So sollen Münchens Plätze grüner werden

Die CSU startet eine Baumoffensive in München, um das Stadtklima zu retten. Das ist nicht genug, kritisieren Experten.
von  Sophie Anfang
Kein Baum, kein Strauch: auf dem Willy-Brand-Platz gibt es kein Grün.
Kein Baum, kein Strauch: auf dem Willy-Brand-Platz gibt es kein Grün. © AZ-Archiv/Gregor Feindt

München - Über dem Asphalt flirrt die Luft, von den Hauswänden reflektiert die drückende Hitze: Es war kein Vergnügen, in der vergangenen Woche durch die Innenstadt oder entlang großer Straßen zu laufen. München ist – wie alle Städte – eine Hitzeinsel mit zu viel Beton und zu wenig Grün.

Die CSU im Stadtrat möchte das nun ändern und mehr Bäume in die Stadt bringen; Experten warnen jedoch schon, dass das bei Weitem nicht reicht.

CSU möchte grünere Plätze in München

In einem zweiteiligen Antrag fordern die Christsozialen die Verwaltung auf, die Stadt ein Stück weit vom Beton zu befreien. So sollen bei Neubauprojekten Plätze künftig mit Bäumen und Blühwiesen geplant werden. Bei Bestandsbauten soll überprüft werden, ob auf Plätzen oder Freiflächen Raum ist zum Nachpflanzen.

Bedarf dafür gibt es. Zwei Negativbeispiele nennt Evelyne Menges (CSU), die den Antrag miteingebracht hat, im Gespräch mit der AZ: zum einen den Willy-Brandt-Platz, seit seiner Errichtung gerne als Betonwüste bezeichnet, und den Ackermannbogen, an dem, so Menges, ebenfalls noch Platz für mehr Bäume wäre.

"Die Stadt ist im Vergleich zum Umland einfach überhitzt"

"Die Stadt ist im Vergleich zum Umland einfach überhitzt. Diese Zubetonierung ist eine Katastrophe", sagt sie zur AZ. Deshalb müsse man zumindest bei den städtischen Flächen beginnen umzudenken – auf private Bauvorhaben habe man leider weniger Einfluss. Perspektivisch fände es die CSU-Politikerin sinnvoll, bei Neubauprojekten einen bestimmten Anteil an Grünflächen vorzuschreiben. Zudem solle man höher bauen und um die Gebäude mehr Grün lassen.

Ein weiteres Problem, das Menges sieht: Für viele Bauprojekte werden alte Bäume gefällt. Ersatzpflanzungen genügten da als Ausgleich nicht.

Tatsächlich liegen die Temperaturen im Stadtgebiet im Schnitt deutlich über denen des Umlands. Auch deshalb gehen Sebastian Gardt vom Begrünungsbüro des Umweltvereins Green City die CSU-Pläne nicht weit genug. "Das ist ein erster Schritt", sagt er zur AZ, "aber bei Weitem nicht ausreichend."

Nur wenig Raum für zusätzliche Bäume

Die meisten Bauprojekte, so Gardt, fänden im Bestand statt. Raum für zusätzliche Bäume sei da nur wenig. Das liegt an den vielen unter den Trottoirs und Häusern verlegten Leitungen. Auch zum Wurzeln haben Stadtbäume oft wenig Platz – und es mangelt ihnen an Wasser. Das liegt ebenfalls daran, dass die Stadt stark versiegelt ist – das Wasser fließt durch Kanäle einfach ab, statt im Boden gespeichert zu werden.

Ein Baum mit wenig Wasser spendet zwar Schatten, bringt aber weniger Kühlung durch Verdunstung. Gardt vergleicht diesen Effekt mit dem eines nassen Handtuchs.

Stichwort Versiegelung: Ohnehin müsse man viel mehr Flächen vom Beton befreien, so Gardt. Innenhöfe etwa. Und noch etwas merkt der Begrünungsexperte an: Auch an die Fassaden müsse man denken: "Die wirken wie ein Hitze-Akku." Die Lösung: Sie begrünen (wie, erklärt das Begrünungsbüro Interessierten kostenfrei, Telefon: 890 668 320). "Die Lösungen haben wir", so Gardt. Nur umsetzen müsse man sie noch.

Lesen Sie hier: Münchner Grüne wollen Oben ohne auch im Freibad erlauben lassen

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