So war das Anastacia-Konzert auf dem Tollwood
München - Zugegeben, im Vorfeld kann man sich die amerikanisch gestylte Show von Anastacia nur sehr schwer in einem Festival-Zelt vorstellen. Bei ihrem Tollwood-Auftritt jedoch hat man gesehen, dass es durchaus funktioniert. Denn auf der Bühne passiert so viel gleichzeitig - Musiker, Tänzer, LED- und Laserspiele - dass außerhalb dieser Szene die Welt zu versinken scheint. Außerdem ist die inzwischen 48-jährige Anastacia aus New York nicht nur nach wie vor ein Hingucker, sondern auch noch eine quirlige Entertainerin und faszinierende Sängerin.
Mit ihrer leicht rauchigen Stimme zwischen Rock und Soul hat sie schon etliche Hits und Auszeichnungen eingefahren; und mit ihrem aktuellen Programm „The Ultimate Collection“ präsentiert sie eine Art Wunschkonzert für ihre Fans. Alle großen Erfolge sind dabei, von „Stupid Little Things“ über „Paid My Dues“, „Sick And Tired“, „Cowboys & Kisses“ als Akustik-Version, „Not That Kind“, „I’m Outta Love“ und viele mehr. Da kann ja eigentlich gar nichts schiefgehen. Zumal ihre Art zu singen durchaus auch ganz große Vergleiche verträgt, zum Beispiel mit Tina Turner.
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Locker in Jeans, mit breitem Glitzergürtel und Hippie-Top kommt sie daher, wechselt später mal in ein bodenlanges Kleid, dann wieder zurück. Das Wichtigste aber ist ihre erste Brille mit weißem Rand, ihr Markenzeichen. Diese wird von einer Co-Sängerin in einer Schatulle auf die Bühne getragen; und Anastacia setzt sie feierlich auf. „Jetzt kennt ihr mich wieder, nicht wahr?“
Und so flapst sie sich durch den Abend, lässt einen ihrer Bandmusiker nach dem anderen von den Fans begrüßen („Hi Maria!“) - und macht manchmal ein bisschen zuviel. Zu albern, zu amerikanisch.
Aber sie kann auch ernsthaft sein: „Wenn wir die Nachrichten anschauen, Tag für Tag - man könnte verzweifeln. Die bösen Kräfte sind auf dem Vormarsch - dabei willst du doch nur das Gute. Denk immer dran: Es gibt noch mehr Menschen, die so denken wie du. Du bist nicht allein!“ Und dann die Ballade „You’re Not Alone“. Während des ganzen Konzerts kleine Geschenke und Blümchen für den Star, auch Briefe. Die Fans nehmen Anteil an ihrem Schicksal, wünschen ihr viel Kraft in ihrem weiteren Kampf gegen den Krebs. Und Anastacia? Sie macht nicht den geringsten Eindruck, als ob ihr irgend etwas fehlen würde - im Gegenteil. Fast zwei Stunden lang gibt sie das Energiebündel vom Dienst, ist fast nicht einzubremsen.
Am besten ist sie in den schnellen Soul-Nummern, zieht alle Tanz- und Gesangsregister gleichzeitig. Und alle tanzen fröhlich mit. Die Bestuhlung im Zelt hätte man sich eigentlich sparen können.
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