Sommertollwood mit Gänsehaut: Tausende singen in München für Zusammenhalt
München Zukunftsängste, viele Menschen, die Fake News glauben und extreme Haltungen einnehmen - und zeitgleich solche, die aufstehen gegen Hetze und Rassismus: Das Sommertollwood (21. Juni bis 21. Juli im Olympiapark-Süd) hat sich deshalb das Motto "Zusammen:Halt" gegeben. Und will einerseits "Halt" sagen - andererseits für Zusammenhalt werben. Das passt zum bunten Programm aus Musik, Kunst, Kultur, farbenfrohen Ständen, Bio-Gastronomie, Biergärten und Bars. Rund 500 Veranstaltungen bietet das Festival in diesen vier Sommerwochen. Mehr als 90 Prozent davon sind wieder kostenlos, von Konzerten über Tanzkurse und Performances bis zum Kinderprogramm.

Jens Junker: "Wir hoffen, dass alle Besucher mitsingen"
Gleich am Eröffnungfreitag (21.6.) soll es einen großen Gänsehaut-Moment geben: Um 22 Uhr soll es auf dem Festival still werden, bevor alle Besucherinnen und Besucher auf dem gesamten Gelände in einem riesigen Gemeinschaftschor "Give Peace a Chance" und "Let The Sunshine in" singen - zusammen mit Chorleiter Jens Junker vom "Go Sing Choir" und dem Hippie-Kammerorchester. Chöre, die noch mitmachen wollen, können sich auf tollwood.de melden (dieser Event findet am Samstag, 22.6., ein zweites Mal statt). Wer vorab schon ein bisserl üben will, kann ab 20.30 Uhr im Amphitheater eine Stunde lang mehrstimmig proben. Der Gesang wird später über Lautsprecher aufs ganze Gelände übertragen. "Wir hoffen", sagt Jens Junker, "dass dann einfach alle Besucher mitsingen."

Ravels "Bolero" wird mitten in der Menge inszeniert
Innehalten, zusammen lauschen und staunen wird man auch hier können: Das so wuchtige wie zauberhafte Orchesterwerk Bolero von Maurice Ravel aus dem Jahr 1928 inszeniert Hans Kröll mit 14 Musikerinnen und Musikern nicht auf einer Bühne, sondern (an acht Tagen, kostenlos) mitten in der Menge. Zum ersten Mal wird es am Donnerstag, 25.6., 18 Uhr, zu hören sein.
Bierkultur mit Bier-Yoga und Gstanzlsingen
Ebenfalls neu: Bierkultur. Damit will das Sommertollwood mit 16 Brauereien die Vielfalt des Bieres zelebrieren, von bekannten Brauereien bis zu kleinen, innovativen - wie im Craft Biergarten "Wüda Hund". Passend dazu wird Kultur serviert: Ein Kabarett mit Pfarrer Rainer Maria Schießler zum Frühschoppen steht auf dem Programm, dazu Gstanzlsingen, Bier-Yoga, ein Bier-Quiz und mehr. Überhaupt gibt es wieder viel zu schauen, zu hören und zum Mitmachen. Im Kunstraum können alle gemeinsam Kunst erschaffen, im Handwerkerdorf zeigen ein Messerschmied, ein Kettensägenschnitzer und ein Glasbläser, wie sie arbeiten. In der Half Moon Bar wird viel getanzt (auch bei kostenlosen Tanzkursen und in der Silent Disco), für Kinder gibt es Bastel-, Koch- und Sportprogramm. Artisten turnen im Amphitheater herum, und im Andechser Zelt, das Nikola Strnad und Klaus Dalheimer neu übernommen haben, treten 66 Bands auf.
Von Alphaville bis ZZ Top: Die Hälfte der Konzerte ist ausverkauft
In der Musik-Arena, wo etliche Legenden, Stars und Senkrechtstarter auftreten, ist die Hälfte der Konzerte schon ausverkauft. Nichts geht mehr etwa bei Toto, ZZ Top, Take That, Clueso, Jan Delay, Pur, Sarah Connor und Dicht & Ergreifend. Schnell Tickets besorgen muss, wer noch Alphaville, The Bosshoss, Nick Mason von Pink Floyd, Status Quo und Canned Heat, Lena und Leony, Loreena McKennitt, Wolfgang Ambros oder Haindling sehen will. Hans-Jürgen Buchner, der heuer 80 wird, hat angekündigt, mit Haindling das letzte Mal auf Tour zu sein. Haindling war 1988 die erste Band, die auf dem Tollwood-Festival aufgetreten ist, die Musiker kommen diesen Sommer zum 18. Mal - und ihr 20 Jahre altes Lied "Leit hoit's zsamm" passt ganz wunderbar zum Festivalmotto.
Fürs Eröffnungskonzert am 21. Juni mit Bilderbuch sind nur noch wenige Karten übrig, nur noch Restkarten gibt es für Schmidbauer & Kälberer, Jeremias und Von Wegen Lisbeth & Kytes. Tickets für die Konzerte in der Musik-Arena gibt es unter Tel.: 089/38 38 500, über München Ticket und Eventim.
Komplimente am Stammtisch - an Unbekannte
Ganz konkret erleben können Tollwoodbesucher das Festival-Motto übrigens auch an verschiedenen Biertischen, die "Stammtische" heißen. Dort stehen Glücksräder mit Fragen wie "Wie geht's dir?" oder "Wo endet deine Freiheit?". Die Fragen kann man dann beliebigen, fremden oder bekannten Tischnachbarn stellen und so ins Diskutieren und Philosophieren kommen. Und es liegen Bierdeckel herum, die ermuntern, dem Nachbarn oder der Nachbarin am Tisch ein Kompliment zu machen. Könnte sehr nett werden.