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Sommerstraßen-Projekt in München: Die Birkenfeldstraße wird zum Schwabinger Idyll

Auch die kleine Birkenfeldstraße an der Simmernschule in München ist für ein paar Wochen ein Sommerstraßen-Projekt. Parken verboten, langsam Durchfahren erlaubt – das gefällt vielen Nachbarn.
Irene Kleber |
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Grill und Bierbank raus auf die Straße, fertig ist das Nachbarschafts-Grillfest am Sommerstraßen-Projekt Birkenfeldstraße in Schwabing.
Grill und Bierbank raus auf die Straße, fertig ist das Nachbarschafts-Grillfest am Sommerstraßen-Projekt Birkenfeldstraße in Schwabing. © Ines Steinheimer

München - Erstaunlich, wie viel Fläche da auf einmal ist. An der Einfahrt aus der Simmernstraße in die kleine Birkenfeldstraße, wo rechter Hand die Schwabinger Simmernschule steht, parkt normalerweise ein Auto hinter dem anderen. Auf über 100 Meter Straßenlänge steht links und rechts unter den alten Linden alles voll, bis hinter die L-Kurve an der Schule.

Seit Anfang Juli sieht das ganz anders aus. Die Stadt hat in der Einmündung zwei sechseckige Beton-Pflanztröge aufgestellt, halb auf der Straße, halb auf dem Gehweg. Daneben ragen zwei Schilder auf, die weiß auf blau anzeigen, dass hier nun ein "verkehrsberuhigter Bereich" beginnt. Ähnlich einer Spielstraße, nur mit dem Unterschied, dass man hier noch im Schritttempo durchfahren darf.

Statt vieler parkender Autos ist vor der Simmernschule nun viel Freifläche hinter den zwei Pflanztrögen, die das Baureferat aufgestellt hat.
Statt vieler parkender Autos ist vor der Simmernschule nun viel Freifläche hinter den zwei Pflanztrögen, die das Baureferat aufgestellt hat. © Daniel von Loeper

Überall gilt Parkverbot: Die Birkenfeldstraße wird zur Sommerstraße

Und links und rechts gilt an der ganzen Straße Parkverbot bis Mitte September. Das örtliche Stadtteilparlament, der Bezirksausschuss Schwabing-Freimann, hat die Birkenfeldstraße der Stadt erneut als temporäres "Sommerstraßen"-Projekt angeboten – zum zweiten Mal nach der Premiere letztes Jahr. An insgesamt neun Sommerstraßen testet das Mobilitätsreferat die angepeilte Verkehrswende und will Erkenntnisse daraus ziehen.

Wie läuft es also? Es ist Donnerstagmittag, der vorletzte Schultag vor den Sommerferien. Anders als etwa drüben in Neuhausen, wo in der Blutenburg-Sommerstraße trotz Verkehrsberuhigung permanent Autos durch die Straße fahren, herrscht hier himmlische Ruhe.

Keine Autos mehr in der Birkenfeldstraße: Für die Schuldkinder ist das sicherer

Bastian Hubmann, ein Lehrer der Simmernschule, hat sich für seine Mittagspause auf den neu aufgestellten Gitterstühlen niedergelassen und plaudert mit einem Besucher. Aus dem Bezirksausschuss sind die zwei Sommerstraßen-Beauftragten Ines Steinheimer von den Grünen und Victoria Meyer-Hoffmann von der SPD da.

"Ich find's lässig hier", meint Lehrer Bastian Hubmann (43, re.), der sich hier auf einen Ratsch niedergelassen hat.
"Ich find's lässig hier", meint Lehrer Bastian Hubmann (43, re.), der sich hier auf einen Ratsch niedergelassen hat. © Daniel von Loeper

Man hat Kuchen auf einer Picknickdecke ausgebreitet, ein Mädchen zieht auf einem Roller Kreise übers leere Kopfsteinpflaster. Durchfahrende Autos?

Kein einziges zu sehen. Ihr gehe es bei diesem Projekt vor allem um die Schulwegsicherheit, sagt Ines Steinheimer, eine streitbare grüne Radlfreundin. "Seit das hier Sommerstraße ist, sind die 25 parkenden Autos weg, inklusive der geduldeten Gehwegparker, da gehen Schulkinder einfach sicherer zur Schule", sagt sie.

Anwohnerin beruhigt: "Die gestrichenen Parkplätze stören nicht besonders"

Damit die auch nach den Ferien noch etwas von der neuen Freifläche haben, hat sie beantragt, die Sommerstraße noch bis 15. September laufen zu lassen. Also noch bis eine Woche nach dem Schulstart im Herbst. Bastian Hubmann jedenfalls, der Lehrer, findet das eine gute Sache. "Ich find's sehr lässig hier ohne Autolärm und ohne geparkte Autos." Das dürfe aus seiner Sicht gerne so bleiben in der Birkenfeldstraße.

Auch eine junge Mutter, die mit ihrem Kinderwagen aus dem Haus kommt, freut sich über den neuen Freiraum vor ihrer Tür. Und was ist mit den gestrichenen Parkplätzen? "Wir haben auch ein Auto", sagt sie, es sei in dieser Ecke des Viertels aber generell nicht schwer, einen Parkplatz zu finden, "und jetzt im Sommer sind viele Leute weg, da stören die gestrichenen Parkplätze nicht besonders."

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Per WhatsApp: Anwohner in der Münchner Sommerstraße verabreden sich zum Spielen und Grillen

Wie einige ihrer Nachbarn ist sie einer Sommerstraßen-WhatsApp-Gruppe beigetreten. Man könne sich jetzt zum Zusammenhocken verabreden, zum Spielen mit den Kindern und auch zum Grillen draußen auf der Straße. Wie beim Eröffnungsfest, als Anwohner einen Grill und eine Biertischgarnitur auf die Straße gestellt und die neue autofreie Zone gefeiert haben.

Endlich mal Platz: SPD-Stadtrat Lars Mentrup nutzt ihn hier für ein Federballspiel mit Victoria Meyer-Hoffmann aus dem Bezirksausschuss.
Endlich mal Platz: SPD-Stadtrat Lars Mentrup nutzt ihn hier für ein Federballspiel mit Victoria Meyer-Hoffmann aus dem Bezirksausschuss. © Daniel von Loeper

"Das ist doch das, um was es im Kern geht", sagt SPD-Stadtrat und Bezirksausschuss-Vize Lars Mentrup, der gerade vorbeikommt, um eine Runde Federball mitzuspielen. "Dass Nachbarn nicht nur allein auf ihrem Balkon sitzen, sondern sich draußen begegnen, sich austauschen, zusammensitzen."

Die Birkenstraße sei im Grunde ideal dafür, "weil sie für den Verkehr im Viertel sowieso fast nicht gebraucht wird." Nur eins freilich sei schade: dass das Sommerferienwetter dem Spielen und Feiern vor der Tür gerade einen Strich durch die Rechnung macht. Aber dafür kann ja keiner was.

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