Söder auf Wolfsjagd: Jetzt nimmt die Politik die Raubtiere ins Visier

Markus Söder und Hubert Aiwanger wollen in Zukunft bei Wölfen und Bären härter durchgreifen. Der Bayerische Ministerpräsident und sein Stellvertreter arbeiten an einer rechtssicheren Verordnung, die den Abschuss der geschützten Tiere vereinfacht, sobald diese zum Problem werden.
Ralf Müller |
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Werden Braunbären bald auch in Bayern heimisch?
Werden Braunbären bald auch in Bayern heimisch? © imago

München - Als Braunbär "JJ1", besser bekannt als "Bruno", im Mai 2006 seine Tatze auf bayerischen Boden setzte, wurde er zunächst vom damaligen Umweltminister Werner Schnappauf (CSU) freudig begrüßt. Der noch unbekannte Braunbär, der in den letzten Tagen in den Landkreisen Rosenheim und Miesbach Spuren hinterließ, wird hingegen von der bayerischen Staatsregierung mit einer Verschärfung der Abschussmöglichkeiten für "große Beutegreifer" empfangen.

Wölfe sollen leichter abgeschossen werden können

Das Landesamt für Umwelt (LfU) hatte am Montag Nachweise eines Bären bestätigt. Über dieses Tier macht sich Ministerpräsident Söder bislang noch keine Sorgen. Das LfU vermutet ein Männchen, das sich auf der Suche nach einem Weibchen weit von der ursprünglichen Population im 120 Kilometer entfernten Trentino entfernt hat.

Auf die Idee, den Bären im Freistaat willkommen zu heißen, kam nach den tragischen Erfahrungen mit dem schließlich erlegten Braunbären Bruno diesmal niemand. Ministerpräsident Markus Söder (CSU) stellte gestern in München vielmehr die baldige Inkraftsetzung einer Verordnung in Aussicht, nach welcher vor allem Wölfe in Zukunft leichter "entnommen", also abgeschossen werden können, wenn sie sich nicht ordentlich verhalten und sich am Nutztierbestand laben.

Besonders der stellvertretende Ministerpräsident und Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (Freie Wähler) macht sich seit Jahren für den Abschuss der Tierart stark. Mit der beabsichtigten Verordnung könne "sehr schnell eingegriffen werden, wenn der Wolf zuschlägt", zeigte sich der leidenschaftliche Jäger nun zuversichtlich.

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Aiwanger: Mit Wolfsbejagung begebe man sich auf "dünnes Eis"

Das "Entnehmen" einer geschützten Tierart wie Wolf und Bär ist rechtlich freilich nicht so einfach, weil die Tiere den strengen Schutz der EU genießen. Das weiß auch Aiwanger. Mit der Wolfsbejagung begebe man sich auf "juristisch dünnes Eis".

Die Verordnung solle "so rechtssicher wie möglich" werden, versprach Söder. Geschockt zeigte sich der Ministerpräsident vom Schicksal des Joggers, der im norditalienischen Trentino von einer Bärin getötet wurde.

In Bayern wird die Regierung vor allem von den Weidetierhaltern wegen gerissener Schafe zur harten Linie gegen den Wolf getrieben. Eine "Rudelbildung" stehe bevor und dann werde es auch für die Menschen um einiges gefährlicher, warnte Söder. Wirtschafts- und Tourismusminister Aiwanger sorgte sich zudem um den Fremdenverkehr. Im Trentino hätten die Bären-Umtriebe bereits negative Auswirkungen auf den Tourismus gezeigt.

Die Zahlen für Bayern zeichnen freilich ein eher harmloses Bild. Nach den Beobachtungen des vom 1. Mai 2021 bis 30. April 2022 reichenden jüngsten "Monitoringjahres" seien im Freistaat gerade einmal 23 offenbar standorttreue Wölfe registriert worden, teilte das LfU kürzlich auf Anfrage mit.

