SPD sauer auf Alt-OB: Christian Ude macht Wahlkampf für die Grünen

Die SPD ist sauer auf ihren Alt-OB. Weil er Hep Monatzeder unterstützt – und gegen Schwarz-Rot stichelt.
von  Felix Müller
Altes Duo: Ude und Monatzeder auf dem Plakat, das die Genossen erzürnt.
Altes Duo: Ude und Monatzeder auf dem Plakat, das die Genossen erzürnt. © fm

München - Christian Ude und seine SPD - das war nicht immer eine Liebesbeziehung. Der Stimmenkönig war allseits geachtet, das schon. Andererseits nahm Ude als OB nicht immer Rücksicht auf die Befindlichkeiten der Genossen, schwänzte hier und da einen Parteitag und ignorierte so manchen Beschluss. Das Verhältnis zu seinem Nachfolger Dieter Reiter gilt als abgekühlt, auch der Buchautor Christian Ude schert sich wenig darum, was man in der Partei für Selbstverständlichkeiten hält.

Zuletzt gab es trotzdem keine Reibungen mehr zwischen Alt-OB und SPD. Bis jetzt. Denn mit einem Plakat sorgt Ude - derzeit mal wieder auf Mykonos urlaubend - für Unruhe im Stadt-Verband. Die SPD im Umfragetief ist wenige Monate vor der Landtagswahl ja ohnehin schon nervös. Da kann sie es nicht brauchen, dass einer ihrer wenigen prominenten Köpfe für die Konkurrenz wirbt.

Linux vs Microsoft wird zum Wahlkampfthema

Genau so empfinden aber viele ein Plakat der Münchner Grünen für eine Veranstaltung mit Ude (der auch auf dem Plakat zu sehen ist) und seinem Ex-Bürgermeisterkollegen Hep Monatzeder, der für die Grünen im Münchner Westen für den Landtag kandidiert. "Freie Fahrt für freie Software" steht auf dem Plakat. Implizit wird auch die aktuelle SPD-Riege im Rathaus angegriffen. "Beendet das Rathaus ein rotgrünes Erfolgsprojekt?", steht auf dem Poster.

Hintergrund: Rot-Grün hatte in der IT der Stadtverwaltung einst den Abschied von Microsoft erklärt und auf freie Software gesetzt. "Und Schwarz-Rot hat beschlossen, in den Schoß von Microsoft zurückzukehren", beklagt Hep Monatzeder.

In der SPD ist man fassungslos über die Veranstaltung. Ude mache Wahlkampf für die Grünen, sagte die Münchner Parteichefin Claudia Tausend am Dienstag der AZ. "Der Münchner Parteivorstand und die Landtagskandidaten sind alle sehr verwundert über die Aktion. Wir fragen uns, was es damit auf sich hat." Tausend kündigte an: "Ich werde das sehr bald mit Christian Ude besprechen."

Auch Florian Ritter, der im Westen für die SPD gegen Hep Monatzeder antritt, zeigte sich irritiert. "Ich bin alles andere als glücklich darüber", sagte er. "Aber ich bin nicht das Kindermädchen von Christian Ude. Er muss selbst wissen, was er macht." (Lesen Sie auch: Polizeirat droht Florian Ritter mit Schlägen)

Ude über Auftritt bei Freund Monatzeder: "Eine Selbstverständlichkeit"

Ude selbst versteht die Aufregung nicht. Am Dienstag sagte er der AZ, es sei doch "eine pure Selbstverständlichkeit, dass man auch nach Amtsende für die Grundzüge seiner Politik eintritt". Er werde auch bei dieser Veranstaltung auf Verdienste der SPD hinweisen. "Und darauf, dass Sabine Nallinger als grüne OB-Kandidatin als eine der ersten den Schwenk zu Microsoft propagiert hat." Hep Monatzeder sei übrigens ein Freund. "Eine Selbstverständlichkeit, dass ich dabei bin, wenn er mich fragt."

Und den Vorwurf, dass er Wahlkampf für die Grünen mache.? "Nein, das tue ich nicht", sagte Ude. Um dann hinzuzufügen: "Kann schon sein, dass ich bei Hep Monatzeder für eine gut besuchte Wahlkampf-Veranstaltung sorge. Aber es hätte mich auch gefreut, wenn mich in den letzten vier Jahren auch mal die SPD eingeladen hätte."

Klingt alles nicht, als würde ein klärendes Gespräch zwischen Parteichefin und Alt-OB schnell wieder zu einem neuen Frieden führen.

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