So viele Radikale tragen in München Waffen

Fast 30 extremistische Personen in München haben einen Waffenschein. Ihnen die Lizenz zu entziehen, ist jedoch schwierig.
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Jemanden den Waffenschein zu entziehen gestaltet sich als schwierig.
Jemanden den Waffenschein zu entziehen gestaltet sich als schwierig. © Jan-Peter Kasper/Symbolbild/dpa

München - Im September wurde der Tankwart Alex W. erschossen. Zuvor hatte er seinen mutmaßlichen Mörder dazu aufgefordert, eine Maske aufzusetzen. Danach feierte die rechtsextreme Szene die Tat im Internet.

Für die Grünen-Fraktion im Stadtrat war das der Anlass genauer nachzufragen, wie viele Rechtsextreme und "Querdenker" in München Waffen tragen. Die Antwort des Kreisverwaltungsreferats (KVR) liegt nun vor: Demnach haben 27 Personen, die dem extremistischen Spektrum zugeordnet werden, einen Waffenschein. Davon sind laut KVR 19 dem rechtsextremistischen Spektrum und/oder der sogenannten "Querdenker"-Szene zuzuordnen.

Waffenschein abnehmen nicht möglich

Der Rest sind Islamisten oder Extremisten aus dem Ausland. Bei einem großen Teil dieser Menschen ist es laut KVR allerdings nicht möglich, ihnen den Waffenschein abzunehmen. Bei zehn Personen sei das Ministerium gemeinsam mit der Waffenbehörde des KVR zu dem Schluss gekommen, dass es keine "ausreichenden Gründe" gebe.

Bei einigen Personen habe es zum Beispiel den Verdacht gegeben, dass geplant ist, Bürgerwehren zu bilden, Selbstjustiz zu üben und mit Waffengewalt gegen Minderheiten und politische Repräsentanten vorzugehen. Dann habe sich der Verdacht aber doch nicht erhärtet und entsprechende Ermittlungsverfahren wurden eingestellt, heißt es von der Stadt.

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Auch ein anderer Extremist, der zu einer Geldstrafe von 50 Tagessätzen verurteilt wurde, weil er sich extremistisch äußerte, muss demnach seinen Waffenschein nicht abgegeben. München ist mit diesem Problem nicht alleine. Anfang 2021 hatte eine Anfrage der Linken im Bundestag gezeigt, dass die Zahl der Rechtsextremisten mit Waffenbesitz innerhalb eines Jahres deutlich gestiegen ist. Ende Dezember 2021 besaßen demnach bundesweit rund 1200 tatsächliche oder mutmaßliche Rechtsextremisten legal Waffen - ein Anstieg um knapp 35 Prozent im Vergleich zu Ende 2019.

Stadt hat kaum Handlungsspielraum

Ein Grund für den Anstieg ist, dass die Behörden seit einer Novelle des Waffenrechts zwar genauer überprüfen, wer eine Waffe tragen darf - sie den Menschen wieder abzunehmen, bleibt aber schwierig. Die Träger gehen oftmals juristisch gegen Behörden vor und diese Verfahren können sich in die Länge ziehen. Handlungsspielraum bleibe der Stadt München kaum, meint Grünen-Stadtrat Dominik Krause. Vielmehr müssten sich die Gesetze auf Bundesebene ändern. Auch müsste es Pflicht sein, dass sich Behörden in den einzelnen Bundesländern besser austauschen, findet Krause.

Zum Beispiel lebte der rechtsextreme Attentäter Tobias R., der einen Anschlag in Hanau verübte, längere Zeit in München und verwahrte hier seine Waffen. Kenntnis hatte das KVR darüber allerdings nicht. Auch OB Dieter Reiter (SPD) hat deshalb gefordert, dass die Gesetze geändert werden müssen.

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9 Kommentare
Bitte beachten Sie, dass die Kommentarfunktion unserer Artikel nur 72 Stunden nach Veröffentlichung zur Verfügung steht.
  • Therapeut am 13.01.2022 13:40 Uhr / Bewertung:

    Dass Waffen in die Hände von Radikalen und Extremisten gelangen, muss zum Schutz der Allgemeinheit mit allen Mitteln verhindert werden. Diese Leute können sich nicht sachlich auseinandersetzen und sind leider unberechenbar. Deshalb sind sie ja Extremisten.

  • aberdochsonicht2 am 13.01.2022 15:22 Uhr / Bewertung:
    Antwort auf Kommentar von Therapeut

    Kein Extremist erwirbt legal auf dem äußerst "steinigen" Weg über die Behörden eine scharfe Waffe, bereits um den Münchner Hauptbahnhof ist seit dem Jugoslawienkrieg ein umfangreiches Sortiment illegal zu haben. (Aussage eines Polizeibeamten) Hier wäre eine Anfrage der Grünen gerechtfertigt, was aber wahrscheinlich nicht in deren Sinne ist.

  • tutwaszursache am 13.01.2022 16:07 Uhr / Bewertung:
    Antwort auf Kommentar von aberdochsonicht2

    Vielleicht nicht, aber es gibt halt immer wieder Fälle, in denen vormals "normale" Menschen mit Waffenbesitzkarte immer weiter ins Extreme abdrehen.

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