Soll sich München für Olympia bewerben?
München - Die European Championships, die diesen Sommer stattfanden, gelten als Erfolg. Viele Zuschauer, Sportler, Politiker waren sich danach einig: München kann Großereignisse.
Jetzt, im kalten Winter, erinnert sich CSU-Fraktions-Vize Hans Theiss an den Sommer voll Sport und guter Stimmung – und will mehr: Er beantragt, dass sich München für Olympische Sommerspiele bewerben soll. Den "Rückenwind" der European Championships sollte München nutzen, findet er. Dass München noch einmal einen Vorstoß wagen und sich für Olympia bewerben sollte, ist keine Einzelmeinung der CSU. Auch Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) klingt aufgeschlossen.
Oberbürgermeister Reiter ist Olympia-Idee gegenüber "sehr aufgeschlossen"
Er sei bereits seit Monaten in guten Gesprächen mit dem Deutschen Olympischen Sportbund. Dieser stellt sich laut Reiter die Zukunft der Olympischen Spiele im Verbund von drei, vier Städten vor, die jeweils ihre bereits vorhandene Infrastruktur anbieten. "Ich bin dieser Idee gegenüber sehr aufgeschlossen und habe in den Gesprächen deutlich gemacht, dass es nur mit dem Zuspruch der Menschen vor Ort geht und mit Olympischen Spielen, die die berechtigte Kritik der letzten Jahrzehnte hinter sich lassen", sagt Reiter.
Moderne Olympische Spiele müssen seiner Meinung nach das Thema Nachhaltigkeit ernst nehmen. Eines der wichtigsten Kriterien sei dabei, vorhandene Sportstätten zu nutzen. "München hat hier viel zu bieten", glaubt der OB. Beweis sei der vergangene Sommer. Etwas zurückhaltender äußert sich Reiters Stellvertreterin Katrin Habenschaden von den Grünen. Die European Championships seien mit den Olympischen Spielen, was Kommerz und Gigantismus betrifft, nicht vergleichbar.
Katrin Habenschaden: "Muss Vor- und Nachteile für München sorgfältig abwägen"
"Bislang ist das IOC jeden Beweis, die Olympischen Spiele und deren Vergabe-Kriterien zu reformieren, schuldig geblieben", sagt Habenschaden. Sie spricht sich deshalb dafür aus, die Vor- und Nachteile einer Bewerbung für München sorgfältig abzuwägen. "Eine Bewerbung aus einer sommerlichen Euphorie heraus wäre falsch, genauso aber ein kategorisches Nein", sagt die Bürgermeisterin.
Auch für die SPD-Fraktionschefin Anne Hübner ist die Bedingung, dass sich das IOC reformiert. Stefan Jagel von der Linken und Tobias Ruff von der ÖDP glauben nicht daran, dass das möglich ist. "Wahrscheinlich passt Olympia tatsächlich besser zu autokratisch geführten Regimen", sagt Ruff.
Hans Theiss: "Dürfen die großen Sportereignisse nicht Diktaturen überlassen"
Der CSUler Hans Theiss sieht das ganz anders. Für ihn ist klar: "Wir dürfen die großen Sportereignisse nicht Diktaturen überlassen." Es sei doch heuchlerisch, auf der einen Seite gegen Sportereignisse in Staaten wie Katar zu schimpfen, um dann selbst daheim zu blockieren.
Außerdem hat er die Hoffnung, dass durch die Olympischen Spiele so ähnlich wie Anfang der 1970er Jahre Investitionen in München einen Anschub bekommen – zum Beispiel der Bau der neuen U-Bahnlinie U9. Wie viele Mittel der Bund dafür bereitstellt, ist noch unklar. Durch Olympia könnte die Finanzierung einfacher gehen, glaubt Theiss. Auch ein neues Olympisches Dorf müsste München bauen – wo danach bezahlbarer Wohnraum entstehen könnte, hofft der CSUler.
Stadtbaurätin Elisabeth Merk befürchtet viel Arbeit für München
Dass durch Olympische Spiele Investitionen einen Schub bekommen – daran glaubt auch Stadtbaurätin Elisabeth Merk (parteilos). Allerdings betonte sie kürzlich auch, wie viel Arbeit dann auf die Stadt zukommt. Zeit, die Infrastruktur zu bauen, ist noch mindestens bis 2036. Denn bis dahin sind alle Sommerspiele vergeben.