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Bayern – ein Wolf pro 570.000 Einwohnern

Das entspricht rein rechnerisch einem Tier pro 570.000 Einwohner und pro 3.070.000 Quadratkilometer. Im ungleich kleineren österreichischen Nachbar-Bundesland Tirol, das kürzlich ebenfalls eine härtere Gangart gegen Wölfe in Kraft gesetzt hatte, tummeln sich hingegen zur Zeit 19 Wölfe. 40.210 Tiroler müssen sich demnach das Land mit je einem Wolf teilen.

Die meisten Wölfe in Bayern wurden im Norden des Bayerischen Waldes, im Manteler Forst (Oberpfalz) und im Veldensteiner Forst (Frankenalb) registriert, einzelne Tiere auch im Raum Grafenwöhr, im Altmühltal und den Allgäuer Alpen. Im Grenzgebiet der Rhön zu Hessen und zu Thüringen soll nach den Zahlen des vergangenen Jahres ein Exemplar herumstreifen.

In den letzten Jahren stiegen die wolfsbedingten Nutztier-Verluste deutlich an. Zuletzt – nämlich 2021 – registrierte das LfU im Freistaat 65 vom Wolf getötete Nutztiere – mehr als in allen Jahren zuvor. Insgesamt zahlte der Freistaat seit der Wiederkehr des Wolfs rund 34.500 Euro an die Tierhalter – wenig im Vergleich zu den Tiroler Zahlen.

Allein 2022 verzeichnet die Bilanz dort 413 tote und 527 vermisste Weidetiere. 86 Prozent der gerissenen Weidetiere gingen auf das Konto von Wölfen, weitere zehn Prozent werden den drei in Tirol beobachteten Bären und vier Prozent den dort verstärkt auftretenden Goldschakalen angelastet.

Die bayerische Staatsregierung nimmt aber nicht allein den Wolf, sondern auch den Otter ins Visier, dessen Population inzwischen stark zugenommen haben soll. Nicht nur bei der Aufgabe der Weidewirtschaft wegen des Wolfes, sondern auch beim Ende der Teichwirtschaft stehe "Kulturlandschaft" auf dem Spiel, warnte Söder.

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  • glooskugl am 24.04.2023 08:25 Uhr / Bewertung:

    Der Söder ist schon wieder im Wahlkampfmodus. Die Bauern in unserem Lande erreicht der immer.
    Ob es für andere "nicht jodler " auch reicht wird sich zeigen.
    Es lebe der Populismus! Ist doch bekannt ,dass Politiker keine Ahnung haben ,so wie der Habeck keine Ahnung von Heizungen hat. Er ist kein Kaminkehrer -Meister und kein Heizungsbauer aber bevor man Laut wird sollte man mit diesen Herrschaften in Klausur gegangen sein.
    Etagenheizungen die es nache einer Altbaumodernisierung Millionenfach gibt,kann man nicht so einfach durch was anderes ersetzen ...außer man macht die Häuser leer und fängt dann zu arbeiten an. Undd..was meint der Söder?

  • Sarkast am 22.04.2023 17:19 Uhr / Bewertung:

    >>>wenn sie sich nicht ordentlich verhalten und sich am Nutztierbestand laben.<<<

    Erzählen wir einem Bären, Wolf oder Otter einmal, wie sie sich "ordentlich" verhalten sollen.
    Die lachen sich kaputt, denn unsere Nutztiere sind auch die ihren.
    Ja ja, Problembär, Problemwolf und Problembaum.
    Das größere Problem ist der "Problemmensch", der meint, er müßte in dem Naturkreislauf herumpfuschen.
    Aber gut, ich gebe der Spezies Mensch noch ein paar hundert Jahre, dann ist sie wieder so schnell verschwunden, wie sie gekommen ist nach einem Wimpernschlag in der Evolutionsgeschichte.
    Wetten, daß der Plsnet Erde stärker ist als wir kleinen Krabbeltierchen...

  • loewenhund am 22.04.2023 12:03 Uhr / Bewertung:

    vor der landtagswahl wird alles versprochen - der hubsi hat doch die lösung für jeden pfefferspray das hilft gegen die bären

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