltung der Hilfe. Die Stadt hat eine Stelle geschaffen für die Koordination der Ehrenamtler, „da braucht es aber mehr“, sagt Andrea Betz, neue Leiterin der Abteilung „Hilfen für Flüchtlinge, Migration und Integration“. „Man muss ermitteln, wer wo am besten helfen kann und eine gewisse Anerkennungskultur schaffen. Und wir müssen darauf achten, wer in die Einrichtungen kommt.“
Noch in diesem Jahr und 2016 sollen außerdem weitere Gemeinschaftsunterkünfte in Betrieb gehen, die IM will dort zusätzlich zur Betreuung den Betrieb übernehmen. Außerdem soll die Kinderbetreuung ausgebaut werden, sobald die Finanzierung genehmigt ist. Auch die Integrationsmaßnahmen für Menschen, die einen Aufenthaltsstatus erwirkt haben, sollen erweitert werden.
Die Innere Mission sucht darum hauptamtliche Mitarbeiter: für die Asylsozialbetreuung, die niedrigschwellige soziale Betreuung, Kinder- und Jugendbetreuung und die Betriebsführung. „Wir können zur Zeit alles abdecken“, sagt Andrea Betz, „wir wissen aber, was in der Zukunft auf uns zukommt. Die Zahl der Leute, die wir brauchen, ist deshalb nach oben offen.“
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