SPD und CSU werfen sich vor: Kein Schwein ruft an
SPD hat nach der Münchner OB-Wahl ein Problem: Die rot-grüne Koalition hat keine Mehrheit im Stadtrat mehr. Nun sucht die SPD nach Gründen, nicht mit der CSU sprechen zu müssen.
München -Eine Kleinauflage der Berliner großen Koalition wird es in der Landeshauptstadt München voraussichtlich nicht geben. SPD und CSU warfen sich am Montag wechselseitig vor, nach dem Wahlabend noch nicht zum Telefonhörer gegriffen zu haben.
„Er hat noch nicht angerufen“, beschwerte sich der Münchner SPD-Chef Hans-Ulrich Pfaffmann über den unterlegenen CSU-Oberbürgermeisterkandidaten Josef Schmid. „Ich sehe bei der CSU Lähmung, kein Anruf, kein Nichts.“
Lesen Sie auch: Münchens neuer OB muss Koalition schmieden
Die CSU hatte zwar die Stichwahl um den OB-Sessel verloren, ist aber im Münchner Stadtrat nun stärkste Fraktion. Schmid erklärte seinerseits, er warte auf einen Anruf der SPD: „Der Ball liegt im Spielfeld von Dieter Reiter.“
Der Münchner CSU-Bezirksvorsitzende Ludwig Spaenle warnte die SPD vor einer instabilen „Wurmfortsatzkoalition“ – einem rot-grünen Bündnis plus Kleingruppen.
Die SPD bevorzugt jedoch den Wurmfortsatz: Pfaffmann rief die Kleinparteien mit drohendem Unterton auf, sie müssten sich „ihrer Verantwortung stellen“.
Der künftige Oberbürgermeister Dieter Reiter hält eine knappe Mehrheit für unproblematisch: „Über 80 Prozent der Beschlüsse im Münchner Stadtrat sind einstimmig.“ Die SPD werde mit allen sprechen außer den Rechten und der AfD. Die CSU werde bei den bevorstehenden Gesprächen „nicht in der ersten Reihe stehen“.
Bei der CSU soll Schmid nach dem Willen des CSU-Bezirksvorstands Fraktionschef im Stadtrat bleiben. Schmid wurde von den Journalisten gefragt, ob er in sechs Jahren noch einmal kandidieren oder in die Bundespolitik wechseln wolle, legte sich aber nicht fest.