Spaten-Chef Bernhard Klier: Die Verzweiflung ist bei vielen groß

Bernhard Klier ist Chef der Spaten-Brauerei. Die braut immer noch so viel Bier wie vorher – aber nur, weil man versucht, optimistisch zu bleiben.
von  Bernhard Klier, Protokoll: Annette Baronikians
Bernhard Klier holt sich beim Löwen an der Residenz Glück ab, kann man gerade ja brauchen.
Bernhard Klier holt sich beim Löwen an der Residenz Glück ab, kann man gerade ja brauchen. © bar

München - Die Situation ist bitter. Ich bin eigentlich ein fröhlicher, sehr positiver Mensch, doch die Corona-Pandemie stellt einen vor ungeahnte Herausforderungen und macht einem Sorgen – bei allem Optimismus auf einen hoffentlich recht schnell möglichen Weg in Richtung Normalität.

In der Brauerei mussten wir viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Kurzarbeit schicken. Im Büro sind wir jetzt nur noch zu fünft, alle anderen Kollegen machen Homeoffice. Während ich sonst beruflich viel unterwegs bin, auch großen Wert auf persönliche Gespräche vor Ort lege, gibt es keine Face-to-face-Meetings mehr. Das Meiste läuft jetzt über Videokonferenz oder Telefon.

Gastronomen sehen ihre Existenz gefährdet

Heftig ist, dass ich derzeit täglich über 50 Anrufe bekomme. Als heftig empfinde ich dabei nicht die hohe Zahl, sondern den Grund der Anrufe. Diese kommen von unseren Partnern aus allen Bereichen, sehr viele davon sind Gastronomen, die ihre Existenz gefährdet sehen. Ihre Betriebe sind wegen der Corona-Krise zugesperrt, die Finanzdecke ist bei vielen dünn, die Verzweiflung groß.

Man versucht zu helfen, wo und wie immer es geht. Besonders wichtig sind die vielen Gespräche mit den Hauseigentümern, den Verpächtern unserer Pachtobjekte, um vernünftige Lösungen mit den Pachtzahlungen zu finden. Meist geht es um eine Stundung, in einem Fall wurde die Pacht ganz erlassen. Was die Brauerei selbst betrifft, so tun wir alles uns Mögliche, unsere Partner zu unterstützen. Dass jetzt keiner Bier abnehmen muss, versteht sich ja von selbst.

Spaten-Chef: "Uns als Konzern hat es weltweit erwischt"

Die Gastronomie, unser tolles, so breit gefächertes Münchner Gastro-Leben, muss noch weit stärker von Bund und Freistaat unterstützt werden. Gerade kleinere Unternehmen können die Krise sonst nicht stemmen.

Dass die Zapfhähne stillstehen, trifft selbstverständlich auch die gesamte Braubranche. Uns als Konzern hat es weltweit erwischt. Da ist Gemeinschaft und Zusammenhalt gefordert. Wir haben enorme Umsatzeinbußen. Etlichen kleineren Brauereien geht es allerdings weit schlechter. Ihnen droht sogar der Ruin.

Bei Spaten-Löwenbräu brauen wir derzeit an unserem Münchner Standort mit geänderten Produktionsplänen, dennoch in herkömmlicher Menge: Zum einen für den Handel, zum anderen hoffen wir, dass der Corona-Lockdown möglichst schnell wieder enden kann – und Bier braucht ja sechs bis acht Wochen bis zur Abfüllung.

Klier: Wiesn-Absage fällt ihm schwer

Wir beginnen jetzt auch mit dem Einbrauen unserer Oktoberfest-Biere. Dass die Wiesn heuer ausfallen muss, ist natürlich verständlich, doch mir persönlich fällt es schon schwer, weil ich sie von Kindheit an so liebe. Oktoberfest-Bier brauen wir für unsere Heimat, damit es wenigstens etwas Wiesn-Stimmung zu Hause oder in der Gastronomie gibt.

Ich trinke jetzt abends auch mal ein Glas Bier daheim, weil alle Abendtermine bei unseren Gastronomie-Partnern entfallen. Außerdem habe ich in den vergangenen vier Wochen schon einige Male für meine Frau und mich gekocht, was ich so gern mache, aber sonst viel zu selten dazu komme.

Viel häufiger skypen wir derzeit auch mit unserer Tochter, die in Kapstadt lebt. Dort gelten wegen Corona absolut strikte Ausgangssperren, dagegen geht es uns in Deutschland noch sehr gut. Viele unserer Schutzmaßnahmen kann ich verstehen. Es geht doch um unser aller Gesundheit und dass wir Schritt für Schritt wieder in die Normalität zurückkehren können.

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